SLUBlog
Science is hope – Gesichter der SLUB #6 – Katrin Stump
Welche werden Ihre Aufgaben an der SLUB sein?
Die SLUB weiterzuentwickeln auf Basis der Strategie, die sie sich vor einiger Zeit gegeben hat, sie umzusetzen und fortzuschreiben. Ich verstehe meine Aufgabe ganz besonders darin, mich um gute Rahmenbedingungen zu kümmern. Sei es baulicher Natur, oder finanzieller Natur oder in Bezug auf die Mitarbeitenden. Und ich möchte die Betriebskultur weiterentwickeln, sodass die enormen Potentiale, die in dieser Bibliothek stecken, die große Expertise der Kolleginnen und Kollegen, optimal genutzt werden, um den digitalen Wandel in Wissenschaft und Gesellschaft als wichtiger Player mitzugestalten. Das sind meine wichtigsten Aufgaben.
Was bedeutet Ihnen Arbeit?
Arbeit macht einen wichtigen Teil meines Lebens aus. Vor allem begeistert mich Arbeit dann, wenn ich intensiv gestalten kann. Ich bin überzeugt, hier an der SLUB habe ich diese Möglichkeit besonders. Und ich arbeite unglaublich gerne für die Wissenschaft.
Gerade zu Pandemie-Zeiten ist mir das nochmal bewusster geworden. An einem Uni-Gebäude in Braunschweig wurde zu Beginn der Pandemie, als noch kein Impfstoff entwickelt war, eine große Lichtinstallation installiert: „Science is hope.“ Wissenschaft ist Hoffnung. Und das hat mich unglaublich bewegt. Ich möchte ein kleines Stück dazu beitragen, dass Wissenschaft die Menschheit voranbringt und gesellschaftliche Herausforderungen löst. Das befriedigt mich ungemein.
Ob das viel Arbeit wird? Sicher. Aber daneben ich bin auch Mama und genieße es, für meinen 10-jährigen Sohn da zu sein. Das ist ein spannendes Alter, in dem man sich schon richtig diskursiv mit diesen kleinen Persönlichkeiten auseinandersetzen kann.
Was verbinden Sie mit der SLUB?
Ich verbinde mit diesem großartigen Haus zentrale Werte, die ich teile und die mich gereizt haben, hier tätig sein zu wollen. Zuerst Offenheit, denn dafür steht die SLUB in ganz besonderem Maße, mit ihrer Unterstützung von Open Science, aber auch dem frühzeitigen Credo der Entwicklung offener Infrastrukturen. Dann gilt die SLUB als eine der innovativsten Einrichtungen in ganz Deutschland. Das ist natürlich jetzt auch ein Anspruch an mich, diesen Stand zu halten und zu festigen. Aber auch die Werte Partizipation und Kooperation machen die SLUB aus. Sie hat frühzeitig begonnen, Nutzende intensiv in ihre Weiterentwicklung einzubeziehen, gemeinschaftlich mit Nutzenden an Themen zu arbeiten. Das ist etwas, das ich in diesem Maße bisher noch nicht so intensiv umsetzen konnte.
Für das Thema Kooperationen stand ich in der Vergangenheit schon in besonderem Maße, nun freue ich mich, Ideen mit einer viel größeren Anzahl an Partnern weiterentwickeln zu können. Das Zusammenspiel von all diesen Werten, die ich teile, machen dieses Haus so attraktiv für mich.
Was macht für Sie die Bibliothek der Zukunft aus?
Die Bibliothek der Zukunft ist für mich ein Ort mitten in der Gesellschaft, an dem Wissensbildung und Teilhabe niedrigschwellig und kommerzfrei stattfindet. Der Bundespräsident hat vor kurzem in einer Rede die Bedeutung von Bibliotheken gewürdigt, anlässlich des 450-jahrigen Gründungsjubiläums der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Bibliotheken seien unersetzlich für die Wissens- und Willensbildung in der Gegenwart, betonte er. Das kann man nur unterstreichen.
Als wissenschaftliche Bibliothek muss unser Anspruch sein, die Wissenschaft nicht nur durch Dienste und Werkzeuge rund um den Forschungskreislauf zu unterstützen, sondern zunehmend selbst in die Forschung integriert zu sein, gemeinsam mit anderen z.B. an Themen zu forschen, die aus unseren Beständen erwachsen. Aber auch beim Thema digitale Kompetenzen sind wir als Bibliothek gefragt, um z.B. die Aneignung von Datenkompetenzen zu unterstützen und den Umgang mit neuen Technologien zu fördern.
Und die Bibliothek sollte ein Ort in der Mitte der Stadtgesellschaft sein, an dem eine lebendige Diskurskultur stattfindet. Ein Ort, an dem Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln durchaus kontrovers diskutiert werden können, und gleichzeitig kann sie dazu beitragen, eine Diskussionskultur zu etablieren, die hilft, die Spaltungskräfte in unserer Gesellschaft zu überwinden. Auch für Sachsen und Dresden ein durchaus wichtiges Thema.
Ob es klappt? Den Anspruch muss man immer haben, und wir werden unseren Anteil dazu beitragen. Denn so viele Räume, die niedrigschwellig, ideologie- und kommerzfrei sind, gibt es ja eigentlich auch gar nicht. Insofern ist die Bibliothek für mich hier ein zentraler Akteur in der Stadt.
Was tun Sie nach Feierabend?
Eine gute Frage. Ich freue mich hier in Dresden vor allem auf ein großartiges Kulturangebot. Ich komme aus einer theaterverrückten Familie, sodass Theater-, Kabarett- und Semperopernbesuche anstehen. Am Wochenende werde ich dann sicher auch viel in Sporthallen stehen und meinen Sohn beim Handball anfeuern. Vor allem freue ich mich auch darauf, gemeinsam mit meiner Familie Orte aus meiner Kindheit und Jugend wieder zu entdecken, die ich jetzt fast 30 Jahre nicht mehr gesehen habe, da ich direkt 1990 nach dem Abitur Sachsen verlassen habe. Ein klassischer Ausflug meiner Kindheit mit meinen Großeltern war die Zugfahrt von Riesa nach Dresden, dann die Weiterreise mit dem Dampfer nach Rathen, die Wanderung auf die Bastei und als krönender Abschluss die Vorstellung auf der dortigen Felsenbühne.
Auch wenn das Thema „Heimat“ aufgrund vieler Lebensstationen bei mir nicht so stark ausgeprägt ist, merke ich schon, dass es schön ist, wieder in ein familiäres Umfeld zurückzukommen.
Was kann man von Ihnen lernen?
Ich durfte in den letzten Jahren, in den vorausgegangenen Stationen, viele Veränderungsprozesse gestalten. Ich denke, man kann von mir lernen, in diesen herausfordernden Situationen, die Unsicherheit bringen und oft nicht leicht sind, gut zu kommunizieren. Für mich selbst war Veränderung bis dato die einzige Konstante in meinem Leben, was sicher auch in meiner Biographie begründet ist, da ich zu der Generation gehöre, die mit dem Mauerfall 1990 enorm viel Veränderungen erlebten und denen auf einmal alle Möglichkeiten offen standen.
Außerdem hat ein Kollege bei meiner Verabschiedung in Braunschweig gesagt, dass ich ein gutes Gespür habe für günstige Gelegenheiten, die sich auftun und die man nutzen muss.
Umgekehrt lerne ich viel von anderen Menschen, zum Beispiel, was Beharrlichkeit anbelangt. Nicht selten ist man ja gezwungen, lange am gleichen Thema arbeiten zu müssen. Ich würde dann manchmal lieber schon zu neuen Aufgaben wechseln, aber ich habe inzwischen gelernt, dass manche Themen wachsen und reifen müssen, einen langen Atem benötigen und man da nicht nur in kurzen Sprints denken kann.
In der jetzigen Anfangsphase bin ich in besonderem Maße eine Lernende, denn all meine Kolleginnen und Kollegen kennen das Haus, seine Geschichte und Bestände und vor allem unsere Nutzenden viel, viel besser als ich. Ich werde erstmal viel zuhören und hoffentlich eine steile Lernkurve hinlegen.
Was ist Ihre Vision für die SLUB?
Das ist der Versuch darzustellen, dass wir mitten in der Stadtgesellschaft wirken. Es gibt zwar verschiedene Häuser, die Personen mischen sich aber. Wir sind in intensivem Austausch, man bleibt nicht in seinem Haus, sondern trifft sich mit vielen anderen, um gemeinsam die SLUB weiterzuentwickeln. Und all die Themen. Und dazu brauchen wir ganz viele Impulse, gerade auch von außen. „Museum“ steht prototypisch für die Kulturlandschaft in Dresden. Da wird es besonders wichtig sein, in engen Austausch zu treten, denn gerade das Thema Kulturdaten ist für unsere Einrichtung extrem wichtig.
Die Pressemitteilung zur feierlichen Amtseinführung finden Sie in Kürze hier.
Katrin Stump wird neue Generaldirektorin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden - Pressemitteilung vom 22.03.22
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