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Lagerfeld und die Welt. Zum Tod von Gustav Hildebrand

Mit liebevoller Genauigkeit, viel Einfühlungsvermögen und großer Offenherzigkeit für alles Schöne, Skurrile und Interessante fotografierte der 1925 im hessischen Schlüchtern geborene Bildjournalist Gustav Hildebrand über 50 Jahre lang Menschen, Orte und Ereignisse in Deutschland und der Welt. Dabei entstanden mehr als 800 Themendossiers aus Kultur, Sport, Technik, Industrie, Wissenschaft und Politik, die seit 2009 in der Deutschen Fotothek der SLUB in Form von Negativen, Dias und Papierabzügen zur Verfügung stehen; knapp 7.000 Motive sind online unter www.deutschefotothek.de recherchierbar.

 

Was hatte Hildebrand veranlasst, diesen Beruf zu ergreifen? Da sind wohl drei Beweggründe zu nennen, resümierte er 1994 in seinem Buch „Begegnungen": „Die Freude am Reisen, die Freude an der Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen und die Freude am Dabeisein." Eine EDINEX Kamera, Fahrradtouren als Amateur-Fotograf, die Handelsschule, autodidaktisches Lernen und ein improvisiertes Fotolabor – so begann der enthusiastische Jungreporter nach zweijähriger Kriegsgefangenschaft seine Laufbahn. Als Büroangestellter der US-Army finanzierte er bis 1952 seine journalistischen Ambitionen. Angeregt von vielgereisten und berühmten Vorbildern wie Wolfgang Weber oder Robert Seeger, setzte sich Hildebrand 1953 in seinen Fiat-Topolino und fuhr mit nur 70km/h, aber umso mehr Abenteuerlust nach Paris. Bei Regionalreportagen sollte es nicht bleiben: "Nein, ich wollte das alles überspringen, mir gleich die Welt erobern." Durch eine zufällige Bekanntschaft gelang es ihm, Fotos in den bekannten Modehäusern Dior und Balmain zu machen, die allerdings nie veröffentlicht wurden. Nach den ersten "großen Sprüngen" folgten Veröffentlichungen in diversen deutschen Illustrierten. Von immerwährendem Fernweh getrieben, widmete sich Hildebrand ab 1963 zunehmend Auslandsreportagen in Holland, Frankreich, Italien und der Schweiz.

 

Hildebrands 25 jährige Tätigkeit für die Zeitschrift "Scala International", die über die Entwicklung der BRD im In- und Ausland informierte, begann 1965. Im Laufe dieser Zusammenarbeit entstanden zahlreiche Reportagen aus vielfältigsten Bereichen: "Es war mein berufliches Schicksal", so Hildebrand, "für eine relativ kurze Zeit, wie mit einem Spotlight, einem Scheinwerfer, in ein menschliches Leben, einen Industriebetrieb, ein Forschungsprojekt, ein Theaterereignis hineinzuleuchten." Für seine Scala-Berichte wurde er 1980 zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen.

Am 20. Juni 2017 ist Gustav Hildebrand im Alter von 91 Jahren verstorben.

 

 

 

Die Arbeit für die am amerikanischen Life-Magazin orientierte Auslandsillustrierte der Bundesrepublik, Scala International, bot Hildebrand regelmäßig die Möglichkeit von "Begegnungen" mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten, etwa 1979 mit Karl Lagerfeld in Paris oder mit Peter Zadek bei Proben im Hamburger Schauspielhaus.

 

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