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Johann Andreas Silbermann im Freiberger Bergwerk

Vor 274 Jahren reiste der Straßburger Orgelbauer Johann Andreas Silbermann durch Sachsen. Seine Eindrücke hielt er in einem Reisetagebuch fest, das wir inzwischen digitalisiert haben. Mitte März 1741 machte Silbermann in Freiberg Station und nutzte die Gelegenheit gern, auch den Bergbau genauer kennenzulernen:

d 15 Mertz. Als ich vom Oberberg Hauptmann, und H bergrath Henkel erlaubtnus hatte ins bergwerck zu fahren, so wurde ich ein kleine stund weit von Freyberg geführet z[um] jungen löben genant, da man einen berghabit vor mich gerüst hatte, als ich nun damit eingekleidet war, so fuhr der Steiger voran, und ich als nach, wir waren 16 farthen tieff, à 12 ehlen das vertrießlichste darinnen war, daß einem bißweilen das waßer über den Kopff hinab lieff, da noch dazu die leite oben über sich hiengen und man mußte geschehen laßen daß es einem in[s] gesicht lieff und dieses hatte man ein[e] gantze farth tieff auszustehen.

Wo es an edlichen orthen stollenweis /:daß ist wan man eben gehen kan:/ gienge, so mußten wir über höltzer steigen und vielmahl auf allen vieren auf und ab kriechen, dabey man vom waßer viele incommoditaet aus zustehen hat, zu unterst arbeitete ich auch edliche stücke Ertzt loß, es ist solches eine sehr mühesame arbeit, dan man hat an edlichen orthen nicht einmahl so viel platz daß man aufrecht auf den knieen hinter schlupffen und arbeiten kan, ich versuchte es in einem solchen ort, es wurde mir aber angst und bang dabey.

Die bergknappen entblößen sich den oberleib an solchen orthen, nur daß Sie sich beßer regen können. Auch wurde nur eine Mine darunten gesprenget welches wegen dem plitz und donnern couriese zu sehen und zu hören, von wegen denen vielen Klüfften, als ich bey 2 stunden unter der erde zugebracht habe, so stiegen wir wieder hinauf.

Nachdem giengen wir auf die schmeltzhütten, da ich dan eben recht kam den Silberblick zu sehen, es gehet solches so geschwind zu, als wan man das wetter leuchten siehet. Man meinet anfangs man käme in die hölle, wegen dem sehr vielen feuer, und dem entsetzlichen dampff, welcher Grün, gelb und schwartz sich allenthalben herum ziehet. Die gantze gegend wo diese hütten stehen ist schwartz, auf der seite ist ein sehr langes gebäu worinnen die ertze wie sie von den Stampffen kamen in sehr viele hauffen hingeschüttet waren ob gleich diese gegend nichts andres als bley und Silber führet, so siehet man doch fast so vielerley farben als hauffen da liegen.

Was Silbermann in Freiberg noch erlebte – einen Besuch bei Bergrat Henkel zum Kaffee, eine Besichtigung des Domes und der "Lilienkanzel", Geschichten auf den Spuren Kunz von Kauffungens, Lorenz Richters und im Schloss – können Sie hier lesen. Vielleicht hätte Johann Andreas Silbermann auch selbst getwittert... heute begleiten wir seine Reise Tweet für Tweet nachträglich.

 

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