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Fluch oder Segen? Wie uns die Digitalisierung verändert. – Ein Fazit der Diskussionsreihe

Prof. Dr. Thomas Bürger, Sebastian Gemkow und Constanze Kurz

Volles Haus an vier Abenden im Vortragssaal der SLUB - so kann man wohl das erste Fazit unserer gemeinsamen Veranstaltungsreihe mit der Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) ziehen, in der die Vor- und Nachteile der Digitalisierung insbesondere unter den vier Gesichtspunkten Gesellschaft, Verhalten, Sprache und Wissen diskutiert wurde. Dabei kamen zahlreiche Experten aus Dresden aber auch aus ganz Deutschland zu Wort.

Rückblick auf die Veranstaltungsreihe

Den Anfang machten der sächsische Justizminister Sebastian Gemkow sowie die Informatikerin und Chaos-Computer-Club-Sprecherin Constanze Kurz, die sich beide vor allem mit der IT-Sicherheit auseinandersetzten und dort großen Nachholbedarf sahen. Justizminister Gemkow sieht sich diesbezüglich vor allem in Hinblick auf die Einführung der E-Akte konfrontiert. Die IT-Sicherheit war auch ein immer wiederkehrendes Thema in den Publikumsfragen.

Das größte Publikumsinteresse konnte Prof. Manfred Spitzer mit seinem Vortrag zum Thema "Digitalisierung und Verhalten" für sich verbuchen. Spitzer, der Bestsellerautor und Leiter einer psychiatrischen Klinik ist, mahnt stets, insbesondere kleine Kinder vor zu frühem Kontakt mit digitalen Medien zu schützen und trifft damit den Nerv vieler besorgten Eltern und Lehrer. Gleichzeitig musste er sich aber auch kritische Fragen zu seinen Darstellungen gefallen lassen.

 

 

 

Sehr unterhaltsam und informativ war der Abend mit Prof. Ludwig Eichinger, der noch bis Ende Juli das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim leitet. Er bescheinigte der Digitalisierung eine ähnlich revolutionäre Auswirkung auf die Sprache wie die Erfindung des Buchdrucks, geht aber davon aus, dass sich für jedes Medium eine adäquate Sprache ausbilden wird, so dass es weniger zu einer befürchteten "Sprachverschlechterung" sondern eher einer breiteren Varietät kommen wird.

 

Den Abschluss unserer Reihe bestritten der Dresdner Informatik-Professor Gerhard Weber und der Nürnberger Kommunikationswissenschaftler Prof. Volker Banholzer, die hinterfragten, wie die Digitalisierung unser Wissen beeinflusst. Banholzer ging dabei vor allem auf die sich verändernde Rolle der Medien ein und die Tatsache, wie sich das Publikationsverhalten der Menschen geändert hat. Weber appellierte an das Publikum, an den immer neuen und sich weiterentwickelnden Techniken dranzubleiben - denn nur so können diese ihren Nutzen für uns voll entfalten und verlieren bei der Beschäftigung damit auch ihren "Schrecken".

 

Zwei Statements zum Abschluss

 

 

Der Generaldirektor der SLUB, Prof. Dr. Thomas Bürger, resümiert:

 

Die Digitalisierung aller Lebensbereiche trägt zur Gereiztheit aktueller gesellschaftlicher Debatten bei. Die Diskussionen haben gezeigt, dass das Interesse an guter Information und Wissen größer ist als die Lust am Krawall. Wie kann ich den Datenschutz mit größtmöglicher Datenfreiheit vereinbaren? Bis zu welchem Lebensalter sind Smartphones schädlich, ab welcher Lebensstufe ist der Erwerb von Medienkompetenz notwendig? Zwei von vielen Zukunftsfragen, die nur sachlich und gelassen beantwortet werden können. Eine schöne Erkenntnis der Reihe: Jung und Alt können und wollen miteinander ins Gespräch kommen. Und sie sind sich der Verantwortung bewusst, dass mit Vernunft und Mitwirkung auch so große Themen wie Digitalisierung und Globalisierung lösbar sind.

 

Eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen, wie es Dr. Joachim Klose (Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Politisches Bildungsforum Sachsen) sich in seinem Fazit wünscht:

 

Wir bewundern den Fortschritt und die heutigen Möglichkeiten der Technik. Gleichzeitig müssen wir diese Entwicklung mit unseren menschlichen Begabungen intensiv begleiten und auch kritisch hinterfragen. Die Darstellung und Diskussion dieses Spannungsfeldes ist in der Debattenreihe sehr gut gelungen. Die SLUB ist dafür auch ein wunderbarer Ort, steht sie doch gleichzeitig für das Bewahrende und den Blick nach vorne. An der Resonanz des Publikums hat sich gezeigt, dass Jung und Alt sowohl "Fluch" als auch "Segen" erkennen und die Auseinandersetzung mit dem Thema schätzen. Wir freuen uns auf eine gemeinsame Fortsetzung dieses Veranstaltungsprojekts mit der SLUB!

 

Bilder von den Veranstaltungen: SLUB Dresden / Christina Schneider und Cynthia Meißner

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