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„… mit Leidenschaft“ puzzeln

„Nicht schnell, aber mit Leidenschaft“ überschrieb Robert Schumann im Sommer 1847 die ersten Takte eines neuen Werkes. Ein Klaviertrio sollte es werden – und damit Beitrag zu einer Gattung, die der 37-jährige, der sich die musikalischen Genres gern „en bloc“ aneignete, gerade  im Dialog mit seiner Frau, der Pianistin Clara Schumann schöpferisch erkundete. Clara hatte ihm zum Hochzeitstag am 12. September im Jahr zuvor ein Klaviertrio gewidmet und damit den künstlerischen Austausch neu angestoßen, war Robert doch zuvor schon vor allem von ihrer Interpretation Beethovenscher Klaviertrios beeindruckt. Ein sehr persönliches Werk also entstand hier – persönlich aber nicht nur im Hinblick auf die innere musikalische Gestalt, sondern persönlich auch in der Form. Kammermusik galt dem häuslichen Musizieren schließlich viel mehr als der öffentlichen Darbietung. Insofern ist das Werk beispielhaft für Schumanns Dresdner Zeit (er verbrachte von Dezember 1844 bis September 1850 immerhin fast sechs Jahre hier): im höfisch dominierten Konzertleben der Stadt fasste er kaum Fuß, die Konzentration auf das bürgerliche häusliche Musizieren ist so Kennzeichen der äußeren Bedingungen, wie möglicherweise auch der inneren Bedürfnisse.

Im Sommer 1847 jedenfalls notierte Clara:

 

„Robert ist jetzt sehr fleißig, er schreibt an einem Klaviertrio, das ein Opus mit dem ersten [den später so genannten Fantasiestücken für Pianoforte, Violine und Violoncello, Op. 88] werden soll; ich freue mich, daß er auch einmal wieder an das Klavier denkt. Er scheint selbst sehr zufrieden mit seiner Komposition.“

 

Zu Claras Geburtstag am 13. September, einen Tag nach dem nächsten Hochzeitstag, überreichte Robert Clara das fertige Werk, und es wurde noch am selben Abend uraufgeführt.

 

„Es klingt wie von einem, von dem noch vieles zu erwarten steht, so jugendfrisch und kräftig, dabei doch in der Ausführung so meisterhaft! […] Der erste Satz ist für mich einer der schönsten, die ich kenne“

 

begeisterte sich Clara. Einige Male noch wurde das Trio im privaten Kreis musiziert, mit Dresdner Musikern, vor allem den Brüdern Franz und Friedrich Schubert, aber auch mit alten Leipziger Freunden, den Gewandhausmusikern Ferdinand David und Johann Andreas Grabau. Es wurde immer wieder umgearbeitet und verändert. Im Sommer 1848 nahm es Breitkopf & Härtel schließlich in Verlag und begründete damit – beginnend mit der ersten öffentlichen Darbietung in einer Abendunterhaltung des Tonkünstlervereins am 13. November 1848 in Leipzig – eine bis heute ungebrochene Rezeption. Nach wie vor gehört das Trio zum Repertoire etlicher Ensembles und zählt zu den beliebtesten Klaviertrios. Grundlage für alle Aufführungen und Ausgaben ist jedoch in erster Linie die Erstausgabe von 1848 – denn die Skizzen, über die sich Clara im Jahr zuvor so gefreut hatte und auf denen die erste Fassung beruht, sind 1911 in den Handel und daraufhin in Privatbesitz gekommen – der Öffentlichkeit nicht zugänglich, für die Forschung nur in äußerst begrenztem Maße. Nun aber steht dieser erste Entwurf zum Verkauf. Die SLUB Dresden hat Gelegenheit das Autograph zu erwerben und es damit nicht nur dauerhaft für die Öffentlichkeit zu erhalten, sondern es auch einem Markt als Spekulationsobjekt zu entziehen, der mit einem musikhistorisch so wertvollen Objekt wie es ein vollständiger Entwurf zu einem wichtigen Werk unserer Kultur ist, v.a. wirtschaftliche Interessen verfolgen will. Volker Hagedorn hat in einer Kolumne jüngst darauf hingewiesen, wie die Entfaltung der den Manuskripten inne liegenden Bedeutung für Wissenschaft, Praxis und interessierte Öffentlichkeit durch das Einschließen der Unikate in private Tresore verhindert wird.

 

Um das Autograph zu erwerben, fehlen der SLUB trotz großzügiger öffentlicher Förderung noch 30.000 Euro. Dieser Betrag soll mit bürgerlichem Engagement zusammengetragen und damit der Ankauf ermöglicht werden. 150 „Teile“ der Handschrift werden für 200 Euro ausgelobt und können durch Musikliebhaber und Mäzene, individuell und gemeinsam mit anderen, institutionell und privat erworben werden – und die Handschrift wird Stück für Stück sichtbarer und öffentlicher. Einem Puzzle gleich ergibt sich so das Bild von Schumanns leidenschaftlicher Idee für Clara – und für uns ein unschätzbarer Einblick in den Schaffensprozess und die Werkstatt des Komponisten.

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

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