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NS-Raubgut in Bibliotheken: SLUB-Provenienzforschungsprojekt auf dem #BibTag19 weckt Interesse und macht Mut

Seit 2017 sondieren wir Erwerbungen nach dem Kriegsende bis in die 1990er Jahre auf der Suche nach 'sekundärem' Raubgut: verfolgungsbedingt enteignete Bücher, die nach 1945 als herrenlose Bestände bzw. "geborgene" Bücher galten.

Unter dem Titel "Kein Ende in Sicht?!" präsentierten unsere Kolleginnen Elisabeth Geldmacher und Nadine Kulbe letzte Woche auf dem Bibliothekskongress in Leipzig ihr aktuelles Forschungsprojekt: Seit September 2017 sondieren sie unsere Erwerbungen nach dem Kriegsende bis in die 1990er Jahre auf der Suche nach so genanntem 'sekundärem' Raubgut. Dabei handelt es sich um verfolgungsbedingt enteignete Bücher, die nach 1945 als herrenlose Bestände bzw. "geborgene" Bücher inventarisiert wurden und so in unseren Bestand übergingen.

Auf diese Weise schlossen viele Bibliotheken ihre durch den Krieg verursachten Bestandslücken. Mit ihrem Vortrag wollten unsere Kolleginnen auch anderen Häusern Mut machen, die Identifikation und Restitution solcher Raubgut-Bestände in Angriff zu nehmen - ein Anliegen, für das in aller Regel keine Eigenressourcen vorausgesetzt werden können, das aber eine realistische Chance auf Drittmittelfinanzerung hat.

Provenienzrecherchen zu NS-Raubgut-Verdachtsfällen sind in Deutschland hauptsächlich mittels Projektförderungen durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) möglich. Aus diesem Grund widmete sich der zweite Teil des Vortrages den Herausforderungen und Chancen bei der Erstellung von entsprechenden Anträgen.

Die Suche nach NS-Raubgut in den Beständen beginnt in der Regel mit Zufallsfunden. Unsere Kolleginnen schilderten, dass sie den speziellen Vorteil hatten, auf bereits vorhandene Provenienzdaten zurückgreifen zu können, die im Rahmen eines vorangegangenen Projekts erhoben worden waren. Die fraglichen Bestände waren in diesem Zusammenhang bereits einer autoptischen Prüfung unterzogen worden und die Ergebnisse in einer Datenbank erfasst. Dabei waren Provenienzmerkmale aufgefallen, die auf NS-Raubgut hinwiesen: jüdische, gewerkschaftliche, religiöse, freimaurerische, SPD- oder KPD-Provenienzen. Diese Funde waren die Grundlage für einen Förderantrag beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste.

Anfänglich - so schilderten die Kolleginnen eindrücklich - waren sie von 600 verdächtigen Provenienzmerkmalen ausgegangen, die zu überprüfen seien. Diese Zahl habe sich durch das Auftreten sogenannter Parallelprovenienzen (mehrere Provenienzmerkmale in einem Buch) inzwischen auf gut 1.000 erhöht.

NS-Raubgutforschung, so betonten die Referentinnen, werde aktuell von politischer wie von medialer Seite mit großer Aufmerksamkeit bedacht, und die Chance, die gut ausgebauten Förderstrukturen nutzen und damit Unrechtsfälle aufklären zu können, sollte nicht vertan werden. Diesem Befund habe das interessierte Feedback auf dem Bibliothekskongress in sehr erfreulicher Weise entsprochen, bestätigten die beiden engagierten Kolleginnen im Nachgang, und betonten, dass sie jederzeit als Ansprechpartner in Sachen Provenienzforschung und Drittmittelbeantragung zur Verfügung stünden.

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