Die in der Leipziger Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz befindliche Musikbibliothek beherbergt zahlreiche alte und seltene Musikalien und Musikliteratur aus dem reichen und jahrhundertealten Musikleben Leipzigs. Ihr besonderer Schatz ist die „Carl-Ferdinand-Becker-Sammlung“ aus dem Jahr 1856. Dieses Kleinod wird von der SLUB im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms nun in digitaler Form erschlossen und steht sodann in den Digitalen Sammlungen zur Verfügung.
Carl Ferdinand Becker, der Organist der Leipziger Peters- und Nikolaikirche, übergab die Sammlung 1856 gegen eine jährliche Leibrente von 100 Talern und dem Versprechen der "Gesonderten Aufstellung als 'C.F. Beckers musikalische Bibliothek' entsprechend den Katalogen und Signaturen in 4 Abteilungen" an die Stadt Leipzig. Die für berufliche Zwecke angelegte Bibliothek ist eine universal angelegte Sammlung, die mit ca. 3.500 Titeln alle Epochen, Gattungen und Formen der Musik berücksichtigt.
Die Übernahme dieser Sammlung gilt als die eigentliche Gründung der Musikabteilung der Stadtbibliothek, da bis zu diesem Zeitpunkt nur ein sehr lückenhafter und kaum systematisch gesammelter Bestand an Musikalien und musiktheoretischen Werken nachzuweisen war.
Die Becker'sche Sammlung umfasst Vokal- und Instrumentalmusik in gleichem Maße und reicht von der geistlichen Musik bis zum Volkslied, von der Sinfonie bis zum Tanz. Ein wirkliches Findbuch sind die beiden handgeschriebenen Folianten, der Katalog der Becker-Sammlung.
Eine der bekanntesten Handschriften ist das Andreas-Bach-Buch, eine Sammelhandschrift, die im Umkreis J. S. Bachs entstand und diverse Klavier- und Orgelkompositionen desselben sowie seiner Zeitgenossen überliefert. Diese Sammelhandschrift gilt unter Bach-Spezialisten als besondere Quelle. Die große Anzahl von Lauten- und Orgeltabulaturen der Becker-Sammlung in historischer Notation, gedruckt und handgeschrieben, ist nahezu einmalig in Deutschland.
Leipzig, Stadtbibliothek, Becker III.5.26 Titelblatt
Die sogenannte Becker-Bibliothek ist eine einzigartige Quellensammlung zur praktischen Musikausübung und Musikgeschichte von der Renaissance bis zur Romantik. Der Nachweis der Sammlung in den elektronischen Katalogen eröffnet neue Suchmöglichkeiten, die in den gedruckten Katalogen bisher nicht gegeben waren. Einzelstücke der Becker-Bibliothek (einzelne Kompositionen in Sammelhandschriften, unikale Drucke etc.), die für die Wissenschaft auch unabhängig vom Sammlungskontext interessant sind, werden künftig bequem recherchierbar sein und als Volltext online zur Verfügung stehen.
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