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Königliches Gästebuch für das Weingut Hoflößnitz Radebeul ersteigert und digitalisiert

Zur Weinlese findet man den schönsten Platz Dresdens in Radebeul, im 600 Jahre alten Weingut Hoflößnitz. In dem Lusthaus verbrachten die Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen regelmäßig ihre Wein- und Jagdferien. Die Malereien aus dem 17. Jahrhundert sind bis heute grandios erhalten: das Zimmer der Kurfürstin schmücken Blumen und Allegorien der freien Künste, den Festsaal Bildnisse brasilianischer Vögel und die Räume des Kurfürsten besondere Jagdtrophäen (weiße Hirsche, 30-Ender etc.).

 

Nun konnte die SLUB auf einer Auktion bei Ketterer in Hamburg drei Kostbarkeiten ersteigern. Für ihre Handschriftensammlung erwarb sie das Gästebuch des Weinkellers im Dresdner Schloss mit Eintragungen aus den Jahren 1768 bis 1913. Und für die Stiftung Hoflößnitz Radebeul ersteigerte sie zwei Gästebücher des Weinguts der Jahre 1694 bis 1715 und 1710 bis 1728. Darin haben sich August der Starke, seine Mätressen und die adlige Hofgesellschaft gleich mehrfach verewigt, insgesamt mit ca. 160 Eintragungen. Aurora von Königsmarck, erste offizielle Geliebte des Königs, ihr gemeinsamer Sohn Moritz von Sachsen, der spätere Marschall von Frankreich, zählten dazu, natürlich auch Gräfin Cosel ("Ein bißchen Wein im Kopf trägt Liebe ins Herz") oder Gräfin Dönhoff, Mätresse von 1713 bis 1719 ("ich diene immer den gleichen Herren, meinen Göttern").

 

August der Starke nutzte die Jagden rings um Moritzburg, Coswig und Weinböhla auch zu politischen Treffen. Mit dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preußen legte er 1728 Streitigkeiten bei und bereitete ein Handelsabkommen vor. Friedrich der Große war als 16jähriger Kronprinz dabei: "Tout pour Dieu et pour les deux Roys. Frederic" notierte er pflichtgemäß im "Einschreibe-Buch".

 

Fotos: Das Weingut 1667, das Zimmer des Königs im Zustand 2001, die beiden Gästebücher 1694 bis 1728 (SLUB Dresden)

 

Um diese Kostbarkeiten für die Öffentlichkeit zu sichern, haben Stiftung Hoflößnitz und SLUB kooperiert. Eine Kopie des Originals wird künftig im Weingut zu sehen sein, die digitale Kopie ist ab sofort in den digitalen Sammlungen der SLUB frei zugänglich. Dies gilt auch für das Vinicultur-Büchlein von Johann Paul Knohll über den Weinbau entlang der Elbe, gedruckt in Dresden 1667, geschmückt mit einer Ansicht des Weinguts und einem Lobgedicht des Dresdner Dichters und Bibliothekars David Schirmer.

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