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In Bildern ein Zuhause finden – über die Filmreihe „(un)behauste bilder“

Clips unserer Geburtstagsfeier, die Kinder beim Spielen – das sind Aufnahmen die massenhaft unsere Smartphone-Speicher bevölkern und in unseren Stories gepostet werden. Allerdings denken wir nicht oft daran, dass sie uns auch mit Menschen verbinden, die vor fast 100 Jahren die ersten Schmalfilmkameras in die Hand nehmen, um das Leben ihrer Familien aufzuzeichnen. Mit der Veranstaltungsreihe „(un)behauste bilder“ möchten wir dazu einladen, die historischen Wurzeln des Gelegenheitsfilmens zu Familienfesten und Urlauben näher kennenzulernen.

Abgebildet ist eine Familie auf einer Wiese

Familienszene um 1960 © Werner Spindler

Schon bald nachdem das Landesprogramm zur Sicherung des audio-visuellen Erbes in Sachsen (SAVE) 2016 in seine Pilotphase startete, sind viele Amateur- und Familienfilme an die SLUB-Dresden gekommen, um hier digitalisiert und für die Nachwelt aufbewahrt zu werden. Es sind unglaublich wichtige Zeugnisse der Lebenswirklichkeiten im Sachsen des 20. Jahrhunderts, die uns auf diesem Weg erreichen. Die Kameras mit denen sie gedreht wurden, waren erschwinglich, leicht und handlich und erreichten somit Orte und Menschen, die nicht von jedem und jeder Berufsfilmemacher:in massenhaft abgelichtet wurden.

 

Neben wichtigen Einblicken in die Geschichte Sachsens, bieten sie aber auch eine Möglichkeit, um sich über Konzepte wie Familie und Zuhause, die sich stetig mit uns entwickeln, Gedanken zu machen. Schließlich waren die Schmalfilme damals genauso wie die Clips von heute in eine kreative Praxis eingebunden, die Familien über das gemeinsame Drehen und Anschauen der Filme zusammenschweißte. Ein Kanon an kollektiven Erinnerungen und Erzählungen – das Gefühl von Familie – entstand mithilfe dieser Bilder.

Es ist also im Grunde kein Wunder, dass sie uns auch heute noch berühren. Wenn wir die durch die Körnung des 8mm Material ganz weich scheinenden, warmtönigen Aufnahmen einer Familie beim Kaffeekranz sehen, als wenn wir durch die Perspektive der Kamera mit ihnen an einem Tisch sitzen, dann fühlen wir uns den Menschen, die wir sehen, plötzlich verbunden, obwohl wir sie nicht kennen und obwohl uns Jahrzehnte trennen.

(un)behauste bilder – Teil 1 

Do, 24.10.24 | 19 Uhr | Klemperer-Saal

Im ersten Teil der Reihe möchten wir uns eben diesem Gefühl der Nähe widmen, was es möglich macht, uns als Zuschauer:innen in den Aufnahmen fremder Familien zu verorten und dort etwas zu finden, das sich auch für uns wie Zuhause sein anfühlt. Aber auch für Momente, in denen uns das Gezeigte plötzlich eher unbekannt und fern vorkommt, soll Raum gelassen werden. Die vorrangig stummen Aufnahmen, werden durch einen Kommentar der Kuratorin eingeordnet und auch mit den Nachfahr:innen und Verwandten der Filmemacher, kommen wir an diesem Abend ins Gespräch.

Dieses Programm wurde eine Woche zuvor auch im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums in Berlin gezeigt.

(un)behauste bilder – Teil 2

Do, 14.11.24 | 19 Uhr | Klemperer-Saal

Teil zwei der Reihe soll sich ganz einem Filmbestand widmen, der schon am 24.10. kurz angerissen wird. In diesen Aufnahmen des Familienvaters Werner Spindler, die zwischen 1960 und 1977 entstehen, wird ein Heimatort gezeigt, der heute nicht mehr existiert. Muldenhammer, das Dorf in dem Werner Spindler mit seiner Familie lebte, wurde nämlich für den Bau der Talsperre Eibenstock abgetragen und geflutet. Über die Aufnahmen dieses verlorenen Ortes wollen wir mit Ute Beyer, der Tochter des Filmemachers, und Dr. Henrik Schwanitz vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. ins Gespräch kommen.

Das Landesprogramm zur Sicherung des audio-visuellen Erbes in Sachsen (SAVE) ist ein Gemeinschaftsprogramm der SLUB Dresden und dem Filmverband Sachsen. Es wird finanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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