SLUBlog
Ausleihzahlen 1. Quartal. Hervorragender Start. Verzugsgebühren zeigen Wirkung
Im ersten Quartal 2010 fielen 647.382 Entleihungen an, rund 3% mehr als im starken Vorjahr und 12,7% mehr als noch vor fünf Jahren (zur Einordnung: Die Zahl der Studierenden an der TU Dresden wuchs zwischen 2005 und 2010 um 2,7%). Dieser absolute Spitzenwert in der Geschichte der SLUB zeigt wieder einmal, dass digitale und Gutenbergwelt offenbar doch gut zusammen gehen können.
Positiv verläuft auch die Entwicklung der Ausleihfrequenzen. Die Relation von Erstausleihen zu Verlängerungen hat sich gegenüber den Vorjahren weiter verbessert und beträgt nun 1,1 : 1, was bedeutet, dass entliehene Bücher rascher wieder in den Kreislauf zurückfinden. Die kostenfreie Vormerkmöglichkeit für entliehene Medien wie die Veränderung der Verzugsgebühren haben hier jeweils Effekte gebracht.
Über die statistisch messbaren Auswirkungen der neuen Verzugsgebühren werden wir demnächst noch gesondert informieren. Gewisse Sorge bereitet die sehr hohe Zahl von Vormerkungen. Im März wurden erstmals über 12.000 registriert und auch in den beiden Vormonaten war das Aufkommen fünfstellig. Das bedeutet, dass gegenwärtig etwa jeder zehnte Ausleihwunsch nicht sofort bedient werden kann. Daraus folgt für uns
1. dass wir uns in den anstehenden Haushaltsberatungen für 2011/2012 mit aller Leidenschaft für einen auskömmlichen Erwerbungsetat einsetzen müssen. Ohne ausreichende Mittel sind empfindliche Bestandslücken vorprogrammiert.
2. dass unsere FachreferentInnen aus der Fülle möglicher Käufe konsequent bedarfsnah auswählen müssen. Zur Erfolgskontrolle besitzen wir inzwischen vielfältige Instrumente (Ausleihstatistiken, Vormerklisten, eingegangene Anschaffungsvorschläge pro Fach), freuen uns aber auch über Ihre persönlichen Anregungen.
Dass die Aufgabe der FachreferentInnen nicht ganz einfach ist, belegen ebenfalls die Zahlen: 2009 haben wir 73.989 Monographien (inkl. zahlreicher Mehrfachexemplare) aus vielen Ländern, darunter 9.397 Lehrbücher, beschafft. Allein auf dem deutschen Buchmarkt erscheinen jährlich über 80.000 Erstauflagen; auf der letztjährigen Frankfurter Buchmesse stellten 7.300 Aussteller über 400.000 Veröffentlichungen aus, darunter 123.823 neue Titel. Vormerkungen sind vor diesem Hintergrund ein prima Indikator für einen möglichst kundennahen Bestandsaufbau, noch besser sind vorausschauende Steuerungen, die schon greifen, bevor der Mangel überhaupt eintritt. Wir bleiben dran, helfen Sie mit.
32 Kommentar(e)
Danke auch!
Tim Buktu hat mich nicht verstanden! Ich habe nicht von einer Etat-Vermengung bzw. Umwandlung gesprochen - genau lesen! Es ist nur so, daß Fehlkäufe dazu führen, andere wissenschaftliche Literatur nicht anschaffen zu können bzw. erst später. D.h. Studenten müssen Fernleihen auslösen usw, usw..... Womit wir endgültig bei den 9/10 wären....
Danke Tim Buktu!
Das viel Behaupten und wenig wissen hat was mit selektiver Informationsversorgung der Nutzer zu tun - deshalb sollte man ihren Ihre partiellen Unwissenheiten ein wenig nachsehen. Nicht jeder ist ein SLUB-Insider - und deshalb muß er eben Fragen stellen, auch wenns die Obrigkeit nicht immer konvenieret.
Jedenfalls Danke für den Hinweis auf den genannten Fall. Wenn ist so etwas höre, muß ich immer an Eisberge denken, aber nicht wegen der "Titanic", sondern wegen der 9/10 unter der Wasseroberfläche...
wer keine Ahnung hat sollte einfach...
Hallo liebe Freunde,
hier wird viel behauptet und wenig gewusst: Die SLUB ist dem Etat nach eine der "reichsten" Bibliotheken in Deutschland. Ihr Problem - in Bezug auf den Personalabbau - ist, dass sie diese Sachmittel nicht in Personalmittel umwandeln darf.
Weiterhin ist es (meines Wissens) die einzige Bibliothek, die die Informationsversorgung einer Universität trägt, dieser aber nicht untersteht. Sie untersteht direkt dem Ministerium für Wissenschaft-usw. und ist somit dem sächsischen Personalabbauprogramm direkt unterworfen. Dies muss alles bedacht werden.
Die Qualifikation der Fachreferenten muss trotzdem in Frage gestellt werden. Wie kann es z.B. sein, dass eine Leiterin eines technischen Referats plötzlich als Fachreferentin fungiert und dies ohne Fachkentnisse (Sie wissen bestimmt worauf ich anspiele Herr Bonte!?)
Beste Grüße
Euer Tim
Macht das Sinn?
Hallo Tim,
ich weiß nicht, ob es Sinn macht, im Blog Personaldiskussionen zu führen. Solche persönlichen Sachen gehören meines Erachtens hier nicht her.
Ich sehe auch keinen Sinn darin, Sach- in Personalmittel umsetzen zu können. Schon jetzt bricht der Etat ein und es scheint nicht unwahrscheinlich, dass im nächsten Jahr die echte Hiobsbotschaften zu erwarten sind -- insbesondere spürbare Einschnitte bei Datenbanken und Zeitschriften. Als eine der fünft größten Bibliotheken in Deutschland hat die SLUB in absoluten Zahlen natürlich immer noch einen ansehnlichen Betrag für Erwerbungen zur Verfügung. Demgegenüber steht aber auch eine der größten Nutzerschaften in Deutschland, die auch im letzten Jahr mehr Bücher und Zeitschriften ausgeliehen haben als an irgendeiner anderen deutschen Bibliothek.
Sondersammlungen
Zu mein Kampf: abgesehen davon, dass man es sich ohne größere Umwege im Internet beschaffen kann, kann man es in der SLUB im Sondersammlungslesesaal unter Aufsicht lesen. Lediglich eine zusätzliche Erklärung muss unterschrieben werden. (wobei ich glaube, diese musste ich für Reden Hitlers unterzeichnen, nicht für Mein Kampf).
Eine Leseempfehlung gibt es dafür meinerseits aber wirklich nicht..
Bringt uns das weiter?
Ich finde den gegen die Kompetenz der Fachreferenten gerichteten Kommentar wenig hilfreich. Zum einen fehlt uns noch ein Bild, wie die SLUB im Sondersammelgebiet Technikgeschichte überhaupt beschafft bzw. beschaffen _muss_, zum anderen sind Ewerbungs- und Personaletat offenbar ebenso strikt getrennt wie der reguläre Erwerbungsetat und der für die Sondersammelgebiete. Last but not least ist im Moment noch unklar, wann das im vorliegenden Fall diskutierte Werk (Erscheinungsjahr 2004) überhaupt beschafft wurde. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass der Erwerbungsetat in diesem Jahr deutlich niedriger als in den letzten Jahren ist.
MK etc.
Dem kann ich nur zustimmen: es reicht wirklich, wenn die zur Sammlung einschlägig bestimmtem Bibliotheken bspw. Leipzig und Frankfurt a.M. damit beschäftigt werden, die "Vielfalt" führen zu müssen. Alle anderen, mit einem äußerst begrenzten Etat ausgestatteten Bibliotheken, müssen unbedingt in ihre Fachreferenten investieren - meint natürlich in derern Kompetenz - damit überflüssige Käufe unterbleiben.
MK etc.
Ja, um die "Mein-Kampf-Diskussion", welche vom Thema weggeführt hat, abzuschließen: die SLUB übt hier sicher keine Zensur aus - wer den Schmarrn unbedingt lesen will oder aus wissenschaftlichen Gründen lesen muß, kann es auch tun.
Die Probleme liegen auf einer anderen Ebene (was ist anschaffenswert und was nicht - welche Prioritäten sind zu setzen) und auf der sollte sich die Diskussion auch weiter bewegen. Oder, um es zugespitzt zu sagen: Manches neurechte Geschreibsel toppt "Mein Kampf" in puncto Schwachsinn noch oder steht ihm zumindest in nichts nach - und das soll dann der "Vielfalt" und der Zitatnachprüfung wegen gekauft werden? Nein danke! So etwas sollte maximal EINE Bibliothek in Deutschland sammeln, damit eine wissenschaftliche oder juristische Auseinandersetzung mit diesen Werken möglich ist, aber der Rest sollte sein Geld sinnvoller ausgeben.
Haar in der Suppe?
Sehr geehrter Herr Bonte,
auch auf die Gefahr hin, als kleinlich zu erscheinen, möchte ich doch darauf hinweisen, daß die konkreten Sachfragen bezogen auf die Anschaffungspolitik (unter Anführung von Beispielen) von MIR gestellt worden sind.
Des weiteren geht es mir nicht um das Suchen von einzelnen Haaren in der Suppe, sondern um durchaus umfassendere Probleme: Das von mir als Beispiel genannte Buch von Stoll steht stellvertretend für eine Reihe weiterer Bücher dieses Kalibers, was ich auch klar gesagt habe. Und im übrigen ist dies auch nicht nur ein Problem, welches sich auf die Veröffentlichungen des Kopp-Verlages beschränkt. Das andere Bibliotheken diese Bücher auch im Bestand haben, ist kein Argument, sofern es Bibliotheken mit einem größeren Etat sind, die nicht so streng aufs Geld schauen müssen. Außerdem lehrt die Lebenserfahrung, daß manchmal auch mehrere Leute (Fachreferenten) die gleichen Fehler machen können.
Und abschließend noch ein Wort zu den von ihnen beklagten bzw. kritisierten Anklagen, Diffamierungen und Invektiven: Wie wir aus der Psychologie wissen, erzeugt ein Reiz eine Reaktion. Vielleicht atmen einige Ihrer Eröffnungsbeiträge im Blog - bei aller im Einzelfall berechtigten Zufriedenheit - doch auch etwas zu VIEL Selbstzufriedenheit mit dem Erreichten und zu wenig Reflexion bezüglich noch offener Probleme?
Und - da gebe ich Neugierdskarle recht - zur Verschärfung des Tones der letzten Wochen hat sicher auch beigetragen, daß gerade die Kritiker isoliert, heruntergemacht, gelöscht oder zumindest in ihren Fragen negiert wurden. Ich denke da beispielsweise an die sehr berechtigte Frage, was an der SLUB so besonders ist, daß es hier zu einem beispiellosen Personalabbau kam. Wenn ich mich recht erinnere, hatte diese Ausgangsfragestellung eines Nutzers absolut nichts von Austoben an sich.
@Konkretes
Hallo bigbug,
mein Kommentar zur Bestandsentwicklung ist nur ganz zu verstehen, wenn man den vom selben Tag zum Beitrag WLAN-Erweiterung hinzunimmt. Ich bitte um Entschuldigung. In beiden Diskursen stört mich der gereizte, scharf anklagende Ton einiger weniger AutorInnen, bei WLAN kommt die m.E. völlig inakzeptable Diffamierung eines anderen Beiträgers hinzu (weiteres Beispiel: Die üblen Invektiven beim Post zum Geschäftsbericht Ende März). Wir diskutieren gerne über alles, halten uns auch keineswegs für unfehlbar. Aber was haben wir getan (und in diesem Blog anders getan im Vergleich zu früher), dass in den letzten Wochen bevorzugt das Haar in der Suppe gesucht und (vermeintlich) gefunden wird? Ich bitte alle, die sich in der letzten Zeit bei uns austoben, darüber einmal nachzudenken. Wir werden alles tun, damit man bei uns auch weiterhin sachlich und fair diskutieren kann. Herr Rohrmüller ist momentan in Urlaub. Zu den von Ihnen gestellten konkreten Sachfragen wird er sich sicher gerne noch äußern.
Peter hat recht! Lob und Dank an die SLUB
Ich kenne kaum eine öffentliche Einrichtung, die ihre BenutzerInnen so ernst nimmt und so offen mit ihnen diskutiert wie die SLUB. Wer's nicht glaubt:
http://log.netbib.de/archives/2010/03/31/slub-dresden-beispiel-fur-transparenz/
Auch die TUD könnte sich hier noch ne Scheibe abschneiden ...
Die Grenze öffentlicher Diskussionen
Hallo Wolfgang,
Deinen Hinweis auf ein gewisses Auskunftsrecht unterschreibe ich im Grundsatz sofort. Die unbestrittene Forderung nach einem hohen Maß an Transparenz findet jedoch dort ihre Schranken, wo die Rechte des Einzelnen berührt werden. Was würdest du denken, wenn unter deinem Klarnamen deine Urlaubsplanung veröffentlicht und deine Kompetenz öffentlich diskutiert würde? Ich denke, mehr ist dazu nicht zu sagen.
Den Eindruck vieler unfreundlicher Mitarbeiter kann ich als nahezu täglicher Nutzer nicht teilen. Von Einzelfällen abgesehen wurde ich bislang stets fair und kompetent behandelt. Auch die zum Jahreswechsel durchgeführte Befragung von hunderten Fachschaftsvertretern zeigte hier keine Mängel auf breiter Front auf. Im Gegenteil: Neben den Öffnungszeiten und einem insgesamt breiten Angebot wurden gerade die Mitarbeiter im Frontdienst von vielen Studieren gelobt.
Im Übrigen ist die SLUB nicht nur eine Universitätsbibliothek, sondern erfüllt noch weitere Funktionen (insbesondere Staats- bzw. Landesbibliothek) weit über die reine Unibibo hinaus. Das sollten wir bei dieser Diskussion auch nicht vergessen.
Viele Grüße
Peter
Sollte man das hier diskutieren?
Den Satz "Das sollte man nicht hier diskutieren!", hört man mittlerweile zu oft.
Die SLUB ist eine öffentliche Einrichtung und wird letztlich mit dem Geld des Steuerzahlers finanziert. Deshalb besteht eine grundsätzliche Auskunftspflicht der Öffentlichkeit gegenüber. Wem das lästig ist, der kann gerne in die Privatwirtschaft gehen.
Des weiteren ist die SLUB auch kein freischwebendes Etwas, welches gnädig dies und jenes gewährt, wenn es ihr paßt, sondern ein Dienstleister für Forschung und Lehre. D. h., wenn ihre Kunden (Wissenschaftler, Lehrende und Lernende/Studierende) Fragen haben, sollten diese nicht als lästige Übel betrachtet, sondern umgehend und präzise beantwortet werden. Das diese Fragen manchmal ruppig wirken, ist kein Grund zum Beleidigtsein. Ruppig wird man auch als SLUB-Kunde gelegentlich behandelt (das geht schon am Eingang los) - und ignoriert sowieso.
Ergänzung zum obigen Beitrag
Was ich sagen wollte, aber vergaß, vor dem Posten einzugeben: "(...), dass nicht immer ideale Kandidaten gefunden werden."
Was uns IMHO weiter bringt und was nicht
Hallo Wolfgang,
ich sehe keinen Sinn darin, Personaldiskussionen in einem Blog zu führen. Auch wenn ich den Vorgang weder kenne noch nachvollziehen kann, fände ich dies höchst seltsam. Es scheint mir angesichts des ewigen Einstellungsstopps nur natürlich, dass nicht immer
Was die laufende Anfrage im konkreten Fall an Herrn Rohrmüller betrifft, so war er zumindest letzte Woche noch im Urlaub (schon solche Informationen in einem Blog finde ich grenzwertig).
Lieber Herr Dr. Bonte, wären die in dieser Diskussion aufgeworfenen nicht Grund genug, in einem der nächsten Blogposts auf die Sondersammelgebiete der SLUB, deren Finanzierung sowie deren Beschaffungspolitik einzugehen?
Noch ausstehende Antworten auf konkrete Nutzerfragen
Am 13.4. wurde eine Antwort des Fachreferenten angekündigt. An diese noch ausstehende Äußerung möchte ich genauso erinnern, wie an die ebenfalls noch ausstehende Antwort auf die sehr konkrete Frage im Beitrag von Tim Buktu vom 15.4.
Vielen Dank!
Hallo Herr Dr. Bonte,
vielen herzlichen Dank für diese Klarstellung. Ich freue mich auf den Beitrag von Herrn Rohrmüller und hoffe, dass die Diskussion damit zu einem guten Ende kommt.
Gretchenfrage
Das Feld der Technikgeschichte ist bekanntlich weit und die Zahl der seriösen Veröffentlichungen grenzenlos. Deshalb frage ich nochmals: Sind alle diese Veröffentlichungen bereits im Sondersammelgebiet vorhanden, so daß man nun das Geld guten Gewissens auch für unseriöses Zeug ausgeben kann?
Oder sind hier falsche Prioritäten beim Einkauf gesetzt worden, d.h. wurde statt einem brauchbaren ein unbrauchbares Werk angeschafft? Ein allgemeines Bekenntnis zur Vielfalt bringt uns da nicht weiter.
Aber vielleicht sollte sich jetzt wirklich der zuständige Fachreferent äußern?
Und konkret...?
Lieber Herr Bonte,
ich kann Ihre Zeilen an dieser Stelle -- ehrlich gesagt -- nicht so recht nachvollziehen. Ihr pauschaler Verweis auf einen Fehler setzt ein Ende auf eine eigentlich recht interessante Diskussion.
Natürlich sollten in diesem Blog keine Endlosdiskussionen einzelner Titel entstehen, aber im vorliegenden Fall wurden durchaus einige Fragen aufgeworfen. Wurde das Werk von der SLUB tatsächlich gekauft? Wenn ja, geschah das im Zusammenhang mit dem Sondersammelgebiet? Wie werden Titel in diesem Gebiet eigentlich ausgewählt -- schließlich wird wohl kaum die ganz Palette der technikgeschichtlichen Literatur beschafft werden können? Und steht das Buch nur im Regal oder -- was eine Beschaffung ja schon eher rechtfertigen würde -- erfreut es sich reger Nachfrage?
Ich könnte Ihre Worte bei persönlichen Angriffen, üblen Worten oder Endlosdiskussionen ohne konkreten Fortschritt (aber dafür umso mehr Aufwand) nachvollziehen. Im vorliegenden Fall habe ich dies nicht so recht verstanden.
@Bestandsentwicklung an der SLUB
Anknüpfend an meinen Appell von heute vormittag, bitte ich auch in dieser Diskussion um Sachlichkeit und Fairness. Dieses Blog ist kein Tribunal. Das inkriminierte Werk von Stoll ist unter anderem auch in der Bayerischen Staatsbibliothek, der UB München, der TIB Hannover, der ULB Jena, der Badischen Landesbibliothek und im Bundesarchiv vorhanden. Ob überall zu Recht oder zu Unrecht kann und will ich, zumal hier, nicht enscheiden. Dass bei bis zu 100.000 beschafften Monographien auch Irrtümer vorkommen, dürfen Sie aber als selbstverständlich voraussetzen und räumen wir unumwunden ein. Für sachliche Hinweise und Kritik sind wir weiter dankbar.
Anfrage an Fachreferenten läuft
Ich habe Herrn Rohrmüller als offenbar zuständigen Fachreferenten gerade per E-Mail angesprochen und auf unsere laufende Diskussion hingewiesen.
Einfalt, Vielfalt und Zensur
Auf die Beiträge meiner Vorredner eingehend, möchte ich folgendes bemerken:
Zu "Mein Kampf": Ich habe dieses Elaborat im Zusammenhang mit der Anfertigung meiner Dissertation in der "alten" SLUB auf der Marienallee gelesen. Das Werk stand dort in einem speziellen "Giftschrank" - wurde mir aber auf dringende und fachlich begründete Nachfrage herausgegeben. Wie man diese Verfahrensweise bezeichnen sollte, darüber kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Zum o.g. Buch von Axel Stoll, welches ich als EIN Beispiel für eine nicht durchdachte Beschaffungspolitik angeführt habe:
Stoll behauptet in dem Buch u.a. daß die Nazis ihre Flugscheiben "Vril", "V-7" und "Haunebu" während des Zweiten Weltkrieges auf Mond und Mars stationiert hatten. Das ist Schwachsinn in Reinkultur!!! Und es hat auch mit der abweichenden Meinung eines Wissenschaftlers, die man akzeptieren müsse (was im Prinzip völlig richtig ist), nichts mehr zu tun. Ein Wissenschaftler muß bestimmte wissenschaftliche Standards bei seiner Beweisführung einhalten, was Stoll nicht getan hat, weshalb man ihn gar nicht als Wissenschaftler bezeichnen kann. Deshalb hat das Buch in einer wissenschaftlichen Bibliothek nichts zu suchen - egal, ob als Geschenk oder gekauft. Schon mal was von Danaergeschenk gehört?!
Weiter zum Kopp-Verlag und der Sammlung Technikliteratur. Insgesamt zeigt der OPAC derzeit 28 Titel aus dem Kopp-Verlag an - viele davon erst kürzlich beschafft. Die Themenvielfalt geht von einer "kritischen" Obama-Biographie über die angebliche geheime Atomrüstung der Nazis und den sicher kommenden Weltuntergang im Jahre 2012 (was wird dann aus der schönen SLUB?!) bis zur Alternativen Medizin. Manches davon kann man mit etwas Toleranz noch durchgehen lassen - vieles aber enthält ähnlichen Unsinn wie das Buch von Stoll. Und hier stellt sich die knallharte Frage: Hätte man das Geld für diese Bücher (die mit Sicherheit nicht alles Geschenke sind) nicht sehr viel sinnvoller ausgeben können - gerade, weil es an seriösen Fachbüchern mangelt? Und mit welchem Argument will der Fachreferent den Nutzern entgegentreten, die wichtige und anerkannte Fachliteratur kaufen oder per Fernleihe bestellen müssen, während rechtsesoterisches Zeug in den SLUB-Regalen herumsteht?
„Das ist Schwachsinn in Reinkultur!!!“
Mehrfach schon war mir die SLUB hilfreich, als ich dort Literatur (Quellen, Belege, …) eines Textes überprüfen und dessen Qualität bewerten konnte.
So gesehen kann auch ein schlechtes Werk hilfreich sein.
Es lebe die Vielfalt
Ich würde mal darauf tippen, dass der Titel im Zuge der Sondersammelgebietes Technikgeschichte beschafft wurde -- soweit er nicht ein Geschenk war. Die SLUB erhält spezielle Mittel, um in diesem Bereich umfassend Literatur aufzukaufen, aber eben nur aus diesem Bereich. Die Mittel sind damit nicht anderweitig verwendbar. Wie die Mittel innerhalb des Fachbereichs verwendet werden, aber auch warum dieser Titel beschafft wurde kann Herr Rohrmüller als zuständiger Fachreferent sicher weit besser erklären (siehe http://www.slub-dresden.de/kataloge-suche/faecher-und-themensuche/fachinformation-technikgeschichte/).
Würde die SLUB indes ihre Literatur streng nach wissenschaftlichen Kriterien selektieren, müsste man wohl den allergrößten Teil des Bestandes wegwerfen. Lebt eine große Bibliothek nicht gerade von der Breite des Angebots -- auch wenn so manches Werk von Fachleuten klar als Unsinn bezeichnet werden kann? Indes wäre natürlich zu fragen, ob ein Titel wer der vorliegende außerhalb des Sondersammelgebietes und unter dem geschrumpften Erwerbungsetat gekauft werden würde.
"Mein Kampf" dürfte seinen Status als nicht benutzbares Original nicht zuletzt deswegen haben, da das Werk über 80 Jahre auf dem Buckel hat sich einer nicht unerheblichen Nachfrage erfreut (ich würde es auch gerne mal zur Information lesen). Dieser Status ist an sich nichts Besonderes, es gibt zigtausende besonders seltene, wertvolle, alte oder anderweitig gefährdete Medien, die eben nur in besonders begründeten Ausnahmefällen herausgegeben werden.
Vielfalt: wirklich?
Es ist doch schon sehr abstrus, wenn Bücher aus dem Kopp-Verlag im Regal der SLUB stehen und andererseits aber bei Hitlers "Mein Kampf" man sich eben nicht eine eigene Meinung - zumindest nach SLUB-Zensur - bilden darf! Johannes, Augen auf! Wessen Zensur und ideologischen Vorgaben unterliegen wir als Nutzer denn da? Der Zensur des sich durch besondere Fähigkieten auszeichnenden Fachreferenten, der nicht in der Lage ist, einen Kauf eines nationalsozialistisch-esoterischen Elaborates abzuwenden. Andere Bibliotheken verfügen im Umgang mit Fachliteratur und anderer Literatur bewiesenermaßen über wirkliche Fachreferenten!
Welche Zensur?
Ich kann den Punkt der Zensur nicht nachvollziehen. Wie ich schon schrieb ist "Technikgeschichte" eines von zwei Sondersammelgebieten der SLUB, in denen praktisch alles gesammelt wird, was irgendwie an Land zu kriegen ist.
Auch die pauschale Kritik an den Fachreferenten kann ich nicht teilen. Ich habe regelmäßig mit mehreren Fachreferenten zu tun (Spenden, Erwerbungsvorschläge oder schlicht fachliche Fragen) und habe bislang keinerlei Grund, an deren Fähigkeiten zu zweifeln.
Im Übrigen ist selbst "Mein Kampf" an der SLUB verfügbar. Von "SLUB-Zensur" zu sprechen entbehrt meines Erachtens jedweder sachlichen Grundlage.
Gespür beim Ankauf von Büchern für die SLUB
Trotz knapper Mittel sind Bücher angekauft worden, für die man nicht einen Cent hätte ausgeben dürfen - was Fragen hinsichtlich der Kompetenz der Fachreferenten aufwirft.
Nur ein Beispiel hierzu:
Axel Stoll (2004): Hochtechnologie im Dritten Reich. Reichsdeutsche Entwicklungen und die vermutliche wahre Herkunft der "UFOs", Rottenburg: Kopp-Verlag.
Standort Drepunct Freihand.
Jeder einigermaßen mit der Materie Vertraute weiß, daß der Kopp-Verlag zumeist nur rechtsesoterische Bücher vertreibt. Und so ist es auch im Falle des Machwerkes von Stoll. Das Buch ist zum größen Teil Unsinn, und Gefährlicher dazu.
Wer hat die Anschaffung dieses Werkes genehmigt?
Vielfalt
Mir persönlich ist es SEHR wichtig, dass keine ideologischen Scheuklappen bei der Neuanschaffung bestehen, d.h. dass keine Zensur stattfindet. Sicherlich ist der KOPP-Verlag ziemlich unseriös, aber das mag doch jeder selbst beurteilen. Wenn man hier Grenzen zieht, wird man auch an anderer Stelle nicht Gefälliges aussortieren und z.B. Wissenschaftler die bei heiklen Themen eine von der gängigen Meinung abweichende Position vertreten (und durchaus gut begründen) ausschließen.
Ich bin z.B. auch froh, dass man Hitlers "Mein Kampf" lesen kann (wenn auch nicht in der SLUB), und sich so selbst von seiner abstrusen Entwicklung überzeugen kann.
Im Zweifelsfall ist mir Meinungsfreiheit und Vielfalt lieber, als ein Aussortieren von vermeintlich "Schlechtem".
Ankauf oder Schenkung?
Zu klären wäre zunächst einmal, ob das Buch tatsächlich gekauft oder der SLUB nicht geschenkt wurde. Ferner ist an der SLUB das Sodnersammelgebiet Technikgeschichte beheimatet, sodass hier ein sehr weites Spektrum an Literatur in diesem Bereich vorgehalten wird. Wenn es eine Schenkung war, durfte allein die Zugehörigkeit zum Sondersammelgebiet die Aufnahme gerechtfertigt haben, soweit ich das als interessierter Nutzer nachvollziehen kann.
Unlogisch!
Einerseits lobt Herr Bonte das Vormerksystem als Mittel zur Beschleunigung des Bücherumlaufs. Andererseits sieht er die wachsende Zahl der Vormerkungen als problematisch an. Wie geht das zusammen?
Zudem ist das sehr bibliothekarisch-statistikverliebt gedacht, sich darüber zu freuen, daß die Bücher nicht mehr so lange bei einem Nutzer verweilen. Na klar ist das gut für die Statistik (Zahl der Ausleihen nimmt zu)! Aber de facto ist es völlig schnurz, ob ein Buch beim Nutzer oder im Regal der SLUB steht, solange es niemand anders benötigt. Außer dem Bibliothekar natürlich, der mit Ausleihzahlen punkten will.
wachsende Zahl der Vormerkungen
Früher spiegelte die Zahl der Vormerkungen schlicht nicht die reale Zahl an nicht erfüllten Ausleihwünschen wieder - weil viele vor der Gebühr zurückschreckten. Heute sind diese Zahlen näher an der Realität - und damit wird das bestürzende Ausmaß erst so richtig deutlich.
… zeigt wieder einmal, dass digitale und Gutenbergwelt offenbar doch gut zusammen gehen können.
Vielleicht sind es auch gerade die massenhaften Buchdigitalisierungen von Google und Co., die diesen Zuwachs ermöglicht haben, da durch sie nicht mehr nur die Suche auf dem Buchdeckel oder Titelblatt sondern zwischen den Buchdeckeln möglich wird. Häufig ist bei mir der erste Schritt nicht mehr der Blick in den OPAC sondern in Googles Buchsuche. Dort findet man so manche Schätze, die dann häufig auch in der SLUB vorhanden sind, mit dem OPAC allein jedoch nie auffindbar wären, da sie sich hinter Allerweltstiteln verstecken.