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„Transformationen“ – Eine Ausstellung zu Bergbau in der Lausitz im SMWK
Auf Einladung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus zeigt die Deutsche Fotothek bis 27. Oktober eine kleine Ausstellung mit Fotografien von Jürgen Matschie in den Räumlichkeiten in der Wigardstraße zum Thema „Transformationen“.
Die Präsentation wurde am 3. August von Staatssekretär Dr. Andreas Handschuh und Dr. Jens Bove, dem Leiter der Deutschen Fotothek, in Anwesenheit des Fotografen und zahlreicher Mitarbeitender des Ministeriums eröffnet.
Die Menschen und die Kulturlandschaft der Lausitz – das sind die beiden großen Themenstränge, mit denen sich der Fotograf Jürgen Matschie seit den 1970er Jahren bis in die Gegenwart hinein befasst. Strukturwandel, generationelle Veränderungen, Modernisierungsprozesse, der politische Umbruch 1989/90 und der Widerhall globaler Entwicklungen im Lokalen werden in seinen Fotografien sichtbar.
Kennzeichnend für die Lausitz war und ist die extraktive Nutzung der Natur zur Braunkohlegewinnung, einhergehend mit einer massiven Transformation der Landschaft. In Langzeitprojekten wie den 1985 begonnenen Bergbaulandschaften und den seit 2010 daran anschließenden Bergbaufolgelandschaften hat Jürgen Matschie diese Entwicklung konsequent verfolgt. Mal sind seine Aufnahmen stärker dokumentarischen Charakters, etwa, wenn er die Protagonisten der Arbeit im Tagebau begleitet, mal formal-ästhetischen Charakters, wenn die von den großen Abraumbaggern geschaffenen Formen in Schwarzweiß so erfasst werden, dass ihnen eine nahezu abstrakte Qualität inne ist.
Bilder der Grubenkante zeigen den praktischen wie metaphorischen Schnitt zwischen den Sphären, zwischen agrarisch geprägtem Leben und Industrialisierung, zwischen in der Vergangenheit verankerter Gegenwart und antizipierter Zukunft. Die sukzessive Schließung der Gruben und die sich daran anschließenden Renaturierungsprozesse fotografierte Jürgen Matschie in Farbe. Freizeitgebiete entstehen durch Flutung der Gruben, Infrastruktur wie Straßen, Aussichtspunkte und Landungsstege sollen die neuen Landschaften touristisch erschließen. Im Querformat aufgenommen, von weitem Himmel überspannt, wirkt die geschaffene Natur künstlich, manchmal in der Präzision der Anlage irreal.
Genaue Beobachtung, inhaltliche Verdichtung, formale Strukturierung der äußeren Wirklichkeit – Jürgen Matschies Fotografien sind Dokument und Kommentar, vor allem aber visuell überzeugende Bilder.
Jürgen Matschie wurde 1953 in Bautzen geboren und wuchs im nördlich davon gelegenen Dorf Spreewiese (sorb. Lichań) auf. Zunächst arbeitete er als Ingenieur für Maschinenbau, von 1983 bis 1986 folgte ein Fernstudium im Fachbereich Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1988 ist er freiberuflich als Fotografiker in Bautzen tätig. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind Brunica. Leben mit der Kohle (2011) und Doma. Fotografien aus der Lausitz (1995).
In 2022 wurde Jürgen Matschie in Regelung seines Vorlasses in das Archiv der Fotografen der Deutschen Fotothek aufgenommen. In diesem Zuge sind bislang rund 650 Fotografien aus allen Schaffensphasen in die Sammlung eingegangen unter online recherchierbar unter: www.slubdd.de/matschie
Info
Die Ausstellung „Jürgen Matschie – Transformationen“ ist bis zum 27.10.2023 zu den regulären Öffnungszeiten des Gebäudes, von 9–18 Uhr, nach Anmeldung an der Wache, kostenfrei zu besuchen.
Ort: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus,
Wigardstraße 17, 01097 Dresden, 1. Stock rechts
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Große Retrospektive zum Werk von Jürgen Matschie im Sorbischen Museum Bautzen
Ducy domoj – Unterwegs nach Hause. Jürgen Matschie, Fotografien 1972 bis 2022
13.11.2023–25.02.2024
Eröffnung am 12.11., 15 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung findet am 29.11.2023, 19 Uhr, im Sorbischen Museum Bautzen die Veranstaltung FOTOTHEK.spotlight #5 statt: „Mit Bildern meine Ordnung im Chaos der Welt schaffen“. Jürgen Matschie im Gespräch mit Jens Bove und Agnes Matthias
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