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Entdeckungsreisen im SLUB-Bestand zum Welttag des Buches
Zum UNESCO-Welttag des Buches 2019 präsentieren wir eine unserer schönsten Wiederentdeckungen des Jahres: Zwei kürzlich digitalisierte Bände mit Seekarten aus der Werkstatt des genuesischen Kartographen Battista Agnese (um 1500-1564).
Die beiden auf Pergament gezeichneten und mit prächtigen Farben und Blattgold verzierten, 1536 und 1544 in Venedig hergestellten Atlanten stellen ein bedeutendes Dokument der Welterkundung dar.
Der Schwerpunkt liegt dabei offensichtlich auf der Seefahrt: Küsten sind in ihrem Verlauf mit Landzungen, Buchten und vorgelagerten Inseln genau dokumentiert. Dicht an dicht reihen sich an ihnen entlang die Namen der Häfen, darunter auch „stadie“, „hamborg“, „lubiech“ und „bismaria“ (Wismar). Das Inland dagegen bleibt bis auf wenige Ausnahmen leer.
Das Streben nach Aktualität kommt besonders auf der großen Weltkarte auf dem letzten Blatt zum Ausdruck: Dort sind die Schiffsrouten nach Peru sowie der Verlauf der Weltumseglung (1519-1522) des Ferdinand Magellan eingezeichnet - seine Abreise jährt sich im September zum 500. Mal.
Und auch ein späterer Besitzer legte Wert auf aktuelle und genaue Information: Die Form der Halbinsel Yucatán, woher die Dresdner Maya-Handschrift stammt, ist mit schwarzem Strich über einer Rasur nachgetragen – ein Vergleich mit dem zweiten Exemplar zeigt, dass Yucatán zuvor fälschlich als Insel eingezeichnet war.
Der wunderbar erhaltene Band von 1544 hat einen zeitgenössischen roten Ledereinband aus Venedig, der Streicheisenlinien und goldgeprägte Knotenmuster aufweist. Als Besonderheit ist in den hinteren Innendeckel ein Kompass eingelassen.
Auch das Exemplar von 1536 hat einen zeitgenössischen italienischen Einband mit Goldprägung. Dieser Band erlitt allerdings 1945 einen erheblichen Wasserschaden. Zum Glück existieren alte Schwarzweißaufnahmen des noch unversehrten Bandes, die 1930 im Auftrag der Library of Congress angefertigt wurden. Auch an dieser Stelle zeigt sich die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit zur Bewahrung des Weltkulturerbes, ganz gleich, ob es sich um Bauwerke oder um Bücher handelt.
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