SLUBlog
Jahrtausende alte Artefakte mit Schriftzeugnissen aus dem Bestand der SLUB Dresden digital im 3D-Format zugänglich
Der rund 4.000 Jahre alte kegelförmige Ton-Nagel, der zwischen 1910 und 1935 auf unbekanntem Weg in die Bibliothek gelangte, trägt eine Weihinschrift des Herrschers Gudea für einen Tempel der Stadtgöttin von Girsu im heutigen Südirak.
Die beschriftete Tonscherbe, die 1933 aus dem Kunsthandel erworben wurde, beurkundet einen Tempeleid, den eine Frau vor fast 2.000 Jahren im nordägyptischen Theben leistete.
2019 waren beide Objekte in der Ausstellung »Grenzenloses Sammeln – Raritäten aus fernen Ländern« im Buchmuseum der SLUB Dresden im Original zu sehen. In diesem Zusammenhang wurden sie in Kooperation mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen (kurz: LfA) von Thomas Reuter unter Leitung des Archäologen Dr. Florian Innerhofer dreidimensional gescannt, sodass man nun die umlaufende Inschrift des Ton-Nagels bequem erkennen und die 1945 in fünf Teile zersprungene Scherbe zusammengefügt vorder- und rückseitig lesen kann. Diese Digitalisate ermöglichten es, 3D-Ausdrucke im Makerspace der SLUB Dresden anzufertigen.
Die Plattform archaeo|3D
archaeo|3D existiert seit Februar 2020 und stellt ein Novum in der archäologischen Landschaft Deutschlands dar. Diese Technik der Visulisierung ermöglicht ein digitales „Schaufenster“ der sächsischen Archäologie – in Ergänzung zu den Publikationen des Landesamtes. Das LfA ist für die Aufbewahrung, die Dokumentation, den Schutz und die Präsentation der archäologischen Denkmale im Freistaat Sachsen verantwortlich.
Das Web-Portal archaeo|3D ermöglicht virtuelle Entdeckungsreisen und Zugänge von zuhause aus: über eine geografische Karte können eingetragene Fundplätze und digitalisierte Objekte angesteuert werden. Die Seite unterstützt auch einen Schnellzugriff auf vielfältig zusammengestellte TOP10 von 3D-Objekten, also besonders eindrückliche und auch repräsentative Objekte des Webauftrittes.
Die photorealisitisch texturierten digitalen 3D-Modelle dieser Webseite können in hoher Auflösung in Augenschein genommen werden, sie lassen sich von allen Seiten genau begutachten – ohne das Original in die Hand nehmen zu müssen. Kleine Hilfsmittel in der Legende ermöglichen eine gute Handhabung am Bildschirm.
Solche Digitalisierungen werden in Museen gerne im Bereich der Vermittlung an Medienstationen präsentiert oder auch in virtuelle 360-Grad-Rundgänge eingebunden. Auch 3D-Drucke sind denkbar, die beispielsweise für seheingeschränkte Personen als Taststationen zum Einsatz kommen können.
Weiterführende Links
Zur Website archaeo|3D
Ton-Nagel mit Keilschrift auf archaeo|3D
Demotisches Ostrakon auf archaeo|3D
Archäologische Funde aus Sachsen in 3D, Artikel im Internetportal Archäologie Online
Seite des SLUB Makerspace
Exponate aus dem Alten Orient in der Ausstellung »Grenzenloses Sammeln – Raritäten aus fernen Ländern« (10. April bis 12. August 2019 in der Schatzkammer des Buchmuseums)
archaeo|3D beim Digamus Award
This article is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License
0 Comment(s)