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SLUB restituiert abermals NS-Raubgut. Systematische Aufarbeitung alter Verbrechen

Bevor in den nächsten Tagen SLUBsemantics Ihre Aufmerksamkeit binden wird, wollen wir Sie über einen neuen Meilenstein bei einem völlig anderen, aber keineswegs weniger wichtigen Thema informieren: Am 9. November hat die SLUB an die Erben der Familie Steinthal einen Bestand von NS-Raubgut übergeben. Unter dem nationalsozialistischen Regime wurden jüdische MitbürgerInnen und politisch Oppositionelle systematisch entrechtet und deren beschlagnahmter Besitz entweder verkauft oder an öffentliche Einrichtungen abgegeben. Im Rahmen eines hier bereits vorgestellten Provenienzforschungsprojekts will die SLUB in ihren Beständen NS-Raubgut ermitteln, kennzeichnen und soweit möglich an die rechtmäßigen Erben restituieren. Nach der Rückgabe der Sammlung des Bankiers Victor von Klemperer von Klemenau und der Autographensammlung des Musikverlegers Henri Hinrichsen bekennt sich die SLUB auch im Fall Steinthal zu ihrer historischen Verantwortung.

 

Den Erben der Familie Max (1850-1940) und Fanny Steinthal (1866-1941) konnten 115 unrechtmäßig erworbene Bücher zurückgegeben werden. Max Steinthal war zunächst als Direktor und bis zu seinem vom NS-Regime erzwungenen Ausscheiden 1935 im Aufsichtsrat der Deutschen Bank tätig. Die Eheleute hatten eine bedeutende Kunstsammlung aufgebaut. Sie starben binnen eines Jahres in einem Berliner Hotel, wo sie auf ihre Ausreisemöglichkeit warteten. Fanny Steinthal bestimmte in ihrem Testament den noch in Deutschland lebenden Sohn Erich Steinthal, die nach Peru ausgewanderte Tochter Eva Vollmann sowie deren damaligen nichtjüdischen Ehemann Richard Vollmann als Erben.

 

Richard Vollmann, der wohl auch nach der Scheidung von seiner Frau den Steinthals freundschaftlich verbunden blieb, lagerte später wegen der beginnenden Bombardements auf Berlin die  Steinthal’sche Kunst- und Büchersammlung in seine Villa nach Dresden aus. Zu Beginn der 1950er Jahre floh Vollmann dann in die Bundesrepublik und der Besitz des "Republikflüchtigen" wurde eingezogen. Auf diesem Weg gelangten die Bücher über den Rat der Stadt Dresden an die damalige Sächsische Landesbibliothek.

 

Mit den Büchern geben wir den Familienerben wichtige Erinnerungsstücke zurück; zugleich erinnern wir an das doppelte Unrecht der Enteignung und Beschlagnahmung. Über die Fortschritte im eingangs genannten Provenienzforschungsprojekt informieren wir Sie kontinuierlich mit einer besonderen Webseite

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