Die SLUB bewahrt zahlreiche Handschriften aus der Zeit des Mittelalters, der Renaissance und der Reformation, des 8. bis 16. Jahrhunderts. Ein Teil, etwa 150, der auf Pergament geschriebenen, zum Teil kostbar illustrierten Handschriften sind im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden. Sie waren in den Tiefkeller des Japanischen Palais umgelagert worden, der als bombensicher galt, jedoch nicht ausreichend gegen Grund- und Löschwasser gesichert war.
Viele der 150 damals vollständig durchnässten Pergamenthandschriften weisen so komplexe Schadensbilder auf, dass sie bis heute nicht restauriert werden konnten. Deshalb waren sie bislang weder benutzbar noch digitalisierbar. In den letzten Jahrzehnten hat die Restaurierungswerkstatt der SLUB schrittweise spezielle Restaurierungsverfahren für solche wassergeschädigten Pergamenthandschriften entwickelt, die es ermöglichen, nun auch die am schwersten geschädigten Handschriften zu bearbeiten.
Dazu wurde in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Immobilien- und Baumanagement eine begehbare Klimakammer zur Pergamentrestaurierung konzipiert und für rund eine halbe Mio. EUR gebaut. Die fertige Kammer erlaubt es, bei einer relativen Luftfeuchte von bis zu 95 % und einer konstanten Lufttemperatur von 20 Grad Pergamentblätter konservatorisch zu behandeln und im sogenannten Angussverfahren Fehlstellen in den Handschriftenseiten zu schließen. Diese Pergamentkammer wurde heute nun durch die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Frau Dr. Eva Maria Stange, für den Regelbetrieb übergeben.
Es ist geplant, schrittweise die Schäden an den Handschriften so weit zu beheben, dass diese digitalisiert und für die Forschung wieder zugänglich gemacht werden können. Unter diesen Handschriften befinden sich viele wertvolle Manuskripte aus mehreren europäischen Ländern, Zeugnisse für die kulturelle und wissenschaftliche Bildung Europas, die in Sachsen systematisch gesammelt wurden und zu unserem Kulturellen Erbe gehören.
Bildnachweis
Bild oben: Kai Burges
Bild unten: SLUB/Henrik Ahlers
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Fingerspitzengefühl bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit
Der Artikel "Fingerspitzengefühl bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit | Eine begehbare Klimakammer der SLUB ermöglicht Pergamentrestaurierung" bietet im BIS-Magazin 1/2016 weitere Hintergründe: http://slub.qucosa.de/recherche/landing-page/?tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fslub.qucosa.de%2Fapi%2Fqucosa%253A7383%2Fmets%2F&tx_dlf%5Bpage%5D=1&cHash=8c525df08938b7b1788a7c170d7a0284