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Gefunden: NS-Raubgut | Gesucht: nachhaltige Rahmenbedingungen für Raubgutrecherchen
http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71551538
Das Buch mit einem Exlibris von Max Sachs (1883-1935) veranschaulicht, wie wichtig NS-Raubgutforschung ist. Der SPD-Landtagsabgeordnete und Redakteur Max Sachs wurde ab 1933 wegen seiner politischen und religiösen Einstellung – er war jüdischen Glaubens – von den Nationalsozialisten verfolgt. Am 25. September 1935 wurde er in das KZ Sachsenburg deportiert und starb dort bereits am 5. Oktober 1935 nach schweren Misshandlungen.
Max Sachs als ehemaliger rechtmäßiger Besitzer und der Werdegang seines Buches konnten im Rahmen des aktuellen Provenienzprojektes an der SLUB rekonstruiert werden. In Absprache mit den Erben verbleibt es als Depositum im Sinne einer fairen und gerechten Lösung im Bestand der SLUB. Ausführlicher wird u.a. dieser Fall gerade in einer Ausstellung im Foyer der SLUB bis zum 10. Dezember 2019 vorgestellt.
Provenienzprojekte sowie NS-Raubgutrecherchen an Bibliotheken und Museen fußen überwiegend auf den Washingtoner Prinzipien (1998). Vor 20 Jahren – am 9. Dezember 1999 – bekräftigten Bund, Länder und Kommunen in der so genannten Gemeinsamen Erklärung ihren Willen, aktiv NS-Raubgutforschung zu unterstützen:
„Die Bundesregierung, die Länder und die kommunalen Spitzenverbände werden im Sinne der Washingtoner Erklärung in den verantwortlichen Gremien der Träger einschlägiger öffentlicher Einrichtungen darauf hinwirken, dass Kulturgüter, die als NS-verfolgungsbedingt entzogen identifiziert und bestimmten Geschädigten zugeordnet werden können, nach individueller Prüfung den legitimierten früheren Eigentümern bzw. deren Erben zurückgegeben werden.“ (Gemeinsame Erklärung)
Dieses Jubiläum bietet einen geeigneten Anlass zu fragen: Wie kam NS-Raubgut in unsere Bibliotheken und Museen? Wie gehen wir mit diesem Erbe um? Wer hat in den letzten 20 Jahren NS-Provenienzforschung be- und gefördert? Wie sollten die Rahmenbedingungen für eine verbesserte Raubgutforschung gestaltet werden?
Die Provenienzforscherin Elisabeth Geldmacher hat jetzt eine Arbeit vorgelegt, die am Beispiel Sachsens bundesweit die erste Erhebung zum aktuellen Stand der NS-Raubgutforschung in einem Bundesland liefert. Die Autorin untersuchte in Gesprächen mit Verantwortlichen sächsischer Kultureinrichtungen die Lage der NS-Raubgutforschung und entwickelte daraus Vorschläge für funktionierende sowie ausbaufähige Strukturen.
Am 9. Dezember 2019 stellt Elisabeth Geldmacher das Buch in der SLUB vor. Zudem hält Prof. Dr. Gilbert Lupfer (Leiter der Abteilung Forschung und wissenschaftliche Kooperation an den SKD Dresden; wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste) einen Vortrag zur aktuellen Lage der NS-Provenienzforschung in Deutschland. Anschließend diskutieren Dr. Achim Bonte (Generaldirektor SLUB Dresden), Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Dr. Robert Langer (Provenienzforscher und Verleger) und Elisabeth Geldmacher. Die Diskussionsrunde ist offen für Fragen aus dem Publikum.
Das Provenienzprojekt der SLUB wird gefördert durch die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste.
Montag, 09.12.2019, 18:30 Uhr im Klemperer-Saal der Zentralbibliothek
Es diskutieren Elisabeth Geldmacher (Autorin), Gilbert Lupfer (SKD), Achim Bonte (SLUB), Robert Langer (Provenienzforscher und Verleger).
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