SLUBlog
Liselotte Strelow und der Facettenreichtum von Schwarz und Weiß
Willkommen im Archiv der Fotografen! Mit dem laufenden Digitalisierungsprojekt hat ein neues Gesicht Einzug gehalten in die Riege namhafter Fotograf:innen, deren Bestände dauerhaft und prominent in der Deutschen Fotothek präsentiert werden. Die Rede ist von Liselotte Strelow, einer der bedeutendsten Porträtfotografinnen der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit. Der Nachlass, der durch das LVR Landesmuseum Bonn verwaltet wird, ist immens. Rund 5.700 Prints sowie Zehntausende Negative und Kontaktabzüge befinden sich in dessen Obhut. Außerdem persönliche Dokumente, Urkunden und Aufnahmebücher.
Das Werk Liselotte Strelow wurde in einer Retrospektive 2009/2010 in Bonn, Berlin, Frankfurt und Erfurt präsentiert – aber die umfangreiche Sammlung schlummert bisher gewissermaßen noch im digitalen Dornröschenschlaf. Zeit, sie zu erwecken – und online sichtbar zu machen. Unterstützt durch Mittel der regionalen Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) geschieht dies in einem einzigartigen Kooperationsprojekt des LVR-Landesmuseums mit der Deutschen Fotothek. Bis Ende 2021 werden in der SLUB rund 2000 Vintage Prints digitalisiert und wissenschaftlich erschlossen. Um die Sichtbarkeit zu erhöhen und die Aufnahmen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, werden die Projektergebnisse schrittweise – neben der Fotothek – außerdem in der Deutschen Digitalen Bibliothek, auf arthistoricum.net und in der virtuellen Bibliothek Europeana präsentiert.
Was macht die Fotografin Liselotte Strelow und ihren Nachlass so einzigartig? Die Bezeichnung Strelows als eine der bedeutendsten Porträtfotografinnen der deutschen Nachkriegszeit kommt nicht von ungefähr. Ihr Spektrum umfasst neben den besagten Porträts auch (Vertrags-)Theaterfotografie und Auftragsarbeiten für Zeitschriften und Zeitungen. In den 1950ern und 60er Jahren gewann die 1908 in Pommern geborene Liselotte Strelow, die ihre fotografische Laufbahn in Berlin begann, durch ihr Schaffen zunehmend an Popularität und weitete ihren Wirkungskreis stetig aus.
Mittlerweile in Nordrhein-Westfalen beheimatet, lichtete sie Persönlichkeiten aus Politik, wie Kurt Schumacher oder Theodor Heuss, dessen Porträtaufnahme Vorlage für die millionenfach gedruckte Briefmarke der Deutschen Bundespost wurde, gleichermaßen ab wie Größen aus der Kulturszene und blieb mit der Theaterfotografie doch ganz besonders verbunden. Dabei trägt die oft schon theatralische Arbeit mit Licht und Schatten stets ihre ganz eigene Handschrift und unterstreicht die individuelle Persönlichkeit der Abgelichteten bzw. verleiht ihrer jeweiligen Rolle Tiefe und Charakter. Genau mit diesen Mitteln setzt sie sich aber auch kritisch auseinander: nämlich welche manipulativen Eigenschaften inszenierte Bilder/Fotografien haben können. Darüber verfasste Strelow sogar ein Buch mit dem Titel “Das manipulierte Menschenbildnis oder Die Kunst, fotogen zu sein”. In den 1970er Jahren gab die mehrfach ausgezeichnete Liselotte Strelow die Fotografie aus gesundheitlichen Gründen nahezu ganz auf.
Weitere Infos zu ihrer Biografie gibt es hier.
Dieser kurze Abriss über ihr facettenreiches Schaffen macht bereits deutlich, wieso ihrem OEuvre noch weitaus mehr öffentliche Sichtbarkeit gebührt. Dank des Kooperationsprojektes können Sie schon jetzt eintauchen in das schwarz-weiße Bilduniversum der Liselotte Strelow … und das ist erst der Anfang.
This article is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License
0 Comment(s)