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Welttag der Poesie

Am 21. März ist "Welttag der Poesie". Im Zuge dessen hat sich das SLUB TextLab ein paar Gedanken gemacht und eine Schrit für Schritt Liste erstellt, mit der man schnell zu eigenen kreativen Ergebnissen kommt. Ein paar Lyrikempfehlungen gibt es oben drein.

Stoffsammlung für willkürliche Sätze

Poesie – ein so wohlklingendes Wort, welches, einmal ausgesprochen, sein Wesen ohne weitere Worte erklärt hat. Am 21. März, dem Welttag der Poesie, sollen Reime, Impressionen und ganz viel Gefühl in unserem Alltag ankommen. Egal ob Lauschen, Lesen, Sprechen oder Schreiben; ein achtsamer Augenblick soll der edlen Sprache gelten. Wie das am besten gelingt hat Helene Beer / FSJ-lerin im SLUB TextLab hier in einer kleinen Schritt für Schritt Anleitung zusammengefasst. Viel Spaß beim Ausprobieren.

Um zunächst ein wenig inspiriert zu werden, lohnt es sich einmal bei den diesjährigen Lyrikempfehlungen vorbei zu sehen. Von „Das gesamte hungrige Dunkel ringsum“ von Kerstin Becker, bis „Unter Orangen“ von Norbert Lange, finden sich hier 20 neuerschienene und handverlesene Werke der Dichter:innen unserer Zeit. Wer ganz nach unten scrollt, kann hier sogar den Künstler:innen beim Lesen ihrer Texte und Gedichte lauschen.

Zeit selbst etwas zu kreieren! Wenn man allerdings nicht genau weiß wie, können folgende zwei Methoden einmal ausprobiert werden.

Willkürliche Sätze

  • Hierfür benötigt man lediglich einen Stift und Papier.
  • Im Querformat werden, auf der linken Seite des Blattes, 10 willkürliche Substantive untereinandergeschrieben. Dabei spielt es keine Rolle, ob jene inhaltlich zusammenpassen oder nicht.
  • Das Blatt wird nun vertikal gefaltet. Die 10 Substantive liegen nun auf der Seite nach unten, während man die leere, rechte Blatthälfte vor sich liegen hat. Auf jene Seite werden nun 10 Verben in ihrer Grundform untereinandergeschrieben.
  • Als nächstes wird das Blatt wieder aufgefaltet und Substantiv eins und Verb eins durch einen Strich miteinander verbunden. Das Gleiche geschieht mit Substantiv zwei und Verb zwei – so lange, bis alle Substantive mit ihren gegenüberliegenden Verben verbunden wurden (siehe Stoffsammlung für willkürliche Sätze).
  • Der letzte Schritt besteht darin, aus den Zwei-Wort-Gruppen Sätze zu bilden. So können aus scheinbar unstimmigen Worten Zusammenhänge gebildet werden. Je abstrakter, desto tiefgründiger und ausdrucksstärker. Hierbei ist noch anzumerken, dass nicht genau 10 Sätze am Ende dastehen müssen.

Wenn – Dann – Sätze

  • Für diese Methode wird neben Stift und Papier noch eine weitere Person benötigt.
  • Die erste Person beginnt den ersten Teil des Satzes auf der linken Seite des Blattes mit „Wenn …“ (z.B.: Wenn es morgen in mir stürmt, …). Dabei ist wichtig, dass die zweite Person den ersten Teil des Satzes nicht mitliest.
  • Im Anschluss wird das Blatt in der Mitte gefaltet und umgedreht. Die andere Person beginnt nun den zweiten Teil des Satzes mit „…, dann …“ (z.B. …, dann schlage ich ein Rad).
  • Im Anschluss wird das Blatt wieder aufgeklappt und durchgelesen. Teilweise wird man über Sätze stolpern und über deren zufälligen Inhalt nachdenken. Genauso kann es passieren, dass beide Personen eine ähnliche Idee hatten, und der Satz in sich schlüssig ist.

Zu zweit etwas zu schreiben ist spannend. Man hat eine Idee und im nächsten Moment ist man gezwungen zu kombinieren, weil die Idee des Gegenübers genauso aufregend ist. Natürlich kann man auch losgelöst von den oben aufgeführten Übungen schöpferisch werden. Wie das aussehen kann, allerdings unter keinen Umständen muss, möchte ich im nächsten Absatz einmal demonstrieren. Ein Freund und ich haben uns vom Lied „Orpheus und Eurydike“ von Paul Sies inspirieren lassen und es ebenfalls gewagt, zu zweit zu schreiben. Das ist dabei herausgekommen…

Orpheus sitzt im Schatten von Eurydike

von Philipp Hechtfisch und Helene Beer

Ich stehe im Hochroten

Angesicht des Lichts

Kreise ziehen um mich herum

Bis es Linien sind

Die übergehen ins Nichts

Im kalten Atem der Nachtluft

Wärmen innig sich zwei Körper

Voll Liebe, Schweiß und Angst

Drohen zu zerbrechen

In den Abgrund zu fallen

Sich zu verlieren

Kaputt sind wir beide

Geschlagen, gebrochen

Gegenseitig fremd geworden

Orpheus im Schatten von Eurydike

Rücken an Rücken

Verbunden ohne Blicke

Gedanken entschwinden in verblasste Höhen

Atem erlischt im Himmelsgestirn

Blicke die suchen

Sind sichtbar für mich

Durchdringen lässt er sich nicht

Der Himmel, der sich auftut

Das angestaute Nichts

Sicherlich weichen die Gleise aus

Richtung Selbstverständlichkeit

Die Fremde ist, die in mir wohnt

Seit Ausbruch Vergangenheit

Einmal in sich hineinhorchen und das aufschreiben, was in einem spricht. Metaphern finden und Vergleiche, die alltägliche Worte in neue Farben wickeln. Ähnlich wie im Leben, gibt es hier kein richtig oder falsch. Selbst wenn am Ende etwas Unerwartetes auf Papier geschrieben steht, hat man sich zumindest mit seinem Inneren auseinandergesetzt und etwas Einzigartiges geschaffen. Lyrik und Poesie sind in jeglicher Weise Formen der Befreiung und können es schaffen, Klarheit und Struktur in ungeordnete Gedanken zu bringen.

Nutzt gern die Kommentarfunktion, um eigene Ergebnisse und Erfahrungen auszutauschen. Ich wünsche allen einen wunderbaren Welttag der Poesie!

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