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"Integriert doch erstmal uns": Petra Köpping präsentiert ihre Streitschrift für den Osten
Am 05.06. ist die sächsische Integrations- und Gleichstellungsministerin bei uns zu Gast und spricht über die schwierige deutsche Ost-West-Beziehung, der sie letztes Jahr ein Buch gewidmet hat. Die Tatsache, dass dieses inzwischen bereits in der 5. Auflage vorliegt, spricht für seine ungebrochene Relevanz.
Petra Köpping hat am Rande der Dresdner Pegida-Demonstrationen hartnäckig das Gespräch mit Teilnehmenden gesucht und immer wieder diesen denkwürdigen Satz gehört: "Integriert doch erst mal uns!" Die Frage, welches Trauma hinter dieser Forderung steckt, hat sie zum Anlass genommen, sich genauer zu erkundigen und sich in die Demütigungen und Kränkungen einzufühlen, die aus einigen ehemaligen DDR-BürgerInnen 'Wutbürger' gemacht zu haben scheinen.
Und somit geht es in ihrem Buch um Ostdeutsche, die sich mit einigem Recht über kulturelle Verwerfungen und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten der Nachwendezeit beklagen. Nicht alle hat sie bei Pegida getroffen. In den unbewältigten Erniedrigungen, Lebensbrüchen und Entwurzelungen der 1990er Jahre sieht Köpping die entscheidende Ursache für den verbreiteten Frust im Osten. Deshalb thematisiert ihre 'Streitschrift' offen die bis heute nachwirkenden Erschütterungen und fordert eine gesamtdeutsche Aufarbeitung der turbulenten Nachwendezeit.
Wir freuen uns auf Petra Köpping, die im Gespräch mit dem sächsischen Landtagsabgeordeneten Albrecht Pallas ihr Buch nächsten Mittwoch um 19:00 Uhr im Klemperer-Saal der SLUB vorstellen wird. Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt wie immer frei! Mitdiskutieren sehr erwünscht...
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7 Kommentar(e)
Die perfekte Assoziation
Auch wenn die Fotos nicht perfekt illustrieren, geht es doch um Inhalte. Werbewirksam waren sie jedenfalls, ich komme zur Veranstaltung :)
Mit besten Grüßen
fly Ralf Menzel
www.zerrlicht.de
Die perfekte Assoziation
Lieber f L y,
schön, so war das gedacht, wir freuen uns drauf!
Mit freundlichen Grüßen,
Nelly Ficzel
Bildidee: Fotos von ostdeutschen Arbeiter/-innen, die nach der Wende ihre Arbeit verloren
Zitat: „falls Sie Bildideen haben, die das Thema besser illustrieren würden.“
Besser passen würden Fotos aus der Nachwendezeit von ostdeutschen Arbeiter/-innen, die ihre Arbeit verloren.
Z. B. ein Foto von demonstrierenden Bergarbeitern im Kaliwerk Bischofferode, Thüringen. Oder z. B. ein Foto von Arbeiter/-innen von Foron, der Firma, die den 1. FCKW-freien Kühlschrank der Welt baute.
Beides sind Beispiele von Unternehmen, die noch wirtschaftsfähig waren, aber trotzdem von der Treuhand geschlossen wurden.
Wenn man weiter sucht, findet man sicher noch Fotos aus anderen Firmen, die es nicht mehr gibt (z. B. aus den Bereichen Elektronik wie das Kombinat Robotron und aus der Textilindustrie).
Bildidee
Lieber Peter,
danke sehr! Wir haben diese Vorschläge zum Anlass genommen, nochmal in unserer Fotothek (http://www.deutschefotothek.de/) zu stöbern und zwei weitere Bilder hinzugefügt, die nicht nur willkürliche Assoziationen an eine Kindheit und Jugend in der DDR wecken, sondern konkrete Probleme/Konflikte der Nachwendezeit veranschaulichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Nelly Ficzel
Jammern - und kein Ende!
"Integriert doch erstmal uns", die typische passive und devote Haltung der sogenannten Ossis.
Wer hat denn die selbstbewusste Parole "Wir sind Volk" zugunsten von "Wir sind ein Volk" aufgegeben. Wer hat denn gerufen: "Kommt die DM nicht zu uns, geh'n wir zu ihr". Spätestens ab da, musste es doch auch denjenigen, die nicht das "Kapital" von Marx gelesen hatten, klar sein, wohin sich die noch "DDR" bewegt.
Mein Selbstbewusstsein, mehr Stolz und weniger Gejammer auf den Westen, der nun einmal so ist. wie er ist, wäre hier angebracht.
Dann brauchte es auch solcher gut gemeinter, aber dennoch platter Ergüsse, wie der von Frau Köpping nicht.
Dixi et salvavi animam meam.
Zu den beiden Fotos
Wenn Frau Köpping "in den unbewältigten Erniedrigungen, Lebensbrüchen und Entwurzelungen der 1990er Jahre ... die entscheidende Ursache für den verbreiteten Frust im Osten" sieht - warum werden dann zur Illustration hier Bilder von jungen Pionieren und vom Wehrunterricht in der DDR verwendet. Diese Bilder suggerieren doch, dass die DDR-Sozialisation das Problem ist, oder?
Zu den beiden Fotos
Lieber Dr. Ulrich Zeuner,
herzlichen Dank erstmal für Ihr Interesse an diesem Thema. Wir freuen uns über Ihren Kommentar, und der Einwand ist durchaus nachvollziehbar, aber es handelt sich in der Tat um ein Missverständnis: Die Bilder sollen keinesfalls suggerieren, dass die DDR-Sozialisation das eigentliche Problem sei. Sie sind nur geeignet, Assoziationen zu wecken, indem sie einige willkürliche Aspekte dieser Sozialisation aufgreifen, welche als identitätsstiftend wahrgenommen und keinesfalls nur negativ erlebt wurden. Die Menschen, die hier gezeigt werden, sind zu einem späteren Zeitpunkt in ihrem Leben vielleicht Opfer besagter 'Lebensbrüche' und 'Entwurzelungen' geworden, welche Köpping in ihrem Buch thematisiert.
Wir sind stets offen für Ihre Vorschläge, falls Sie Bildideen haben, die das Thema besser illustrieren würden.
Mit freundlichen Grüßen,
Nelly Ficzel