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Rangeln und Winden um den Toleranzbegriff – Plakatkunstaktion für ein weltoffenes Dresden startet

Heute beginnt die "Woche des Erinnerns". Aus Anlass des Gedenkens an die Zerstörung Dresdens im II. Weltkrieg hat die Initiative #WOD – Weltoffenes Dresden, zu einer großen gemeinsamen Plakataktion aufgerufen. Unter dem Motto WELT-OFFEN-(GE)DENKEN setzen sich Kulturinstitutionen und -vereinigungen an öffentlichen Plätzen in Dresden und Radebeul mit dem Gedenken an den 13. Februar 1945 auseinander. Überall in der Stadt verwandeln sich „Bauzaun-Dreiecke“ in großformatige Bildmotive, mit zum Teil eigens für die Aktion von Künstler:innen entworfenen Werken, mit Fotografien und mit Zitaten, die zum Innehalten und Nachdenken auffordern.

"a big jumble", Kunstinstallation von Theresa Rothe auf dem Neumarkt in Dresden. Foto: Anne Lippert / SLUB Dresden

Wir haben die Künstlerin Theresa Rothe eingeladen, unseren Beitrag im Rahmen der Aktion umzusetzen. Sie verwandelt die "Plakatzäune" auf dem Neumarkt in eine bunte, quirlige, dreidimensionale Installation. Sie selbst sagt über ihr Werk a big jumble: „Das bunte Wurmgemenge bildet abstrahiert die heterogene Gesellschaft und deren Vielfalt ab, steht aber auch für das Rangeln und Winden im Dialog um den Offenheits- und Toleranzbegriff. Farben und Formen weisen einen bunten, vielseitigen Blick in Richtung Zukunft.“

„a big jumble“ entsteht

50 wurmartige Wesen ranken und schlängeln sich nun unter den neugierigen Blicken der Passant:innen. Aus wasserfesten Stoffen genäht, in unterschiedlichen Formen, Farben und Variationen. Füllwolle aus insgesamt 150 Kissen steckt in den fantasievollen Geschöpfen. Manche von ihnen tragen Stacheln, andere Fell, einige leuchten bei Dunkelheit.

„Ein paar von denen sind mir richtig ans Herz gewachsen. Das hier zum Beispiel ist Emil. Der bekommt jetzt nochmal eine Pelzpflege. Dafür habe ich einen kleinen Kamm dabei.“ sagt Theresa Rothe, während sie Emil mit Nadel und einer Schnur aus Nylon am Zaun befestigt.

Nachtschicht an der Nähmaschine

Alle Würmer sind im temporären Atelier der Künstlerin in Leipzig, entstanden. In HALLE 14, Zentrum für zeitgenössische Kunst, in der Leipziger Baumwollspinnerei, hat Theresa Rothe drei Wochen lang genäht, gefüllt und geklebt. Augen, Münder und Nasen wurden geformt und schließlich mit Heißkleber aufgeklebt. „Aber hier ist ein Auge abgefallen. Zum Glück hab‘ ich 10-Komponenten-Kleber dabei!“ lacht Theresa, die ausgestattet mit Kneifzange, Draht und warmer Kleidung ihre Installation aufbaut.

Bibliothek und Kunst?

Dass Bibliothek und Kunst sehr gut zusammen passen, zeigen die zwei jüngsten Kooperationen der SLUB. Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek ist Projektpartnerin der Kunstaktion "THE PARTY IS OVER" der Künstlerin Šejla Kamerić in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Dresden sowie dem Staatsschauspiel Dresden und der Zentralbibliothek – Städtische Bibliotheken Dresden.

Auch die Zusammenarbeit mit Theresa Rothe im Rahmen der Plakatkunstaktion für ein weltoffenes Dresden zeigt deutlich: Bibliothek und Kunst - ja, das geht! Kunst ermöglicht Dialog - und genau darum geht es auch uns: Lassen Sie uns gemeinsam im Dialog über die wesentlichen Fragen unserer Zeit bleiben. Bibliotheken sind Orte der Demokratie!

#WOD - Weltoffenes Dresden ist ein 2014 gegründeter, offener Zusammenschluss von Kulturinstitutionen in Dresden. Gemeinsam treten wir für eine weltoffene, solidarische Gesellschaft ein. Gemeinsam setzen wir Zeichen für einen achtsamen Umgang mit unserer demokratisch verfassten freiheitlichen Gesellschaft und ihrer Kultur.

Mehr über die Aktion und die einzelnen Beiträge hier: www.weltoffenesdresden.com

Plakataktion und Events im öffentlichen Stadtraum in Dresden und Radebeul, Live-Streams und Filmgalerie, vom 9. bis 22. Februar 2022

Theresa Rothe (*1990) arbeitet als bildende Künstlerin in Dresden und Leipzig. Seit 2013 studiert sie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, seit 2017 in der Fachklasse für Bildhauerei und seit 2019 ist sie Meisterschülerin bei Prof. Wilhelm Mundt.Ihre künstlerischen Arbeiten vereinen Skulptur, Zeichnung, Installation, Malerei und Performance. Dabei reflektiert und hinterfragt sie in der Auseinandersetzung mit dem eigenem Körper die Kuriositäten des Alltags, Tierbetrachtungen oder auch den voyeuristischen Blick. Traumbilder und Fantasien fungieren als Grundlage der Auseinandersetzung mit dem Unbewussten.

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