„Guter lieber Tag“, so heißt es zufrieden im Haushaltsbuch der Familie Schumann am 13. September 1847, Clara Schumanns 28. Geburtstag. Eine ganz besondere Freude hatte Robert Schumann seiner Frau gemacht – neben Torte, Blumen, Melone und Ananas schmückte ein inniger Zuneigungsbeweis ihren Geburtstagstisch: ein Klaviertrio in d-moll.
Die Ehepartner waren einander seit langem musikalisch vielfach verwoben zugetan– Robert bewunderte Clara am Klavier, sie liebte es, seine Werke zu spielen, er verkomponierte sie als musikalische Figur, sie phantasierte über Themen von ihm, er probierte, sie korrigierte. Seit einiger Zeit beschäftigten sie sich nun, nach der Übersiedelung 1844 von Leipzig in das "gesündere Dresden", mit den besonders intimen Gattungen wie dem Klaviertrio. Clara beispielsweise hatte Robert am 12. September 1846, ihrem Hochzeitstag, mit einer Komposition dieser Besetzung beschenkt. Nun, ein Jahr später, antwortete ihr Robert. „Mit Leidenschaft“ überschrieb er den ersten Satz und so wird er am selben Abend noch auch erklungen sein: Nach einem trauten und fröhlichen Tag samt Einkehr im Waldschlösschen verbrachte die Familie den Geburtstagsabend zu Hause mit Freunden. Franz Schubert, Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle, und der Cellist Friedrich August Kummer spielten das neue Stück sofort mit Clara am Klavier. Begeistert und gerührt bemerkte sie danach im Tagebuch: „Es klingt wie von einem, von dem noch vieles zu erwarten steht, so jugendfrisch und kräftig, dabei doch in den Ausführungen so meisterhaft! … Der erste Satz ist für mich einer der schönsten den ich kenne.“
Das Klaviertrio ist aber nicht nur Zeugnis für die intensive Künstlerpartnerschaft, es ist darüber hinaus ein wesentlicher Beitrag in der Geschichte der Gattung und: für Robert Schumann selbst Beispiel einer neuen Arbeitsweise. Entstanden vor allem die früheren Klavierwerke zumeist direkt am Instrument, als fixierte Phantasie sozusagen, arbeitete Schumann in seiner Dresdner Zeit verstärkt im Kopf bzw. am Schreibtisch. Er konstruierte und plante, bevor er spielte und aufschrieb - seine intensive Beschäftigung mit der Musiksprache Johann Sebastian Bachs schlägt sich hier nieder. So ist auch das Klaviertrio op. 63 – das zeigen die Skizzen sehr eindrücklich – architektonisch stark durchdacht und geformt.
Wir freuen uns deshalb ganz besonders, dass dieses Skizzenmaterial, das bisher für Forschung und Öffentlichkeit nicht zugänglich in Privatbesitz aufbewahrt wurde, an seinen Ursprungsort Dresden zurückkehren konnte und in den digitalen Sammlungen der SLUB Dresden nun jedem Interessierten Einblick in den Entstehungsprozess des Trios zu geben vermag.
Denn: die meisten Geburtstagsgaben Claras verblassten nach und nach, Obst und Pfefferkuchen waren bald aufgezehrt, das Los gezogen, der Parfum-Flakon geleert, die Handschuhe verschlissen. Geblieben aber und in Leidenschaft und Feuer (so zwei Satzbezeichnungen) nie gezähmt worden ist das besondere, das so persönliche wie öffentliche Geschenk Roberts an Clara: das Klaviertrio in d-moll. Sofort nach der abendlichen Uraufführung wurde es überarbeitet und verfeinert, immer wieder privat musiziert, bald, im Juni 1848, bei Breitkopf und Härtel verlegt, kurz darauf öffentlich erstaufgeführt und ist seitdem fester und immer wieder neu erlebter Bestandteil im Repertoire unzähliger Kammermusiker. Mit dem Einblick in die Skizzen nun werden diesem nicht nur beliebten, sondern kompositionshistorisch bedeutenden Werk neue Facetten hinzugefügt werden können, die auch knapp 170 Jahre nach Claras Geburtstag manche Überraschung bringen mögen!
Schauen Sie selbst und erfahren Sie mehr.
0 Comment(s)