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Ein Leben für die Fotografie: In Memoriam F.C. Gundlach (1926-2021)

Er galt als einer der bedeutendsten Modefotografen der Nachkriegszeit. Der legendäre Fotograf, Sammler und Stifter F.C. Gundlach ist am 23. Juli 2021 nur wenige Tage nach seinem fünfundneunzigsten Geburtstag verstorben. In einer großen Trauerfeier im Hamburger Michel wird heute auch von einem unschätzbar wichtigen Multiplikator für das Medium Fotografie Abschied genommen.

Gizeh. Vor den Cheopspyramiden. Die Mannequins Karin Mossberg und Micky Zenati in Op Art-Fashion (Badekappen mit weißen Blenden).

Gundlach, F. C.: "Vor den Cheopspyramiden", Karin Mossberg und Micky Zenati in Op Art-Fashion, 1966. Eigentümer: Stiftung F. C. Gundlach

Die Deutsche Fotothek trauert um einen großen Visionär und Kämpfer, der sich unermüdlich für die Bewahrung des fotografischen Erbes eingesetzt hat. Als Partner der Deutschen Fotothek war die von ihm gegründete Stiftung F.C. Gundlach maßgeblich an der Konzeption des „Archivs der Fotografen“ in der Deutschen Fotothek beteiligt, das im September 2012 seine Tätigkeit aufgenommen hat, und bis heute als Ansprechpartner, analoges Archiv und digitales Schaufenster Verantwortung für unser kulturelles Erbe in Form fotografischer Werke und Nachlässe übernimmt. 

Seit 2015 besteht zudem eine enge Kooperation zwischen der Stiftung F.C. Gundlach, dem LVR-LandesMuseum Bonn und der Deutschen Fotothek, die F.C. Gundlach von Beginn an wohlwollend begleitet, unterstützt und gefördert hat. Basierend auf einer hohen kollegialen Verbundenheit und großem gegenseitigen Vertrauen werden im Rahmen der Kooperation gemeinsame Ausstellungsprojekte konzipiert und realisiert, zuletzt die Ausstellung „Fotografie in der Weimarer Republik“, die 2018 im Altonaer Museum zur Triennale der Photographie gezeigt worden ist, anschließend im LVR-LandesMuseum Bonn und jüngst im ICC Krakau sowie 2022 im Industriemuseum Oberhausen. Einmal mehr geht es um die Sichtbarkeit von Fotografie, um einen immer wieder neuen Blick auf das Medium und um aktiven Austausch.

Wie wenige andere hat sich F.C. Gundlach für sein Medium engagiert. Um die Infrastruktur für professionelle Fotograf:innen in Deutschland zu verbessern, baute er in den 1960er Jahren das Dienstleistungsunternehmen Professional Photo Service (PPS) und wenige Jahre später eine der ersten auf Fotografie spezialisierten deutschen Galerien auf, wo er bis 1992 über 100 Ausstellungen präsentierte. Im Jahr 2000 gründete der Fotograf die Stiftung F.C. Gundlach mit dem Ziel, Fotografie als künstlerisch und gesellschaftlich bedeutendes Kulturgut zu fördern und zu bewahren, aber auch die eigene umfangreiche Sammlung und das eigene fotografische Werk auf Dauer zu sichern. Später fungierte er als Gründungsdirektor des neu geschaffenen Haus der Photograpie in den Hamburger Deichtorhallen, das heute auch die Sammlung F.C. Gundlach als Dauerleihgabe verwahrt.

Gundlachs Liebe zur Fotografie begann Mitte der 1930er Jahre mit einer Agfa-Box-Kamera. Nach seiner fotografischen Ausbildung von 1946 bis 1949 in Kassel veröffentlichte Gundlach seit 1949 zunächst vor allem Theater- und Filmreportagen in Magazinen wie der „Deutschen Illustrierten“, in „Stern“, „Quick“ und „Revue“. Seine Spezialisierung auf Modefotografie im journalistischen Stil begann 1953 mit der Arbeit für die in Hamburg erscheinende Zeitschrift „Film und Frau“, für die er vor allem die Mode Berliner Modeschöpfer, die Pariser Haute Couture, Filmstars in Mode und immer wieder Künstlerporträts von Romy Schneider, Hildegard Knef, Dieter Borsche, Jean-Luc Godard und vielen anderen fotografierte.

Als Meister der Inszenierung geschätzt zeichnet sich Gundlachs Werk durch Perfektion im Handwerk, technische Finesse sowie ein Gefühl für die bildhafte Kommunikation von Mode aus. Seine Starporträts, Modefotografien, Reportagen und Architekturaufnahmen verkörpern ein Streben nach schlüssigen Bildarchitekturen und außergewöhnlicher ästhetischer Qualität. Reduziert auf das Notwendige und von klarer, übersichtlicher Struktur geprägt mischen sich in seinen Fotografien emotionale und rationale Elemente zu einer unverwechselbaren Bildsprache, bei der sich sinnliche und formale Faktoren die Waage halten.

Zeit seines Lebens verstand es Gundlach dabei den künstlerischen Zeitgeist mit seinem Schaffen einzufangen. Der kühle, glamouröse Stil seines Werks erkundet ästhetische Vorstellungen jenseits der in der internationalen Modefotografie damals üblichen hitzigen, aggressiven Erotik eines Guy Bourdin oder Helmut Newton. Seine Modefotografien der 1950er, 1960er und 1970er-Jahre, die sich mit den gesellschaftlichen Phänomenen und aktuellen Strömungen in der bildenden Kunst auseinandersetzen, sind vielfach zu Ikonen geworden und haben selbst längst den Weg in Museen und Sammlungen gefunden. Ausstellungen wie „ModeWelten“ (1985), „Die Pose als Körpersprache“ (1999), „Bilder machen Mode“ (2004) oder „F.C. Gundlach. Das fotografische Werk“ (2008) wurden vielerorts im In- und im Ausland gezeigt.

Fotografien von F.C. Gundlach in der Deutsche Fotothek

Empfehlenswert:
Unter dem Titel „Meister der Fotografie“ zeigt der deutsch-französische Sender Arte derzeit in seiner Mediathek eine Dokumentation zum Gedenken an F.C. Gundlach. 

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