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Segen und Beschwörungen – neu bei sachsen.digital
Ausschließlich für die Forschung gedacht war und ist die Sammlung, die nun bei sachsen.digital verfügbar ist: Über 23.000 Segen, Beschwörungen, Zaubersprüche, Amulette, Himmels- und Schutzbriefe enthält das sogenannte Corpus der Segen und Beschwörungsformeln, das am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden verwahrt wird. Darin sind Texte versammelt, denen als kleinster gemeinsamer Nenner populäre religiöse, laienmedizinische und alternative Denkkonzepte und Praktiken zugrunde liegen. Sie repräsentieren die Vorstellung, durch Besprechen Krankheiten heilen, Feinde bekämpfen, den Teufel oder Hexen beschwören oder Schätze finden zu können. Am stärksten vertreten sind Formeln des deutschen Sprachgebiets, darüber hinaus finden sich lateinisch-, französisch-, englisch- oder polnischsprachige. Die frühesten stammen aus dem Mittelalter, die jüngsten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Das Corpus ist Teil des umfangreichen Nachlasses des Volkskundlers Adolf Spamer (1883–1953), der das Material zwischen 1907 und 1953 kollaborativ zusammengetragen hat. Johanna Nickel (1916–1984), eine Schülerin Spamers, führte das Projekt ab 1954 der Akademie der Wissenschaften der DDR weiter. Sie übertrug zunächst die von Adolf Spamer angefertigten und im Nachlass vorhandenen Abschriften mit Schreibmaschine auf Blätter im A5-Format und fügte diesen Texten auch weitere hinzu. Die fertigen Abschriften stellte sie als Kartei auf. Dazu ordnete sie die Texte in 409 Kategorien ein, die Krankheiten, Feinde oder alltägliche Probleme beschreiben und alphabetisch geordnet sind: von „Abnehmen“, „Adel“, „Afel“ bis „Zauberpferd“, „zaus und zesem“ und „Zittermal“. 141 dieser Kategorien enthalten sogenannte Verweisblätter, die zu einem anderen Begriff führen. Die übrigen enthalten neben dem Deckblatt jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Texten – von einem bis mehr als tausend.
Im Zuge des vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Projekts „Erschließung und Digitalisierung des Nachlasses von Adolf Spamer“ (2017–2019) wurde der am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde verwahrte Nachlass Adolf Spamers erschlossen und bei Kalliope verzeichnet. Das Corpus der Segen und Beschwörungsformeln konnte mit Mitteln des Landesdigitalisierungsprogramms des Freistaats Sachsen digitalisiert werden. Durch seine Online-Präsentation bei sachsen.digital steht es nun weltweit für die Nutzung zur Verfügung.
Auch im sonstigen Nachlassmaterial finden sich zahlreiche Unterlagen zu Glaubenspraktiken: Abschriften und originale „Zauberzettel“, wissenschaftliche Manuskripte und tausende Notizen von Adolf Spamer. Es ist das Thema, das den Wissenschaftler am längsten und intensivsten beschäftigt hat, obwohl seine Forschungsinteressen sehr breit gestreut waren: Sie reichen von den deutschen Mystikern des Mittelalters über religiöse Praktiken bis hin zu Tätowierungen und den Tätowierern in deutschen Hafenstädten. Spamers schriftlicher Nachlass, der im Verbundkatalog Kalliope vollständig erschlossen ist, ergänzt und kontextualisiert die Sammlung der Segen, Zauberformeln und Beschwörungen.
Im Zuge des vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Projekts „Erschließung und Digitalisierung des Nachlasses von Adolf Spamer“ (2017–2019) wurde der am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde verwahrte Nachlass Adolf Spamers erschlossen und bei Kalliope verzeichnet. Das Corpus der Segen und Beschwörungsformeln konnte mit Mitteln des Landesdigitalisierungsprogramms des Freistaats Sachsen digitalisiert werden. Durch seine Online-Präsentation bei sachsen.digital steht es nun weltweit für die Nutzung zur Verfügung.
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