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Das Lebenswerk des Hermann Landshoff – neu im Archiv der Fotografen
2013 wurde erstmals das Werk des deutsch-amerikanischen Fotografen Hermann Landshoff (1905 in München -1986 in New York) in einer eindrucksvollen Retrospektive im Münchner Stadtmuseum gewürdigt. Der Katalog zur Ausstellung "Hermann Landshoff – Eine Retrospektive. Photographien 1930-1970" gibt umfassend Auskunft über Leben und Werk des Fotografen und lädt anhand von 250 ausgewählten Aufnahmen ein zur Neu- bzw. Wiederentdeckung eines der letzten großen Unbekannten der Fotografiegeschichte des 20. Jahrhunderts. Diese Entdeckungsreise kann jetzt erstmals auch durch das vollständige Gesamtwerk des Fotografen erfolgen. Im Archiv der Fotografen der Deutschen Fotothek werden in Kooperation mit der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums nun erstmals alle rund 3.500 Aufnahmen digital präsentiert.
Das Werk umfasst hauptsächlich Mode- und Portraitfotografien, die er seit den 1930er Jahren für Magazine wie Vogue, Harper’s Bazaar, Mademoiselle u.a. aufgenommen hat. Landshoff, aus wohlhabendem musisch geprägten jüdischem Elternhaus stammend, war als Fotograf ein Autodidakt. Er begann seine Laufbahn 1930 als Bildjournalist in München, zuvor war er bereits als Grafiker und Karikaturist erfolgreich gewesen. Die Karriere als Modefotograf begann in Paris, der ersten Station seines Exils, das ihn 1942 nach New York führte, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Landshoffs Fotografien wurden für die internationale Modefotografie wegweisend durch die Einführung dynamischer Kompositionen sowie spontaner Bewegungs- und Alltagssituationen und wurde u.a. von Modefotografen wie Richard Avedon rezipiert. Obwohl Landshoffs Arbeiten während seiner Karriere einen enormen Einfluss besaßen, blieb ihnen eine fotografiegeschichtliche und museale Würdigung bis 2013 versagt, da kaum Werke in öffentlichen Sammlungen vorhanden sind und der Nachlass bis dato nicht ausgestellt und publiziert wurde.
Parallel zu den Modeaufnahmen widmete sich Landshoff der Portraitfotografie. Er schuf Portraits von Künstlern, Wissenschaftlern und Fotografen. Sie entstanden vor allem seit 1942 im amerikanischen Exil des Fotografen. Die Portraitierten teilten häufig das Schicksal Landshoffs, der aufgrund seiner jüdischen Abstammung in die Emigration gezwungen wurde. Es entstanden u.a. Aufnahmen von den Physikern Albert Einstein und Robert Oppenheimer, von Künstlern wie Max Ernst und Marcel Duchamp, dem Kunstkritiker Max Osborn sowie ein in der Fotografiegeschichte einzigartiger Portraitzyklus von rund 70 der bedeutendsten Fotografen der Zeit, darunter Edward Steichen, Walker Evans, Ansel Adams, Robert Frank, Irving Penn und Richard Avedon. Es ist das persönliche "Who‘s Who" von Landshoff, aber objektiv betrachtet hat er die Mehrzahl der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts ins Bild gesetzt.
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