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„Aktion Licht“ – Neue Spuren zum Kulturgutraub der Staatssicherheit in der DDR
Im Januar 1962 durchsuchten Mitarbeiter des Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) in der sogenannten „Aktion Licht“ in Banken auf dem gesamten DDR-Territorium Tausende Schließfächer, die seit dem Zweiten Weltkrieg ungeöffnet geblieben waren. Das MfS entnahm Wertgegenstände, darunter Wertpapiere, Antiquitäten, Schmuck, Handschriften und Kunstwerke, die an das Finanzministerium abgegeben wurden. Ziel war die Beschaffung von Devisen.
Das Spektrum der ursprünglichen Besitzer des konfiszierten Kulturguts ist breit gefächert: Die bei der „Aktion Licht“ erbeuteten Wertgegenstände gehörten sowohl Republikflüchtigen, ehemaligen NSDAP-Mitgliedern sowie Opfern des NS-Regimes. Aus diesem Grund besitzen die Forschungsergebnisse des Projektes eine wesentliche Bedeutung für die NS-Raubgutforschung: Sie könnten zur Aufklärung von Zugängen in Bibliotheken und Museen beitragen.
Dies zeigt beispielsweise der Fall von ca. 50 Schmuckgegenständen im Stasi-Museum in Berlin. Nach dem Zusammenbruch der SED-Diktatur Anfang 1990 waren großen Mengen an Schmuck und Gold bei der Staatssicherheit gefunden worden. Ein Großteil der Wertgegenstände konnte ihren ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben werden. Der Teil des Schmuckes, bei dem keine Hinweise auf die Vorbesitzer existierten, gab das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen als Leihgabe an das Stasi-Museum in Berlin ab. Das Projekt kann hier eventuell neue Informationen verfügbar machen, die auch die Herkunftsgeschichte des Schmuckes im Stasi-Museum vervollständigen könnten.
Dr. Thomas Widera hat die „Aktion Licht“ in einem Projekt des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung Dresden (HAIT) von September 2017 bis August 2019 wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste förderte dieses Pilotprojekt zur Grundlagenforschung über Kulturgutverluste in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR. Ziel war es, Informationen über Anlass, Ablauf und Akteure, vor allem aber über Art, Umfang und Schicksal der konfiszierten Kulturgüter zu ermitteln. Darüber hinaus sollten die Aktenlage sondiert und alle Erkenntnisse der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden.
Am 28. Januar 2020, 18:30 Uhr, stellt Dr. Thomas Widera seine Ergebnisse des Projektes im Klemperer-Saal der SLUB vor.
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