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Call for films and photos: SLUB ruft „Foto- und Filmwettbewerb Victor Klemperer“ aus

Anlässlich seines 140. Geburtsjahres möchten SLUB und Sächsische Bibliotheksgesellschaft (SäBiG) dem Dresdner Literaturwissenschaftler, Romanisten und Politiker Victor Klemperer in besonderer Weise gedenken und laden Sie alle herzlich ein, am „Zwischen allen Stühlen - Foto- und Videowettbewerb Victor Klemperer“ teilzunehmen! Einsendeschluss ist der 19. September 2021, die Sieger:innen werden am 9. Oktober 2021 auf unserer Website bekannt gegeben – Klemperers Geburtstag

Foto: SLUB/Deutsche Fotothek/Abraham Pisarek

Die „LTI“ – die „Lingua Tertii Imperii“, also die Sprache des Dritten Reichs – und seine Tagebuchaufzeichnungen von der Kaiserzeit bis in die DDR machten Victor Klemperer über die Fachgrenzen hinaus einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Sein Nachlass gilt als eines der wichtigsten Zeitzeugnisse Deutschlands im 20. Jahrhundert.

Am 9. Oktober 1881 in Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski) als jüngstes von acht Kindern geboren, studierte er, mit einigen Umwegen, Philosophie, Romanistik und Germanistik in München, Genf, Paris und Berlin. Nach seiner Teilnahme als Soldat am Ersten Weltkrieg wurde er 1920 als Professor für Romanistik an die Technische Hochschule Dresden berufen. Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten und den folgenden Gesetzen wurde Klemperers Leben und seine Arbeit zunehmend eingeschränkt, bis er 1935 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und ihm jegliche wissenschaftliche Tätigkeit untersagt wurde. Wie durch ein Wunder überlebten er und seine Frau Eva die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 und die folgenden, letzten Monate des Kriegs und der NS-Herrschaft. Nach Kriegsende entschieden sie sich, in der Sowjetischen Besatzungszone zu bleiben und sich beim Aufbau der DDR zu engagieren. Victor Klemperer kehrte als Professor an die TH Dresden zurück und war daneben als Dozent an den Universitäten in Greifswald, Halle und Berlin tätig. Nach seinem Tod am 11. Februar 1960 übergab seine zweite Frau Hadwig im Jahr 1977 Klemperers Nachlass an die Sächsische Landesbibliothek, der Vorgängerin der SLUB.

Aus dieser Geschichte heraus und in der Funktion als Nachlassbewahrerin ist die SLUB dem Gedenken Klemperers in besonderer Weise verpflichtet. Deshalb laden wir Sie herzlich zur Teilnahme an unserem Foto- und Filmwettbewerb ein!

Worum geht es bei diesem Wettbewerb?

Klemperers Leben und Wirken hat auch für die Gegenwart eine große Bedeutung: In Zeiten, in denen Ausgrenzung, Rassismus und eine Verrohung der Sprache zunehmen, sind uns Klemperers schriftliche Hinterlassenschaft eine Mahnung und Aufforderung, für Toleranz und Mitmenschlichkeit einzustehen. Aber auch seine alltäglichen Beobachtungen geben Anlass, sich mit dem eigenen Alltag auseinanderzusetzen, ihn zu dokumentieren. Wir möchten Sie daher anregen, sich in kreativer fotografischer oder filmischer Weise damit zu beschäftigen, was Ihnen Klemperer und sein Werk heute noch zu sagen haben und was sie Ihnen bedeuten.

Der Wettbewerb teilt sich in vier Kategorien, die nach Überschriften von einigen Klemperer-Tagebüchern benannt sind und den thematischen Rahmen vorgeben:

A) Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum Die Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten ist von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Einerseits erhält Klemperer endlich einen Lehrauftrag an der TH Dresden. Auf der anderen Seite wird ihm bald deutlich, dass an eine weitere akademische Karriere nicht zu denken ist. Aus dieser negativen Erfahrung heraus beginnt er mit einer reichen Publikationstätigkeit. Klemperer sammelt Erfahrungen gewollt und ungewollt, erfreuliche und enttäuschende. Erst im Rückblick scheinen sie nicht mehr zufällig, sondern prägen das spätere Leben.

 B) Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten
Gedemütigt, ausgestoßen und letztlich mit der dauernden Angst vor der Vernichtung lebend, ist es für Victor Klemperer die von ihm formulierte Chronistenpflicht, die täglich diskriminierenden und lebensbedrohenden Erfahrungen im Nationalsozialismus festzuhalten, um so Zeugnis abzulegen, ohne zu wissen, ob er überleben wird und die Aufzeichnungen das „Dritte Reich“ überstehen.

C) So sitze ich denn zwischen allen Stühlen
Klemperer stellt sich voller Begeisterung in den Dienst des antifaschistischen Staates, erlebt aber bald, dass seine Vorstellungen von einer neuen demokratischen Gesellschaft mit der Realität der „Diktatur des Proletariats“ nicht übereinstimmen. Auf der einen Seite ist er dankbar, dass nach 12 Jahren Diskriminierung und Verfolgung er wieder in Amt und Würden ist, aber als aufmerksamer Beobachter zwischen seinen Idealen und der DDR-Wirklichkeit „zwischen allen Stühlen“ sitzt, er sich als Marionette der Machthaber begreift.

D) Man möchte immer weinen und lachen in einem
Mit der Niederlage des Deutschen Reiches am Ende des Ersten Weltkrieges und der Abdankung des Deutschen Kaisers sind gesellschaftliche „Eckpfeiler“ zusammengebrochen, die Jahrhunderte lang für viele als unverrückbar galten. Gleichzeitig ist die große Chance greifbar, eine neue demokratische Staatsform zu errichten. Klemperer erlebt das Spannungsfeld von gescheiterten Lebensentwürfen und einer Aufbruchsstimmung, die von demokratischer bis nationalistischer Palette reichen. Sie ist von Hoffnung genauso geprägt wie von Ängsten, die sich knapp 15 Jahre später bestätigen sollten.

Ob Fototagebuch, Straßenszenen, private oder politische Ereignisse, Lustiges oder Trauriges, Orte oder Begegnungen – Ihren Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Beschreiben Sie uns zudem kurz (maximal eine DIN A4-Seite), wie sich Klemperers Geschichte, seine Erfahrungen oder Gedanken in Ihrem Foto oder Film wiederfinden.

 Sehr gern möchten wir Sie auch einladen, Victor Klemperer selbst und sein literarisches Werk kennenzulernen oder sich genauer damit zu beschäftigen. Die SLUB hat dafür einiges anzubieten: Schauen Sie auf unsere Webseiten zum Klemperer-Nachlass (siehe auch hier) und finden Sie Bilder, Tondokumente und natürlich auch Literatur, Hörbücher oder Filme zum Thema. Ein besonders spannendes Angebot bietet der Verlag DeGruyter mit „Klemperer Online“: Hier stehen alle seine Tagebücher kommentiert und durchsuchbar für alle Nutzer:innen der SLUB zur Verfügung. Wenn Sie also noch nicht bei uns angemeldet sind, wäre das doch der perfekte Anlass, dies nachzuholen.

Alle Informationen zu den Teilnahmebedingungen und auch zum Datenschutz finden Sie auf unserer Website zum Wettbewerb.

Was passiert mit den Einreichungen?

Wir planen, die besten Einreichungen in einer Ausstellung in der Zentralbibliothek der SLUB Dresden, Zellescher Weg 18, zu zeigen.

Eine fünfköpfige Jury wird die Auswahl der besten Einreichungen vornehmen.

Der/die Sieger:in jeder Wettbewerbskategorie kann sich über ein Preisgeld freuen, welches von der Sächsischen Bibliotheksgesellschaft (SäBiG) gestiftet wird.

Also: Worauf noch warten? Schnappen Sie sich Ihre Kamera oder Ihr Smartphone und zeigen Sie uns, was Victor Klemperers Vermächtnis für Sie bedeutet! Wir freuen uns darauf!

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