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Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten … Victor Klemperers Erinnerungen vollständig und ungekürzt in einer Datenbank

Seit 1977 bewahrt die SLUB den Nachlass des Romanisten Victor Klemperer (1881-1960), den wohl wichtigsten Nachlass zum Verständnis der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

© SLUB / Deutsche Fotothek / Richter, Ursula

© SLUB / Deutsche Fotothek / Richter, Ursula

Victor Klemperer wurde vor allem durch sein Buch Lingua Tertii Imperii, über die Sprache des Dritten Reiches, und seine unter dem Titel Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten (1933–1945) erschienenen Tagebücher bekannt. Der Nachlass umfasst insgesamt 1.573 Nummern in 17 Kapseln, 3 Schubern, 6 Bänden und 3 Ordnern. Neben persönlichen Dokumenten, Briefen und Manuskripten befinden sich auch dessen Tagebücher, die er in den Jahren 1918 bis 1959 führte, in den Unterlagen.

In diesen Tagebüchern beschreibt Klemperer sein Leben, sein Umfeld und seine Arbeit an der Universität. Ab 1933 ist die zunehmende Ausgrenzung von jüdischen Mitmenschen beschrieben, die sich durch den kompletten Alltag zog. Er selbst wurde im April 1935 im Rahmen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Drei  Jahre später wurde ihm die Erlaubnis entzogen, die Sächsische Landesbibliothek zu nutzen. Die erste zweibändige Ausgabe der Tagebücher von 1933 – 1945 erschien im Herbst 1995 im Aufbau-Verlag und wurde seitdem mehrfach verlegt und in vierzehn Sprachen übersetzt. 1999 wurden die Tagebücher in einer 12-teiligen Fernsehserie verfilmt. 2007 erschien eine umfangreich kommentierte Ausgabe aller Tagebücher auf CD-ROM.

Nun stellt der Verlag De Gruyter in Kooperation mit dem Aufbau Verlag alle Tagebücher von Victor Klemperer aus den Jahren 1918 – 1959 in einer Datenbank zur Verfügung (Zugriff für eingeloggte SLUB-Nutzende). Auf die in allen Printausgaben seit 1995 vorgenommenen Kürzungen wurde verzichtet, so dass die Tagebücher in einer nahezu dokumentengerechten Übertragung abgebildet werden. Neben den Volltexten sind die originalen Manuskriptseiten als Digitalisat abrufbar. Hierzu haben wir in der SLUB mehr als 11.000 Seiten digitalisiert und zusammen mit den strukturierten Metadaten an den Verlag geliefert.

Die Datenbank ist auch im Online-Angebot der SLUB zu finden und gehört zu den 30 Datenbanken, auf die SLUB-Nutzende seit Beginn dieses Jahres weltweit, auch von zu Hause aus, zugreifen können. 

Über das Leben und Wirken von Victor Klemperer - Lesung mit Schauspieler Lars Jung
Dienstag, 11. Februar 2020, Beginn 19:00 Uhr
Klemperer-Saal der SLUB (Zellescher Weg 18, 01069 Dresden)
Eintritt frei

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