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Die Datenlaube kommt in die Schule: Links und Quellen für besondere Lernleistungen
Die Ferien neigen sich dem Ende, die Schule rückt wieder ins Bewusstsein der Lernenden und Lehrenden. Lernen im Digitalen, das geht im Projekt 'Datenlaube', ganz ohne Oberlehrer. In diesem Projekt treffen sich regelmäßig interessierte Bürgerwissenschaftler:innen: Die Datenlaube ist ein Citizen Science-Projekt für offene Kulturdaten der Illustrierten 'Die Gartenlaube,' die ab 1853 in Leipzig erschien. Die Gartenlaube wird seit längerem in Wikisource transkribiert, gescannte Artikeltexte werden korrigiert und ggf. mit ihren Illustrationen verknüpft. Bis 1899 sind das circa 18.500 Artikel, ggf. verlinkt mit Autor:innen und Illustrator:innen und deren Wikisourceseiten mit Werkverzeichnissen – verlinkt aber auch mit Lexikonartikeln in Wikipedia und maschinelesbaren Datenobjekten in Wikidata. Einen Einblick hierzu bietet der Blogbeitrag 'Boettichers „Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts”, Kunstbände und Illustrierte zitieren, um alte und neue Datenberge linked open zu verknüpfen'
In diesem Beitrag soll gezeigt werden, welche Möglichkeiten der offenen Quellenarbeit sich im Wikiversum (gemeint sind die Portale Wikisource, Wikidata, Wikimedia Commons sowie Wikiversity) bieten. Beispiele und Quellen können vielleicht als Anregung für Lehrende dienen, diese offenen Kulturdaten im schulischen Alltag zu nutzen: in Projektwochen, Ganztagsangeboten, für Themen einer Besonderen Lernleistung (BELL) oder als Grundlage zur Unterrichtsvorbereitung.
Zum Einstieg: Möglichkeiten, Quellen und Material
Fundstücke liefern die Gartenlaube und Wikisource genügend. Um sich einen Überblick über diese Quellen zu verschaffen, sind die Themenseiten der Wikisource ein guter Einstieg. Sie bieten überblicksartig Quellensammlungen: Darstellungen, Zeitschriften, Rechtstexte, Lexikoneinträge und einiges mehr. 'Schule' ist so ein Beispiel.
Einen unterhaltsamen Zugang zur Sprache kann durch den große Schatz an Lyrik, welcher auf der Wikisource zu finden ist, gelingen. Zum Teil sind diese sogar durch das Projekt 'Gesprochene Wikisource' vertont. Ein Beispiel ist das Ringelnatzische 'Tante Qualle und Elefant' ...
Tante Qualle und der Elefant
Die Tante Qualle schwamm zum Strand.
Es liebt sie ein Elefant
Mit Namen Hildebrand genannt.
Der wartet am MeeresstrandMit einem Sträußchen in der Hand.
Das übergab er ihr galant
Und bat um Tante Quallens Hand.
Da knüpften sie ein Eheband.
Der Doktor Storch, der abseits stand,Der dachte: „Armer Hildebrand!“
Worauf er weiterging und lachte.
— — — —
Warum der Storch wohl so was dachte?
Auch jenseits der Lyrik bietet Wikisource, wie eingangs erwähnt, eine Vielzahl an Quellen.
Zeitschriften und Illustrierte geben einen Einblick in Ästhetik, Denkweisen und gesellschaftliche Themen. Das Arbeiten im Wikiversum hat zusätzlich das Potential grundlegende Medienkompetenzen zu vermitteln. Und schließlich ist das Nutzen offener Wissensspeicher, wie es beispielweise die Wikiversity ist, eine Gelegenheit offene Wissenschaft in der Praxis selbst kennenzulernen.
Projektideen und Anwendungsfelder
In welcher Form diese Quellen im schulischen Kontext Anwendung finden könnten, ahnen wir nur. Wir versuchen dennoch einige Möglichkeiten zu skizzieren.
- Transkriptionsprojekte: Abschriften und kleine Korrekturen an den digitalisierten Werken. Dabei werden Scans originaler Quellen, transkribiert und korrigiert. Neben der Auseinandersetzung mit dem Original wird hier die Arbeitsweise der Wikisource erfahrbar. Indexseiten geben einen Überblick über den Arbeitsstand: Rot bedeutet, dass der entsprechende Scan noch nicht korrigiert wurde. Gelb verweist auf eine Korrektur (eine weitere steht aus) und grün signalisiert die abgeschlossene Korrektur des Transkripts.
- Vertonen von Texten (zum Beispiel im Podcaststudio der SLUB) im Projekt Gesprochene Wikisource: Das Rezitieren von Gedichten fördert Sprachgefühl und erleichtert auch den inhaltlichen Zugang zu Texten. Zudem macht es Spaß Lieblingstexte einzusprechen, so unsere Erfahrungen zuletzt bei der Langen Nacht der Wissenschaften 2023.
- Podcasts: Wikisource-Quellensammlungen und Wikipedia-Artikel bieten viel Material, nicht nur Elefanten, Hunde, Bäume oder Pilze – auch Pflege und Aufbau solcher digitalen Themenseiten eignen sich vielleicht als Aufgabe.
- Stadt- und Ortsgeschichte: ... Wurzen, Leipzig, Dresden, Kamenz ... – Ortsseiten in Wikisource eignen sich als Ausgangpunkt und Ergänzung für Recherchen. Fotos von Gebäuden, Denkmälern und Parkanlagen sind in Wikimedia Commons zu finden – wenn dort noch etwas fehlt, können Abbildungen ergänzt und eingebettet werden – nicht zuletzt in Wikipediaartikeln.
Werkzeugkasten und Beratungsangebote
Grundlegendes zu Wikisource ist in der Wikisource-Broschüre des Wikimedia Deutschland e.V. zusammengefasst. Weitere Hilfestellungen für Wikisource sind dort in den FAQ-Seiten zu finden. Die ersten Schritte und ein Herantasten mit "Netz und doppeltem Boden" sind auf der Spielwiese möglich.
Lernen und Verstehen gelingt, je nach Typ, über verschiedene Sinne. Während der auditive Typ zu Wissenspodcast greifen kann, profitiert der visuelle Typ von strukturieren Schaubildern. Solche Visualisierungen sind mit Wikidata möglich. Einen Überblick über das was möglich ist, gibt es auf der Seite Werkzeuge/Datenvisualisierung. Eine Einführung zu Wikidata ist auf der Seite 'Wikidata-Einführung' zusammengefasst. Die Wikidata-Touren bieten Tutorials zu den verschiedenen Wikidata-Elementen und Anwendungen.
Hilfe und Beratung zur Wikisource gibt es immer Sonntags in der Zentralbibliothek der SLUB am Wikisource-Beratungsstand bei Andres Wagner (Termine sind im Veranstaltungskalender gelistet). Fragen zum Projekt Datenlaube und anderen Wiki-Themen können im DatenlaubeJam immer Dienstags ab 08:30 diskutiert werden (Link ebenfalls im Veranstaltungskalender). Gelegenheit zum fachlichen Austausch bietet das Wikisource-Arbeitstreffen vom 13.-15. Oktober 2023 im Open Science Lab der SLUB.
Wir freuen uns über Rückmeldungen, Anregungen und Austausch.
Literatur
Jens Bemme: Boettichers „Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts”, Kunstbände und Illustrierte zitieren, um alte und neue Datenberge linked open zu verknüpfen. Dresden: Saxorum 2023, URL: https://saxorum.hypotheses.org/9471.
Alessandra D'Atena: Die musikalische Beschaffenheit der Sprache in Texten als Komponente der Literarizität/Poetizität. In: Michael Dobstadt, Marina Foschi Albert (Hgg.): Poetizität interdisziplinär. Poetizität/Literarizität als Gegenstand interdisziplinärer Diskussion: Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Fremd- und Zweitsprachendidaktik. Loveno di Menaggio : Villa Vigoni 2019, S. 57-76. URL: https://www.villavigoni.eu/wp-content/uploads/2020/02/Poetizit%C3%A4t_interdisziplin%C3%A4r_Villa_Vigoni_Editore_2019_Endf.pdf.
Henriette Mehn: Hört, Hört: Podcasts produzieren in der SLUB. Dresden: SLUBlog 2023, URL: https://blog.slub-dresden.de/beitrag/2023/02/21/slublog-eroeffnung-podcaststudio.
Wikimedia Deutschland e.V.: Wikisource-Bröschüre. URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wikisource-Brosch%C3%BCre.pdf.
Header: Schulpause. Nach dem Gemälde von Fritz Beinke. In: Die Gartenlaube, 1895, Heft 12, S. 189, 200. Vgl.. Boetticher:Beinke, Fritz, in: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1891).
Eine zweite Variante dieses Beitrags wurde im Weblog des Landeskundeportals Saxorum.de veröffentlicht. Wikidata-Item: (Q121536471)
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