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Haben wir uns 30 Jahre lang in Russland geirrt?

Der 24. Februar wirft zahlreiche Fragen auf: Wurde nicht nur die russische Politik, sondern auch die Stimmung in der russischen Bevölkerung verkannt? Wurden das Prestige von Krieg und imperialen Ambitionen ebenso unterschätzt wie die Begeisterung für die Schrecken der eigenen Geschichte? Diesen Fragen stellt sich Dr. Manfred Sapper, Herausgeber der Zeitschrift „Osteuropa“ im Gespräch mit Prof. Dr. Holger Kuße vom Institut für Slavistik der TUD und dem Zentrum Mittleres und Östliches Europa. Manfred Sappers These hat ein Wort: Realitätsschock.

Dr. Manfred Sapper (Zeitschrift Osteuropa)

Realitätsschock: Russland und der Krieg gegen die Ukraine

Das Überraschendste an der Überraschung über Russlands Krieg ist, wie breit die Überraschung ist. Denn wer wissen wollte, konnte wissen, was sich da zusammenbraut: Spätestens seit 2011 ist eine Radikalisierung des Putinismus zu beobachten. Die Innenpolitik wurde repressiver, die Außenpolitik militarisierter und revisionistisch. Nun herrscht Katzenjammer in Deutschland. Immer lauter werden die Stimmen, die eine Aufarbeitung der deutschen Russlandpolitik fordern. Dazu gibt es allen Anlass. Aber es geht um mehr als Politik: Das gesamte deutsche Russlandbild gehört auf den Prüfstand. Es ist geprägt von Stereotypen, Komplexen, dem historischen Erbe des deutschen Vernichtungskriegs und einer Fehlwahrnehmung des Wandels von Politik und Gesellschaft seit 1991. Das Ergebnis war ein Wunschbild. Nun ist die Entfremdung tief. Illusionen sind geplatzt. Doch die Desillusionierung bietet die Chance zur Selbstaufklärung.

Im Anschluss an den Impulsvortrag wird diese These in einem Podiumsgespräch weiterdiskutiert werden, in dessen Verlauf auch Publikumsfragen beantwortet werden können.

Die Veranstaltung findet am Montag, den 27.06.2022 um 18:00 Uhr im Klemperer Saal der SLUB statt. Zur Anmeldung geht es hier.

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1 Kommentar(e)

  • Jens Freyer
    30.06.2022 18:34
    Zur Veranstaltung am 27.06.2022, in der SLUB.

    Sehr geehrte Damen und Herren!

    Diese Veranstaltung u. a. mit Herr Dr. Sapper über dem Krieg zwischen Russland und Ukraine, zeigt mir auch, wie gespalten - allein in Deutschland inzwischen - die Meinungen geworden sind.

    Für mich war der Überfall Russlands in der Ukraine - feige.
    Doch auch der "Realitätsschock", wie richtig Herr Dr. Sapper, bei dieser Veranstaltung, mehrmals sagte, bestätigt mir inzwischen auch Russlands feiger Raketenangriff auf ein ukrainisches Einkaufszentrum!
    Parallel trafen sich in Europa wichtige Menschen der NATO u. a.!
    Dabei wurde endlich, dieser Einkaufszentrum-Angriff als Kriegsverbrechen gewertet und genannt!

    Dennoch finde ich - wie auch Herr Dr. Sapper, bei dieser Veranstaltung sagte -
    dass auch Russlands Kunst, Kultur und Musik - man nicht ablehnen (sanktionieren) sollte.

    Bleiben Sie bitte alle gesund!

    Mit freundlichen, positiven Grüßen
    von
    Jens Freyer.