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SLUB-Lieblingsstücke 6: Music was my first love … and cinema my second (1)

Neben historischen Schätzen wie Bachs h-Moll-Messe und Manuskripten vieler Dresdner Hofmusiker zählen auch hochkarätige Filme und Tonträger zur landesbibliothekarischen Sammlung. In der heutigen Ausgabe der „Lieblingsstücke“ nehmen wir euch mit auf eine spannende Reise zu ganz besonderen Platten und cineastischen Leckerbissen.

Wir treffen uns in Etage -1 zwischen den CD-Regalen. Sofort beginnt mein Kollege Andreas Müller zu erklären: Wo die Chansons stehen, wo der Rock zu finden ist und dass die Klassische Musik einen anderen Platz hat. Und ich merke sofort, dass ich es hier mit jemandem zu tun habe, der für seine Sache brennt.

Schon seit 1980 arbeitet er in der Mediathek der SLUB – auch wenn die Mediathek damals noch „Phonothek“ und die SLUB „Sächsische Landesbibliothek“ hieß. Seine Leidenschaft für populäre Musik und seine Kenntnisse auf diesem Gebiet führten schließlich dazu, dass er nach der Wende in den Aufbau dieser Musiksparte in der Phonothek eingebunden wurde. Über die vielen Jahre haben sich seine Aufgaben verändert, sodass er heute vorrangig in der Bestandspflege und in der Ausleihe beschäftigt ist – ein perfekter Ort, um viel von seinem umfangreichen Musik- und Filmwissen weiterzugeben!

Unser kleiner Ausflug führt uns weiter ins Magazin und wir widmen uns zuerst den Tonträgern. In einer Zeit, in der Streamingdienste für viele das Mittel der Wahl zum Konsumieren von Musik geworden sind, werden physische Tonträger wie Schallplatten und CDs immer weniger gefragt. Andreas Müller kann mir aber einige Liebhaberstücke zeigen: Limitierte Auflagen der Werke von Edith Piaf, die „Sailors‘ Tales“ von King Crimson oder „Hipp is cool“ der Jazzpianistin Jutta Hipp – allesamt aufwendig gestaltete Boxen mit CDs und Büchern, die man sich nicht eben mal so kauft und die vor allem auch nicht bei Spotify und Co. zu finden sind.

Andreas Müller ist keinesfalls ein Feind von Neuerungen: Musikstreaming sei toll, um bislang unbekannte Bands zu entdecken und auch für unterwegs ideal. Was er jedoch nur bei Schallplatten findet, ist die Möglichkeit, die Musik durch die Wahl von Plattenspieler-Nadeln oder Verstärkern zu beeinflussen bzw. zu individualisieren. Auch die Authentizität des Werks vermittele nur das Original. Und so ist ein auf die heutigen Hörgewohnheiten angepasstes und mit vollen Bässen remastertes Beatles-Album eben gewissermaßen kein richtiges Beatles-Album mehr. „Die Beatles wussten, was sie taten“, klingt mir die Stimme des Kollegen noch in den Ohren.

In ihrer Rolle als Landesbibliothek sammelt die SLUB durchaus auch sächsische Meilensteine der Jazz-, Chanson- und Rockgeschichte: Die bereits erwähnte gebürtige Leipzigerin Jutta Hipp ist dafür ein gutes Beispiel. Im Falle der Chansons führte das große Interesse der künstlerischen Szene Dresdens in der (Vor-)Wendezeit dazu, dass die Sammlung sich heute als nahezu lückenlos präsentieren kann.

Wir gehen ein paar Schränke weiter und stehen vor der zweiten Leidenschaft meines Kollegen: den Filmen der späten 1940er und 1950er Jahre. Seine erste Empfehlung sind die Werke Jean-Pierre Melvilles, insbesondere „Le silence de la mere“. Der Film handelt von einem Wehrmachtsoffizier, der bei einer französischen Familie einquartiert wird. Trotz seiner Liebe zu Frankreich und zur französischen Kultur spricht die Familie kein Wort mit ihm, um so ihre Abneigung gegenüber dem Besatzer zu zeigen. Ebenfalls im Zweiten Weltkrieg spielt Andrei Tarkowskis „Iwans Kindheit“, in dem die Geschichte des 12-jährigen Iwan erzählt wird, der sich Partisanen anschließt, um die Ermordung seiner Familie zu rächen. Andreas Müller meint: „Es sind stille Filme, bei denen man zwischen den Zeilen lesen muss und die von der genauen Beobachtung der Menschen zeugen. Sie sensibilisieren für den Umgang miteinander, weil man viel über sein eigenes Verhalten lernt und auch darauf, auf kleine Zeichen seines Gegenübers zu achten.“ 

Mit diesen eindrücklichen Worten endet unsere audiovisuelle Reise in die Vergangenheit – auch wenn mir Andreas Müller sicher noch stundenlang Filme von Rossellini oder Pasolini und Chansons von Brel und Gréco hätte empfehlen können. Aber der Stein ist so nun schon einmal ins Rollen gekommen. Apropos … lange nicht die Rolling Stones gehört!

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