Digitale Karten sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Fast jede(r) nutzt sie auf dem Smartphone zur Orientierung, zur Navigation oder zur imaginären Weltreise. Besonders reizvoll ist dabei die Verbindung mit historischem Kartenmaterial, das ein virtuelles Fenster in die Vergangenheit öffnen kann. Mit dem Virtuellen Kartenforum (VKF) betreibt die SLUB seit mehreren Jahren ein Portal, das die Darstellung von und die Recherche in historischen Karten mit ihrer Georeferenzierung verbindet – die älteren können so punktgenau über eine aktuelle Karte gelegt werden. Nicht alle Karten der SLUB eignen sich gleichermaßen dafür, zahlreiche weitere sind in der Bilddatenbank der Deutschen Fotothek und im SLUB-Katalog recherchierbar.
Wie alle Webangebote bedarf auch das VKF der kontinuierlichen Pflege und Weiterentwicklung. Durch eine Förderung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Projektes "Die Zukunft ist digital", ergänzt durch Eigenmittel der SLUB, konnte das VKF nun grundlegend erneuert und überarbeitet werden. Durchgeführt wurden die Arbeiten seit Juni 2021 von den Abteilungen Informationstechnologie und Handschriften, Alte Drucke und Landeskunde der SLUB in Zusammenarbeit mit der Dresdner Firma Pikobytes. Ihr Gründer Jacob Mendt hatte bereits das ursprüngliche VKF programmiert. Das sogenannte Refactoring bringt viele neue Möglichkeiten mit sich:
- Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets werden nun mit eigenen Anzeigemodi unterstützt.
- Neben der bisherigen OpenStreetMap als Basiskarte sind nun auch eine Satellitenkarte und die TopPlusOpen des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie einstellbar. Durch Hinzufügen von eigenen Basiskarten ist es außerdem möglich, eine individuelle Anzeige zu erhalten.
- Angemeldete Nutzerinnen und Nutzen können den jeweils gewählten Ausschnitt mit den eingeblendeten historischen Karten über einen Sharing-Link mit anderen teilen.
- Bei Freigabe des eigenen Standortes wird dieser im gewählten Bildausschnitt über einen Marker angezeigt.
- Mit GeoJSON wird nun ein offenes Dateiformat unterstützt, über das eigene Geodaten auf der Karte sichtbar gemacht werden können.
- Der räumliche Umfang wurde von Deutschland bzw. Mitteleuropa auf eine weltweite Darstellung erweitert.
- Allgemein wurde sowohl in der Rechercheansicht als auch im Georeferenzierungsclient die Bedienung vereinfacht und das Design modernisiert.
Auch die bisherigen Möglichkeiten wie die Einbindung der georeferenzierten Karten in eigene Geoinformationssysteme über die integrierte WMS-Schnittstelle bleiben weiterhin erhalten. Alle aktiven Nutzer der letzten drei Jahre wurden übernommen. Wie bisher können historische Karten auf ein dreidimensionales Höhenmodell projiziert werden, das frei schwenk- und kippbar ist. Das Umschalten zwischen 2D- und 3D-Modus ist nun jedoch deutlich komfortabler als zuvor. Und ebenfalls wie bisher erfolgt die Entwicklung als Open-Source-Projekt: Der Quellcode kann eingesehen, nachgenutzt und weiterentwickelt werden – ganz im Sinne unseres strategischen Leitsatzes "Offenheit als Handlungsmaxime".
Aber worum geht es dabei eigentlich? Das VKF bietet mit seinen verschiedenen Funktionalitäten zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für historisch orientierte Geisteswissenschaften, Archäologie und Denkmalpflege, Landschafts-, Stadt- und Verkehrsplanung, Umweltschutz und Wasserbau, aber auch für Heimatforschende und sonstige geschichtlich interessierte Personen. So lässt sich für die Lage eines heutigen Hauses oder Grundstücks in Dresden, angesteuert über Straßennamen und Hausnummer, mittels historischer Vergleichskarten der Zeitpunkt der Erstbebauung eingrenzen, lässt sich feststellen, ob das Gebiet vom Jahrhunderthochwasser 1845 betroffen war und ob das Haus und seine Nachbarschaft 1945 Bombentreffer erhalten haben. Über geologische Karten können Braunkohle- und Mineralienvorkommen eingesehen und über die Äquidistanten- und Messtischblätter verfolgt werden, wann welche Ortschaften dem Tagebau zum Opfer fielen und welche neuen Siedlungen entstanden.
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