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Scandello // Skandale // male // (a)mare - Nachklänge der Re/In/Formation zum 500. Geburtstag des Dresdner Hofkapellmeisters Antonio Scandello
Konzert - Performance - Quellenpräsentation mit AuditivVokal Dresden: Mittwoch, 29. November 2017, 19 Uhr, SLUB Vortragssaal
Vor 500 Jahren veröffentliche Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel und setzte bekanntermaßen mit der Reformation eine Bewegung in Gang, die fast alle Lebensbereiche berührte. Eine besondere Rolle bei der Umsetzung der Ideen Luthers nahm die Musik ein.
Einer der Protagonisten bei der Entwicklung einer protestantisch geprägten Musik war Antonio Scandello. Vor 500 Jahren, nur wenige Monate vor dem Thesenanschlag, in Bergamo geboren, war er Mitglied der Hofkapelle bei Kardinal Cristoforo Madruzzo in Trient, wo Kurfürst Moritz von Sachsen ihn 1549 auf seiner Reise nach Italien hörte. Moritz, der zwei Jahre zuvor die Kurwürde erhalten und seiner neuen außenpolitischen Rolle gemäß 1548 eine reich und prominent besetzte Hofkapelle gegründet hatte, engagierte Scandello und fünf weitere Italiener sofort nach Dresden. Die dortige Hofmusik diente indes nicht nur der Repräsentation nach außen, sondern fruchtete ebenso nach innen in das sächsische Herrschaftsgebiet: mit Johann Walter als Kapellmeister wirkte einer der wichtigsten Komponisten früher evangelischer Kirchenmusik hier. Auch Scandello (seit 1568 Kapellmeister) schrieb etliche Musik für den Gottesdienst und das häusliche Musizieren im Sinne der neuen Lehre, die sich durch Abrschriften und Drucke rasch verbreitete und schnell Eingang in das Repertoire der Schulen und Kirchen fand.
Scandellos 500. Geburtstag ist uns Anlass, im Rahmen der Ausstellung "Wie Luthers Worte fliegen lernten", einige seiner Lieder in das Zentrum eines Konzerts zu stellen. Kombiniert werden sie mit Kompositionen des 21. Jahrhunderts, die die interkonfessionelle Spannung, die auch Scandellos Werken innewohnt, verdeutlichen, indem sie auf Texte der italienischen Vorreformation resp. der deutschen Gegenreformation rekurrieren.
Interpretiert werden die Werke durch das renommierte Ensemble AuditivVokal Dresden und versprechen so einen Abend mit ganz besonderer Perspektive auf die wechselvolle Geschichte der frühen Reformation.
Vor dem Konzert wird eine Kuratorenführung durch die Ausstellung angeboten - Führung und Konzertbesuch sind eintrittsfrei.
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