Bibliotheken stehen seit jeher für den (möglichst) freien Zugang zum Wissen. Mit dem Internet sind viele neue Möglichkeiten hinzugekommen, Wissen frei und - abgesehen von einem Rechner mit Internetzugang - weitgehend voraussetzungslos verfügbar und auffindbar zu machen.
In der digitalen Welt sind Open Access, Open Source und Open Data seit Jahren Thema. Es gibt kaum eine (wissenschaftliche) Bibliothek, die sich nicht öffentlich dafür einsetzt, hat Felix Lohmeier - er war bis April diesen Jahres Leiter der IT-Abteilung der SLUB - in seinem Vorschlag einer Openness-Checkliste im Frühjahr 2016 konstatiert. Es mangle oft an der nötigen Konsequenz, denn BibliothekarInnen werben beispielsweise am Campus für Open Access, publizieren aber selbst oft genug noch in Zeitschriften, die nicht unter einer freien Lizenz stehen. Zusammengetragen von ihm und anderen Interressierten aus der Bibliothekscommunity entstand daher eine Liste von kleinen, praktikablen Empfehlungen, die Bibliotheken umsetzen können, um für offene Inhalte einzutreten und die eigenen Angebote offen weiter zu entwickeln. Offenheit umfasst dabei in Anlehnung an Don Tapscott die Aspekte Zusammenarbeit, Transparenz, Teilen und Ermöglichung von Selbstbestimmung, wie Lohmeier in seinem Vortrag auf der Inetbib-Tagung 2016 in einer Folie ausführt:
- Zusammenarbeit: "Offenheit, die entsteht, wenn die Grenzen von Organisationen poröser, fließender und offener werden"
- Transparenz: "Hier geht es um die Vermittlung relevanter Informationen an die Interessensvertreter von Organisationen: Angestellte, Kunden, Geschäftspartner, Aktionäre und so weiter."
- Teilen: "Bei Transparenz geht es um den Austausch von Informationen. Teilen ist das Aufgeben von Besitz, von intellektuellem Eigentum."
- Ermächtigung: "Es geht mir nicht um ein Gefühl von Mutterschaft. Wissen und Intelligenz sind Stärke und weil sie immer besser verteilt sind, kommt es zu einer gleichmäßigen Verteilung, Dezentralisierung und Machtzerfall in unserer heutigen Welt."
Offenheit kann in der Wissenschaft konkret auf verschiedenen Ebenen erfolgen:
"The range of ‘Opens‘" von Lilian van der Vaart u.a.; unter CC BY-SA 3.0
Aus der Checklisten-Idee ist schließlich im vergangenen Sommer die Initiative Open Library Badge entstanden. Auf der Website heißt es:
Ziel der Initiative Open Library Badge (OLB) ist es, ein Anreizsystem für Bibliotheken zu schaffen, die das Konzept der Offenheit verfolgen. Der Badge soll entsprechende Aktivitäten und Angebote von Bibliotheken sichtbar machen. Er richtet sich sowohl an die Fachöffentlichkeit als auch an die eigenen NutzerInnen und soll eine Belohnung für den bibliothekarischen Einsatz für mehr Offenheit in Wissenschaft und Gesellschaft sein.
Die SLUB hat sich im Rahmen der diesjährigen Open Access Week erfolgreich um den neuen Open Library Badge 2016 beworben. Sie erhält das "Abzeichen" 2016 für die Erfüllung von vier der zehn Kriterien mit folgenden Aktivitäten:
- Open-Access-Potenziale aufdecken: Beschreibung des Angebots
- Nutzerinnen einbinden: Beispiele für Katalog/Daten (Coding Da Vinci), Publizieren/Open Access, Makerspace, Nutzung/Bibliotheksbild
- Open-Source-Software einsetzen: GitHub-Konto der SLUB
- Wikipedia unterstützen: WikiLibrary Barcamp, Wikipedia–Sprechstunden, Hinweise zur Verbesserung/Editierung
Mit der Ehrung ist, ähnlich eines Zertifikats, das Recht verbunden, das Badge-Logo auf der SLUB-Website zu führen.
Die Badge-Verleihung ist Anerkennung und Ansporn zugleich, die SLUB-Dienstleistungen sukzessive weiter zu entwickeln. Es gibt noch viel zu tun. Wer mehr zum Hintergrund zu "Offenheit und Bibliotheken" aus SLUB-Perspektive erfahren möchte, hier zwei Lektüretipps:
- Lohmeier, Felix, und Jens Mittelbach. „Offenheit statt Bündniszwang“. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 61, Nr. 4–5 (14. Oktober 2014): 209–14. doi:10.3196/1864295014614554
- Mittelbach, Jens. „Modernes Datenmanagement: Linked Open Data und die offene Bibliothek“. o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 2, Nr. 2 (14. Juli 2015): 61–73. doi:10.5282/o-bib/2015HS61-73
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