SLUBlog
Do It Together! Ein Open Source-Laser für Dresden
Man nehme einen 3D-Drucker, eine CNC-Fräse und einen Lasercutter - fertig ist ein Fablab, mit dem sich in einer Werkstatt Dinge bauen lassen, die bislang nur Fabriken vorbehalten waren. Der teuerste Teil an der Ausrüstung ist der Lasercutter, mit dem alleine viel produziert werden kann, denn der Laser kann nicht nur schneiden, sondern auch gravieren.
Selbst wenn der Laser selbst zusammengebaut wird, fallen für Materialkosten rund 7.000 Euro an. Deshalb hat jetzt eine Gruppe von engagierten Bastlern zum Crowdfunding aufgerufen. Gegen eine Spende erhält man ein selbstgebasteltes Dankeschön oder exklusive Workshops an dem neuen Gerät.
DIY/DIT LASER BAU from Matthias Röder on Vimeo.
Warum interessiert sich die SLUB dafür?
Wir führen Wissen; und Wissen manifestiert sich nicht nur in Texten, sondern auch in Handlungen und in Produkten, die geschaffen werden. An einigen amerikanischen Bibliotheken sind aufgrund der Euphorie für die neuen technischen Möglichkeiten bereits sogenannte Makerspaces eingerichtet worden, in denen die BibliotheksbesucherInnen Dinge selber bauen können. Das könnte auch anderswo, z.B. in der Werkstatt des Instituts für Architektur gut aufgehoben sein, aber es geht hier um eine grundlegendere Veränderung der Produktionsmittel: Wer die richtige Bauanleitung hat, der kann sich mit Lasercutter oder 3D-Drucker die unterschiedlichsten Gegenstände selbst herstellen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für Selfmade-Designer (siehe den Marktplatz Dawanda), aber auch neue ethische Fragen, wie beispielsweise die Diskussion über Waffen aus dem 3D-Drucker.
Im Übrigen arbeitet unser Digitalisierungszentrum mit einem Enthusiasten aus der Fakultät für Informatik derzeit an einem ganz ähnlichen Projekt: Wir wollen aus Standardbauteilen einen Reisescanner bauen, der konkurrenzlos günstig und hoch flexibel ist, und so hochwertige Digitalisierung auch in kleinen Kultureinrichtungen und Privatsammlungen ermöglicht. Darüber demnächst mehr in einem eigenen Beitrag.
Klassische Bauanleitungen finden Sie bei uns in der Bibliothek, die modernen werden irgendwann hinzukommen. Und da die Grenzen zwischen Anleitung und Werkzeug langsam verschwimmen, stellt sich die Frage, wie Bibliotheken den öffentlichen Zugang zu diesem neuen Wissen garantieren können. Konzepte aus der Informatik wie Open Source und Open Access werden sich auch auf die materielle Produktion übertragen. Diese Entwicklung wird übrigens in der Wissenschaft breit diskutiert, so prognostizierte beispielsweise der bekannte Soziologie Richard Sennett 2008 die Wiedererstarkung des Handwerks im 21. Jahrhundert.
Die SLUB wird diesen Prozess weiter begleiten und für Sie aktiv werden. Vielleicht wollen auch Sie einen Teil zum Experiment beitragen und mit einer Vorab-Buchung eines Workshops helfen die Finanzierung für den Dresdener Open Source Laser zu sichern? Das Crowdfunding läuft noch bis zum 1. Februar und es ist bereits mehr als die Hälfte der Summe erreicht.
7 Comment(s)
Zentrum der Kreativität
Eine schön formulierte Aussicht in eine Zeit, in der ich mein Leben noch mehr in die sehr geliebte Bibliothek verlagern würde. Vielen Dank.
Die Bibliothek als Zentrum der Kreativität, wo Ideen (hier: Produkte) ausgeklügelt, geteilt, verbessert werden, das lässt das Herz höher schlagen.
Viel Erfolg für euer Laserprojekt!
Im Namen unseres Vereins, der Dingfabrik in Köln, wünsche ich euch viel Erfolg für euer Laserbau-Projekt. Wir haben erst vor wenigen Monaten unseren Lasersaur fertiggestellt und können bereits feststellen, dass so ein einfach zu bedienendes Gerät tatsächlich dazu führt, dass Menschen schnell ihre Kreativität, gestalterisch wie technisch, in physische Objekte wandeln können. Wir sind gespannt, welche Projekte und Objekte auf eurem Gerät umgesetzt werden.
Schöne Grüße aus Köln nach Dresden
Alex
bib und daten
Es wäre absolut zu begrüßen, wenn Bibliotheken sich mit Angeboten an die Makerszene hervortun würden. Immerhin könnte man das Gefühl haben, dass
diese direkt aus den Hackerspaces heraus von DRM Mafia http://www.zeit.de/digital/internet/2012-10/3d-druck-drm-patent und Werbe-Sedativ http://de.engadget.com/2013/01/20/makerbot-baut-die-ersten-nokia-lumia-820-3d-drucker-hullen/ vereinnahmt würde. Da müsste man doch frühzeitig dabei sein wollen und Normative für Zugang zu Informationen+Daten im öffentlichen Interesse beschreiben.
Seit Jahren gibt es zunehmend mehr Open Hardware Projekte, aber Angebote von Bibliotheken für Contentserver od. Collaborationsplattformen habe ich noch nicht wahrgenommen. Man muß aber nicht nicht einmal von Hardware sprechen, selbst wenn man bei den Daten bleibt: betreibt die SLUB oder andere Bibliotheken eigentlich einen GIT-Server oder ein Software Repository? Bibliotheken nimmt man da nicht großartig wahr. Das scheinen sie den Informatikfakultäten überlassen zu haben. Aber unsere Gesellschaft ist m.E. "softwaredriven".
von unten
ja, das kann unsere Produktions- und Lebensverhältnisse tatsächlich revolutionieren,
weil der kreative Geist der Massen sich via Lasercutter und Co relativ leicht materialisieren lässt.
Wollen wir hoffen, dass die leute nicht nur konsum-fetischistischen bullshit produzieren, sondern, ihre Bedürfnisse und hoffentlich auch die der 5Mrd. Menschen in "Entwicklung"sländern in den Blick nehmen, wie bspw. das projekt-H von Emily Piloton www.projecthdesign.org/
Aber ich vertrau da mal auf Vernunft und Mitgefühl ...und Diskurs!
Let´s do the rEvoLution!
lg
ps:
Freu mich schon auf den Workshop
nervige Musik
Wenn die nervige Musik nicht gewesen wäre, hätte ich mir das Video vielleicht sogar bis zum Ende angeschaut.
schnell vorspulen
Sowas ist bekanntermaßen ja Geschmacksache. Vom futuristischen Aspekt her passt sie jedoch. Einfach schnell vorspulen, in der Mitte des Videos wird sie leiser ;)
yeah
das ist die zukunft!
ich wünsche mir von der slub und der tuD ein aktives engagement in richtung open access!
schön zu lesen, dass hier jemand weiterdenkt!