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Buchstadt Leipzig – Leipziger Drucke auf Sachsen.digital

 

Gerade ist es wieder soweit: Die Leipziger Buchmesse startet und lädt Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren, Fachpublikum und Verlage ein, sich rund ums Buch auszutauschen und zu informieren.
Leipzig als Buchstadt

Dass das Buch in Leipzig Tradition hat, zeigt ein kurzer Blick in die Stadtgeschichte. 1481 erschien in der Werkstatt des Buchdruckers Marcus Brandis der früheste bisher bekannte Leipziger Druck und noch um 1500 siedelten weitere Drucker in der Stadt ihr Unternehmen an. Auch Buchmessen gab es in Leipzig bereits seit den 1490er Jahren. Diese trugen zunächst eher regionalen Charakter, gewannen aber zunehmend an Bedeutung. So gelang es der Leipziger Buchmesse um 1680 der Frankfurter Messe ihre bis dahin führende Position streitig zu machen. Im 17. Jahrhundert hatte sich die Stadt zudem zu einem wichtigen Druckerei- und Verlagsstandort entwickelt und gewann auch als ein Zentrum des Zwischenbuchhandels bald weitreichende Bedeutung. Im Jahr 1900 gab es in Leipzig schließlich über 2.200 Unternehmen aus der Buchbranche. Der Großteil der Firmen, zu denen bekannte Namen wie Breitkopf & Härtel, Brockhaus oder Reclam zählten, befand sich dabei im Graphischen Viertel in der Leipziger Ostvorstadt. Die Gründung von aufs Buch spezialisierten Ausbildungsstätten und von Einrichtungen wie dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler oder der Deutschen Bücherei stärkte darüber hinaus Leipzigs Position als Buchstadt. Durch die Kriegsgeschehnisse und politischen Umbrüche verlor die Stadt im 20. Jahrhundert ihre führende Rolle auf dem Gebiet des Buchhandels und -gewerbes. Unter anderem mit der ab 1991 neu gestarteten Leipziger Buchmesse und dem Literaturfest „Leipzig liest“ konnte Leipzig jedoch in jüngerer Zeit wieder an alte Traditionen anknüpfen.

Bücher aus Leipziger Verlagen auf Sachsen.digital

Ein Zeugnis für Leipzigs Blütezeit als Buchstadt findet sich nun auch auf Sachsen.digital. Die Universitätsbibliothek Leipzig hat aus Mitteln des von der SLUB koordinierten Landesdigitalisierungsprogramms für Wissenschaft und Kultur über 9000 Bände aus Leipziger Verlagen digitalisiert, die weltweit genutzt werden können und auf den Seiten der UB Leipzig und der SLUB Dresden bereitgestellt werden. Die Drucke stammen aus der Zeit 1851 bis 1920 und spiegeln damit die große Zeit des Leipziger Buchwesens wider, als mehrere Verlage ihren Sitz in der Stadt an der Pleiße hatten. Ein Blick in die von der SLUB digitalisierten Adressbücher Leipzigs in die Rubrik Buchhandlungen und Verlagsbuchhandlungen verdeutlicht die damalige reiche Verlagslandschaft mit ihren großen Namen

Besonders ertragreich für die Forschung zur Gründungsgeschichte der Weimarer Republik, deren Gesellschaft und der politischen Konflikte dieser Zeit könnten die Drucke von 1919/1920 sein. Diese stehen nun als frei zugängliche Quellen digital zur Verfügung. Dazu gehört auch „Der Fall Valentin“. Veit Valentin, außerordentlicher Professor an der Universität Freiburg, hatte vor der expansiven Politik der Alldeutschen im Ersten Weltkrieg gewarnt. Schnell geriet Valentin ins Visier Georg von Belows, des Prorektors der Universität, der ihm vorwarf, den alldeutsch gesinnten Ernst Graf von Reventlow in einer Rezension „persönlich erledigt“ zu haben. Aufgrund des massiven Drucks musste Veit Valentin 1917 auf seine Lehrberechtigung an der Universität Freiburg verzichten. Linksliberal und demokratisch, was sich in Valentins Veröffentlichungen deutlich ablesen lässt, emigrierte er 1933 nach England und später in die USA. Die von Felix Rachfahl, Geschichtsprofessor an der Universität Freiburg, herausgegebene Dokumentensammlung zum damals aufsehenerregenden Prozess um den „Fall Valentin“ finden Sie nun sowohl auf Sachsen.digital als auch in den Katalogen der SLUB und der UB Leipzig.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und viele neue Erkenntnisse bei der Nutzung der Drucke Leipziger Verlage.

Konstantin Hermann / Annette Scherer
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