SLUBlog

Permalink

Die erste digitale Briefedition der SLUB ist online.

Um Briefausgaben zu bedeutenden Persönlichkeiten zu veröffentlichen, benötigte man früher viele Jahre, manchmal Jahrzehnte. Gedruckte Editionen konnten ja erst veröffentlicht werden, wenn alle Briefe zusammengetragen, geordnet, ediert und kommentiert waren. Alternativ wurden Briefwechsel häufig "in Raten" gedruckt, verteilt über viele Publikationen.

Bei der Digitalen Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels haben wir mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewusst einen anderen Weg gewählt. Nach knapp zwei Jahren können wir eine Beta-Version mit 3.500 Originalbriefen aus mehr als 40 Archiven und Bibliotheken digital ins Netz stellen, darunter 3.000 aus dem Nachlass in der SLUB. Ferner wurden rund 2.400 bereits gedruckte Briefe digitalisiert und als Volltexte durchsuchbar gemacht, wozu viele Verlage vorher ihre Zustimmung gegeben haben.

Die Projektpartner sind die SLUB, das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren an der Universität Trier und Privatdozent Dr. Jochen Strobel an der Universität Marburg (vorher TU Dresden). An der SLUB wurden im Vorfeld rund 3.000 gebundene Briefe in der Restaurierungswerkstatt ausgebunden, dabei Schäden von Kriegseinwirkungen 1945 beseitigt. Es folgte die Verzeichnung in der nationalen Autographen-Datenbank Kalliope und die Digitalisierung im Dresdner Digitalisierungszentrum. Über Standardschnittstellen sind Daten und Images in die erfolgreich weiterentwickelte virtuelle Editionsumgebung in Trier transferiert worden. In den nächsten vier Jahren wird Dr. Claudia Bamberg an der Universität Marburg, unterstützt durch studentische Hilfskräfte, die Transkription, Textauszeichnung und Verlinkung der Briefe fortsetzen.

Dies alles geschieht transparent im Netz und in der Erwartung, dass künftig durch den Einbau interaktiver Tools sich auch Wissenschaftler und Interessierte direkt durch Mitarbeit oder Kommentierungen beteiligen können. Auch werden aktuell Verfahren in Kooperation erprobt, nun auch handschriftliche Briefe maschinenlesbar in Volltexte umzuwandeln. Alle technischen Tools sind nachnutzbar, um die Zusammenarbeit zwischen Personen und Institutionen im Netz nachhaltig zu erleichtern. Anregungen und Kritik sind jederzeit willkommen.

Das Interesse an dem Dresdner Nachlass August Wilhelm Schlegels, der als Literaturpapst um 1800, Begründer der Romanistik und Indologie, Rektor der Universität Bonn und Shakespeare-Übersetzer renommiert war, ist mit Forschungsprojekten an deutschen, englischen und indischen Universitäten deutlich angestiegen. Mit dem Auf- und Ausbau digital-vernetzter Infrastrukturen will die SLUB die Digital Humanities, die kulturwissenschaftliche Forschung in und mit Bibliotheken stärken.

0 Kommentar(e)