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Kurfürst mit Weitblick. August von Sachsen im Spiegel von Quellen aus der SLUB
Bekannt als "Vater August", gehört der von 1553 bis 1586 als Kurfürst regierende August von Sachsen zu den prägendsten Herrscherpersönlichkeiten der sächsischen Geschichte. Der Ausbau der Verwaltung und die Förderung der Wirtschaft zählen ebenso zu seinen Leistungen wie sein Einsatz für Frieden und Ausgleich in dem durch die Kriege im Gefolge der Reformation erschütterten Heiligen Römischen Reich. Gemeinsam mit seiner Frau, Kurfürstin Anna, war er auch als Mäzen und Sammler tätig. So gilt er als Gründer der fürstlichen Kunstsammlungen in Dresden. Und um 1556 ließ er eine private Bibliothek anlegen, die seinem Anspruch als gebildetem Herrscher der Renaissance entsprach und mit wertvollen Einbänden versehen war, die seinem Repräsentationsbedürfnis nachkamen. Diese Kollektion von Handschriften und Drucken kann als Ursprung der heutigen SLUB bezeichnet werden.
So ist es kein Wunder, dass Reproduktionen von vielen Objekten mit Bezug zu August aus dem Bestand der SLUB aktuell in einer Ausstellung auf Schloss Augustusburg zu sehen sind, die unter dem Titel "Kurfürst mit Weitblick" noch bis zum 8. Januar 2023 dem Leben und Wirken des Kurfürsten gewidmet ist. Der Name des östlich von Chemnitz gelegenen Jagdschlosses ist kein Zufall: August zählt auch zu den bedeutendsten Bauherren der sogenannten Sächsischen Renaissance, die Einflüsse aus Böhmen, Polen und Italien aufnahm. Unter Augusts Herrschaft wurde z. B. der Umbau des Residenzschlosses in Dresden beendet, und eben von 1568 bis 1572 das große Jagschloss in Augustusburg errichtet. Damals hieß die Stadt noch Schellenberg und wurde später wie das Schloss nach seinem Bauherrn benannt - bis heute tragen beide seinen Namen.
Der Vielzahl der Interessen und Tätigkeiten von August entspricht die Fülle der Objekte, die aus der SLUB in der Ausstellung zu sehen sind:
- Das sogenannte Sächsische Stammbuch ist eine genealogische Sammlung von 334 Bildnissen sächsischer Herrscher und ihrer Angehörigen von der Zeit Alexanders des Großen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts mit Wappen und gereimten Versen. Der Grundstock der Handschrift wurde um 1497/98 angefertigt. 1532 und 1546 kamen Ergänzungen hinzu. Die Bilder der zweiten Ergänzung lassen den Einfluss des kursächsischen Hofmalers Lucas Cranach des Älteren (1472-1553) erkennen. Die genealogisch-historiografische Arbeit auch unter August diente der Herrschaftslegitimation der albertinischen Linie der Wettiner, die erst 1547 unter Augusts Bruder Moritz die Kurwürde von der ernestischen Linie übernommen hatten
- Mit seiner 1554 erlassenen Bergk-Ordenung, die heute einer gesetzlichen Verfügung entspricht, schrieb sich August in die Geschichte des sächsischen Bergbaus ein. Er konnte dabei auf eine lange sächsische Tradition verweisen, denn schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts existierte das Freiberger Bergrecht in Schriftform. Die Bergordnung regelte den Betrieb der Bergwerke, d. h. die Verantwortlichkeiten, die Verarbeitung des Gesteins, die Bezahlung der Bergleute sowie Strafen bei Missbrauch. In der Ausstellung ist die Reproduktion eines Druckes von 1574 zu sehen. August regelte in seiner Forst- und Holtz-Ordnung von 1560 auch die Bewirtschaftung der sächsischen Wälder. Hier zeigt die Ausstellung eine Arbeit von 1840, die auf die Holzordnung Bezug nahm und zur Diskussion zeitgnössischer Fragen der Holzwirtschaft im sächsischen Landtag herangezogen wurde.
- In der von ihm begründeten Kunstkammer sammelte August auch Karten, die er teils selbst herstellte, sowie zahlreiche Messinstrumente. Einige sind heute in der Sammlung des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden erhalten, darunter mehrere Kompasse sowie Hodometer, die mechanisch die Umdrehung von Wagenräder zählten und die Strecke auf Papier oder Pergament dokumentierten. August ließ sich in den Gebrauch der Instrumente einweisen und beschrieb seine eigenen Methoden. Die Ausstellung zeigt hier einerseits Reproduktionen von Teilen der über 13 Meter langen Reiseroutenrolle, auf der der Kurfürst die Route seiner Reise zum Kurfürstentag 1575 in Regensburg dokumentierte. Auf dem Pergamentstreifen wurden die durchquerten Orte, Wälder, Flüsse, die jeweilige Kompassortung und die Nachtquartiere eingetragen sowie nachträglich Ortsvignetten aufgeklebt. Weiterhin zu sehen sind Beispiele der von August wohl eigenhändig angefertigten "Land-Täfflein von Kursachsen und angrenzenden Ländern" - kolorierte Handzeichnungen, auf denen ebenfalls Orte, Wälder, Flüsse und Gebirge dargestellt sind.
- Das Interesse von August und Anna an Nahrungs- und Heilpflanzen spiegelt sich schließlich im "Kreutterbuch" von Johannes Kettmann wider, das im ersten Katalog der Kurfürstlichen Bibliothek von 1574 als erster Eintrag unter den Kräuter- und Arzneibüchern verzeichnet ist. Der Arzt Kentmann war nach seinen Studien in Leipzig und Wittenberg, Padua und Bologna ab 1550 als Stadtarzt in Meißen und seit 1554 in Torgau tätig. In dem 300 Blätter starken Band - den er August widmete - sind 600 Pflanzen überwiegend mitteleuropäischen und knapp ein Drittel mediterranen Ursprungs abgebildet. Erst kürzlich ist ein Reproduktion der Handschrift in verkleinertem Format erschienen.
An diesen und anderen Objekten in der Ausstellung zeigt sich die Bedeutung von August für die sächsische Landes- und Kulturgeschichte - eine Bedeutung, die sich auch und gerade in den Sammlungen der SLUB niedergeschlagen hat. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern in den Objekten und beim Besuch der Ausstellung.
Zur Ausstellung "Kurfürst mit Weitblick"
Literatur von und über August in der Sächsischen Bibliografie: https://slubdd.de/saxorum
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