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Archäologie im Makerspace: Wie Brunnen und Münzen mit 3D-Druck begreifbar werden
Bereits seit Mitte 2004 erfasst das Landesamt für Archäologie Sachsen die zur Grabungsdokumentation notwendigen Daten mit Hilfe eines Laserscanners. Bis heute sind ca. 14.000 Objekte mit großer wissenschaftlichen Aussagekraft und hohem ästhetischen Wert erfasst. Mittels 3D-Gipsdruck konnten nun mit den ForscherInnen ein historischer Brunnen und Münzen im Makerspace der SLUB nachgebildet werden.
Der Bandkeramische Brunnen von Altscherbitz zählt mit gut 7000 Jahren zu den ältesten erhaltenen Holzbauten. Die Archäologen bestimmten das Alter per Dendrochronologie. Dabei verglichen sie das Muster der Jahresringe des Holzes (Eiche) mit einer bekannten Kurve und konnten so jahrgenau bestimmen wann der Baum gefällt wurde. Das jüngste Stück Holz stammt von einem Baum, der zwischen Spätherbst 5099 und zeitigem Frühling 5098 (Holzwachstum hat noch nicht eingesetzt) geschlagen wurde. Das Exemplar aus Altscherbitz ist bei großangelegten Grabungen im Vorfeld der Erweiterung des Flughafens Leipzig/Halle gefunden worden. Weil eine angemessene Ausgrabung vor Ort nicht möglich war, ist der erhaltene untere Teil als riesiger Block geborgen und im Labor in Dresden freigelegt worden. Hierbei wurde erstmals eine komplette digitale 3D-Dokumentation erstellt.
Die Münzen tragen das eingestempelte Zeichen des berühmten römischen Statthalters Publius Quinctilius Varus, der in der Schlacht im Teutoburger Wald gegen Germanische Stämme unter dem Cheruskerfürsten Arminius im Jahr 9 n.Chr. eine der größten militärischen Niederlagen des Römischen Reiches erlitt. Aus diesem Grund haben die Münzen mit dem Varusstempel VAR seit jeher die besondere Aufmerksamkeit der archäologischen und historischen Forschung auf sich gezogen, begleiteten sie doch die Legionäre auf ihrem Weg in den Untergang. Sie erlaubten die Identifizierung der Fundstellen in Kalkriese als Kampfplatz der Varusschlacht, fanden sich aber auch an verschiedenen Orten entlang des Rheins.
Die Mitarbeiter des Landesamt für Archäologie können jetzt dank der Beratung im SLUB Makerspace die Besonderheiten des Brunnens und der Münzen bei Vorträgen und Präsentationen nicht nur als virtuelles Modell auf dem Bildschirm zu zeigen, sondern greifbar machen. Bei einem Vor Ort-Termin wurden die verschiedensten Möglichkeiten und Verfahren im Makerspace erörtert. Das Landesamt für Archäologie entschied sich dann für das 3D-Gipsdruckverfahren, welches das detaillierteste Ergebnis ermöglichte. Die beiden unteren Lagen des Brunnens im Maßstab 1:10 dienen zur Verdeutlichung des Aufbaus, der Balkenkopf (skaliert auf Druckkammergröße, ca. 1:1,7) als Illustration der, nur mit Stein- und Knochenwerkzeugen durchgeführten, Holzbearbeitung. Die oben genannten Projekte sind Beispiele dafür, dass Verfahren wie 3D-Scannen und -Drucken nicht nur in Bereichen wie Rapid Prototyping, Medizin etc. wichtig, sondern auch in Forschungsprojekten der Archäologie hilfreich sind.
Deshalb widmet sich auch das nächste Makerspace Meet up! am 02.02.2017 dem Thema 3D-Scannen. Als Referent haben wir Herrn Reuter vom Landesamt für Archäologie gewonnen. Herr Reuter wird von seinen Erfahrungen bei der Softwaregestützten 3D-Dokumentation archäologischer Fundobjekte berichten.
Was: Makerspace Meet up! 3D-Scannen
Wann: 02.02.2017 17.00 bis 19.30 Uhr
Wo: Makerspace M2
Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich
In Vorbereitung des Meet ups! werden wir zusammen mit Interessierten als Serviceerweiterung den Open Source 3D Laser Scanner FabScanPi am 25.01.2017 ab 16.00 Uhr im Makerspace aufbauen. Die Teammitglieder Uta Fröhner und Melanie Kaiser werden von ihren Erfahrungen beim Aufbau und Testen des FabScanPi berichten.
Weiterführende Literatur zum historischen Brunnen finden Sie unter anderem in folgenden Publikationen:
Headerbild: Ansicht kompletter Brunnen in der 3D-Scan-Software. Foto: Thomas Reuter
1 Comment(s)
@Archäologie im Makerspace
Super Projekt! Ich find's prima, wie ihr den Wert des Makerspace laufend erweitert. Was kommt als nächstes?