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Konsequent digital. Unsere Halbjahresbilanz 2012

Zur Dresdner Langen Nacht der Wissenschaften wollen wir Ihnen einen kurzen Einblick in das laufende Geschäftsjahr geben. Wie im Halbjahresbericht 2011 bestimmen der globale Medienwandel und unsere damit verbundenen Entwicklungsprojekte die Zahlen. Die Entleihungen aus der Papierbibliothek gingen gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum erneut um knapp 6% auf nun 1,13 Millionen zurück. Mit deutlich höheren Wachstumsraten bildet die Nachfrage nach digitalen Medien dagegen mehr als ein Gegengewicht. Im ersten Halbjahr 2012 wurden rund 1,3 Millionen Volltexte aus lizenzierten E-Journals und Volltextdatenbanken abgerufen und 950.000 Datenbankrecherchen durchgeführt. Zudem schlugen 140.000 E-Book-Zugriffe (Ebook Library u.a.) zu Buche.

Große Resonanz fanden neben den lizenzierten digitalen Inhalten der Verlage und Fachgesellschaften auch die Werke aus unserem Digitalisierungszentrum nebst Deutscher Fotothek und  Mediathek. Allein die verschiedenen Kollektionen der Handschriften, Drucke und Noten erzielten im ersten Halbjahr fast 500.000 Werkansichten und 20.000 Downloads.

Dass die SLUB trotz rückläufiger Entleihungen keineswegs untergeht, sondern sich nach Ihren Bedarfen erfolgreich neu erfindet, belegt der schier unglaubliche Zuwachs an Benutzerneuaufnahmen von 9,6%, der die schon sehr gute Besucherresonanz aus dem Vorjahr nochmals übertrifft. Ein weiterer Beleg für den erfolgreichen Kurs ist die inzwischen verfügbare, amtliche Statistik der virtuellen Bibliotheksbesuche aus der Deutschen Bibliotheksstatistik (Feld 182), die die SLUB auf Platz 3 hinter der Freien und der Humboldt-Universität Berlin führt.

Wir werden weiter engagiert für einen exzellenten Bibliotheksservice für Dresden und Sachsen arbeiten. Unterstützen Sie uns mit Ihren Ideen und Fragen. Auch im harten Verteilungskampf um die ebenso knappen wie unerlässlichen öffentlichen Mittel sind wir für Ihre Stimme dankbar.

19 Kommentar(e)

  • Alex Kästner
    02.08.2012 09:00
    @ Felix Lohmeier

    Lieber Herr Lohmeier,

    wie schon per Mail noch einmal Danke für die Beantwortung meines doch recht späten Blog-Eintrags.

    Der von Ihnen beschriebene Verwendungszweck von Wikipedia leuchtet natürlich - unabhängig von der Kritik an der Abbildung in der Detailansicht - grundsätzlich ein. Und es ist auch gut, dass Sie das im Blog so beschrieben haben, denn, das muss ich nach einer Vielzahl an Gesprächen mit nahezu allen KollegInnen unseres Institut über dieses Thema noch einmal wiederholen, das ist rein aus der Ansicht in der Trefferliste so nicht ersichtlich. Spannend ist natürlich, dass auf diese Weise die Möglichkeit geschaffen wird, wenn ich das richtig verstanden habe, das Trefferbild der SLUB dynamisch auch (aber nicht nur) dadurch zu optimieren, dass es das permanente Fortschreiten zumindest der deutschsprachigen wikipedia integriert.

    Ich würde das Workshop-Angebot (bitte nicht zu kurzfristig ankündigen!) von Hrn. Bürger ebenso gern annehmen. Insofern wäre das, denke ich, ein passender Ort, um in Ruhe über alle Fragen und wahrgenommenen Probleme, etwa darüber, was die verlinkten Wikipedia-Artikel in der Detailansicht für Nutzer suggerieren, reden zu können. Vielleicht können wir im Vorfeld eines solchen Arbeitsgesprächs einmal systematischer Ansichten und Fragen aus verschiedenen Instituten einholen, um zu schauen, wo denn (fächer-)übergreifend Probleme gesehen werden; die eigene Wahrnehmung ist ja trotz vieler Gespräche mit KollegInnen vielleicht auch manchmal trügerisch.

    Sie sehen schon, der morgen beginnende Urlaub stimmt mich zu versöhnlichen Worten nach meinem etwas aufgebrachten Eintrag zuletzt, wenngleich ich an meinen grundsätzlichen Einwänden festhalten und aufgrund der Erfahrung von Testläufen in Lehrveranstaltungen auch niemals einen Wikipedia-Artikel selbst verfassen würde.

    Alex Kästner

  • Alexander Kästner
    24.07.2012 13:25
    Dr.

    ... den bereits formulierten Kritiken und der Forderung nach Verschlankung der Detailansicht möchte ich mich anschließen, zumal die Wikipedia-Links nun wirklich keine Informationen zu den gesuchten Medien bieten.

    Hierzu wäre zu ergänzen, dass zumindest mir die Systematik(?) der Verlinkung mit Wikipedia nicht einleuchtet. Augenscheinlich orientiert sie sich nicht an den Inhalten der ursprünglich gesuchten Medien. Nehmen wir ein Beispiel: Jürgen Martschukat, Inszeniertes Töten auf der einen Seite und Richard J. Evans, Rituale der Vergeltung auf der anderen Seite.

    Für Martschukat wurden verlinkt:
    Hinrichtung
    Deutschland
    Todesstrafe.

    Für Evans wurden verlinkt:
    Alfred Roselieb
    Zentrale Hinrichtungsstätte
    Hermann Lorenz (Henker)
    Julius Krautz
    Richard J. Evans
    Cesare Beccaria
    Erhängen
    Galgen
    Vergeltung
    Auge für Auge
    Talion
    Hinrichtung

    Es ist nun zugegebenermaßen nicht Jürgen Martschukats Schuld, dass zu seinem Namen noch kein Wikipedia-Eintrag existiert. Das ist also geschenkt. Aber Beccaria und andere Einträge hätte man bei Martschukat ebenso aufführen können. Und wenn schon Beccaria als Link auftaucht, wozu mdst. ein Blick ins Buch notwendig gewesen war, warum dann nicht auch Benedict Carpzov und andere i.d. Fall fnzl. Autoren, mit denen sich beide auseinandersetzen. Warum in beiden Fällen der Scharfrichter-Artikel gar nicht verlinkt ist, für den ein pfiffiger Student hiesiger Universität vor einigen Jahren viel Mühe verwendet hat, ist überhaupt nicht ersichtlich. Bei Evans hätte der Deutschland-Artikel auch mehr Sinn gemacht, bei Martschukat ist dies nur beschränkt der Fall, denn er schreibt mit einem ganz klaren Fokus auf Hamburg. Leider ist da der Stadtartikel nicht verlinkt - anders übrigens als bei Evans' Tod-in-Hamburg-Studie. Aber da steht Hamburg glücklicherweise ja im Titel.

    Kurzum: Wenn schon verlinkt wird, dann sollte eine gewisse Systematik schon eingehalten werden. Willkürliche und inhaltlich völlig unsystematische Verlinkungen zu Wikipedia helfen Keinem weiter. Schließlich stellt sich in der bisherigen Form die Frage nach dem "Wozu überhaupt" noch viel drängender.

    Über das Qualitätsurteil zu Wikipedia kann man geteilter Meinung sein, da ist auch vieles im Fluss. Und wie in Seminararbeiten oder zur Vorbereitung auf Referate (oder Lehrveranstaltungen generell) mit Wikipedia umgegangen werden kann und wo die Grenzen liegen, dass müssen wir eben noch viel intensiver diskutieren und demonstrieren, ohne immer gleich den Zeigefinger zu erheben. Allerdings ist klar, dass ein Studierender i. pcto. Recherchekompetenzen durch einen Klick auf einen vorgegebenen Wikipedia-Link nicht mehr Kompetenzen nachweisen kann als ein Grundschüler. Wenn es allerdings zu einzelnen Einträgen niveauvollere Artikel in anderen Sprachen gibt, dann sollten die doch wenigstens auch verlinkt werden - wo wir doch so international sind? Oder verlinkt die SLUB etwa ungeprüft externe Seiten? Das wäre mindestens bedenklich!

    Wenn Herr Bürger "uns" in diesem Blog auffordert, in unserer Freizeit bitte schön die entsprechenden Artikel zu verbessern, dann fasse ich das als blanken Hohn auf. Machen Sie es bitte selbst und bitte mit Klarnamen! Die (Selbst-)Ausbeutung des wissenschaftlichen Personals an dieser und anderen Universitäten geht ohnehin schon weit genug. Wenn die SLUB meinen KollegInnen und mir einen sicheren Arbeitsplatz garantieren würde und den WHKs oder anderen völlig unterbezahlten Hilfskräften ein hinreichendes Salär, könnten wir darüber reden. Ganz abgesehen davon, dass sich über das Verfassen von Wikipedia-Artikeln wohl nicht hinreichend symbolisches Kapital kummulieren lässt, um im Wissenschaftsbetrieb voranzukommen - huch, ich hab's schon gemerkt: hier könnte man mir Egoismus und fehlenden Gemeinsinn oder schlimmer noch fehlenden Glauben an die Verheißungen der schönen neuen Digi-Welt vorwerfen. Nun ganz so ist es nicht, denn es sollte nicht die tief sitzende Skepsis gegenüber Wikipedia mit einer (vermeintlichen) Ablehnung digitaler Publikationen verwechselt werden. Wer entsprechende Fachforen zur Kenntnis nimmt, ist wenig erstaunt, wenn er/sie merkt, wie offen auch die Kulturwissenschaften gegenüber neuen Medien sind. Es ist aber den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften eigen, Fortschrittsprophezeiungen nicht unreflektiert zu bejubeln. Die bereits angesprochenen Artikel von Maren Lorenz sind hierzu in vielerlei Hinsicht aufschlussreich über das Gesamtprojekt Wikipedia, dessen (wenige) finanzielle Nutznießer und dessen (pseudo-demokratische) Legitmierungsfiktionen, vor allem aber sind sie aufschlussreich über die nicht unproblematischen Hierarchien des dort präsentierten Wissens. Das alles darf zumindest skeptisch stimmen, ohne dass man immer gleich als Digi-Banause abgestempelt wird.

    Zum Thema Recherche bei der Gelegenheit auch gleich noch ein paar Sätze:
    Kann es sein, dass das Treffebild mitunter so chaotisch wirkt, weil auf Datenbanken zurückgegriffen wird, die selbst ungleichmäßige Trefferbilder generieren wie etwa jstor. Diese überaus wichtige Datenbank (die übrigens bei den Fachdatenbanken für Geschichte nicht gelistet ist) produziert, wie ich selbst an anderen Universitäten testen konnte, je nach Lizenz unterschiedliche Trefferbilder und dies nach einer Systematik, die anscheinend nicht der der SLUB entspricht, zumal Trefferbild und Reihung im SLUB-Katalog dann auch noch ganz andere sind, als bei direkter Suche über jstor. Das finde ich wenig hilfreich.

    Ich wollte überdies parallel zum Schreiben dieses Eintrags überprüfen, ob man bei einer Suche nach "Tod" und "Hamburg" auf die oben angesprochenen Studien von Martschukat und Evans stößt, aber der Browser hat sich mal wieder aufgehängt. Heute übrigens schon zum x-ten Mal bei Rechercheversuchen mit dem SLUB-Katalog. Aber einige KollegInnen und ich wurden ja schon mit dem Hinweis getröstet, dass das ganze System nicht für Mozilla optimiert sei - diesen Browser nutzen zum Glück nur 25% aller User welteit. Ich mag dann auch nicht immer, wie gefordert, einen screen-shot schicken, nur weil man uns nicht glaubt, dass es etwas nicht funktioniert. Dann komme ich bald zu gar nichts mehr. Es ist übrigens bezeichnend, dass bei Suchanfragen in der SLUB deren MitarbeiterInnen nicht selten nicht(!) die hauseigene Suche nutzen (aber jetzt bitte nicht gleich eine neue Dienstvorschrift erlassen), sondern häufig über den SWB-Katalog ausweichen. Das sagt dann wohl alles über das Vertrauen in das eigene System.

    Zum Thema Suche und Treffer kann ich nur bekräftigen, was schon kritisch angemerkt wurde und möchte fragen, wonach die erste Trefferliste im neuen System jeweils eigentlich sortiert wird? Bei mir zumindest weder nach Erscheinungsdatum noch nach Name des Autors/Herausgebers. Die zusätzlichen mehr oder weniger neuen Möglichkeiten, Suchen einzuschränken, halte ich für gelungen. Da kam vieles aber auch nur erst anhaltender Kritik in den vergangenen Jahren.

    Deshalb wiederhole ich hier noch einmal, was ich anderer Stelle im SLUB-blog schon einmal formuliert habe: Neuerungen sind notwendig und in Ordnung. Es kann aber auch nicht sein, dass man - wie bspw. oben im Blog - geschehen, nach jeder Neuerung erst einmal umständliche Erläuterungen seitens der SLUB-MitarbeiterInnen benötigt, um zu verstehen, wie das neue System funktioniert. Das kostet (mich seit 1999) jedesmal Zeit und Nerven, denn man gewöhnt sich ja auch an bestimmte Angebote und Möglichkeiten ... und bleibt trotzdem offen für Neuerungen! Solche Erfahrungen und Gewohnheiten sollten bei Neuerungen nach meinem Dafürhalten stärker berücksichtigt werden.

    Spannend sind auch SLUB-eigene Erläuterungen wie: "SLUBsemantics befindet sich derzeit in der Betaphase 2. In dieser Aus­bau­stufe ist SLUBsemantics voll in die normalen Suchfunktionen des SLUB-Kataloges integriert und macht zusammen mit den gewohnten formalen und inhaltlichen Drilldown-Facetten mehrere Millionen loka­le Titel­da­ten der SLUB zugänglich. Die eingegebenen Suchbegriffe werden zur Laufzeit auf semantische Konzepte zurückgeführt, in ihren jeweiligen Wissenskontext eingeordnet und mit automatisch angereicherten Indexterme der Katalogisate gematcht." Zum Glück gab es (Achtung keine Ironie!) Wikipedia-Artikel zum semantischen Web, drill-down und zur Facettenklassifikation. Leider waren die nicht direkt verlinkt!

    Oben hieß es: "Aktuell empfiehlt der Wissenschaftsrat den Hochschulen eine intensivere Beschäftigung mit Medienwandel und Informationskomptenz." Das hieße aus meiner Sicht für die SLUB, dass Erläuterungen zu technischen Fragen so formuliert werden, dass auch Nicht-Experten verstehen, worum es geht. Hier geht es auch um Informationsvermittlungskompetenzen. Informationskomptenzen für Studierende bedeuten für mich seit knapp zwei Jahren, dass ich in meinen Seminaren ein noch stärkeres Augenmerk auf Angebote jenseits der SLUB lege, die problemlos funktionieren. Um nicht missverstanden zu werden: es ist nicht Aufgabe der SLUB, dafür zu sorgen, dass Studierende die Recherchemöglichkeiten ihrer jeweiligen Fächer kennen, sondern unsere. Und unsere Verpflichtung gegenüber den Studierenden ist es auch, auf Fehler im SLUB-System hinzuweisen und andere Wege zum Wissen aufzuzeigen.

    P.S. Ich wollte eigentlich keinen Titel angeben. Aber das System zwang mich dazu. Nun ja, wenn es dem Wissen und Fortschritt dienlich ist oder Blog-Einträge nur bei Angabe von Titeln beantwortet werden, sei's drum.

    • Felix Lohmeier (SLUB Dresden)
      01.08.2012 16:31
      @Alexander Kästner

      Lieber Herr Kästner,

      vielen Dank für Ihren umfassenden Beitrag. Wir sind davon überzeugt, dass der Rückgriff auf Wikipedia die Auffindbarkeit unserer Medien enorm verbessert. Allerdings - und das ist auch Ihr größter Kritikpunkt - ist noch nicht hinreichend transparent, warum manche Medien gefunden werden. Die Bezeichnung "relevante Wikipedia-Artikel" ist hier offenbar irreführend. Wir wollen damit nicht in erster Linie die Lektüre von Wikipedia empfehlen, sondern nachvollziehbar machen, warum ein Treffer (aus Sicht der Suchmaschine) für die eingegebenen Suchbegriffe relevant ist. Wir arbeiten daran, die Transparenz der Suchergebnisse zu verbessern.

      Nochmal zur Funktionsweise: Auf Basis der vorhandenen Metadaten zu einem Medium, die Bibliothekarinnen und Bibliothekare erfasst haben (Titel, Urheber/in, Erscheinungsjahr und -ort, Klassifikation, ein paar Schlagwörter) werden mit Hilfe von automatischer Datenanalyse passende Wikipedia-Artikel ausgewertet (beispielsweise bei Übereinstimmung zwischen dem Titel des Mediums und dem Titel eines Wikipedia-Eintrags; aber auch über komplexere Algorithmen, welche die Kategorien von Wikipedia auswerten und genaue/häufige Übereinstimmungen in den Texten analysieren). Die gewonnenen Informationen werden genutzt, um die Metadaten für das Medium zu erweitern. Bei einer Suche werden dann sowohl die händisch erfassten, als auch die zusätzlich auf Wikipedia basierenden automatisch ergänzten Metadaten berücksichtigt. Ein eindrückliches Beispiel: Wenn Sie nach "Gammelfleisch" suchen, dann finden Sie Medien zu Lebensmittelskandalen, obwohl der Begriff "Gammelfleisch" weder im Titel noch in anderen bibliothekarisch erfassten Metadaten auftaucht. Wohl aber in dem Wikipedia-Artikel zu Lebensmittelskandal. Durch die in Wikipedia erfassten Kategorien werden automatisch auch andere Begriffe aus dem Bereich Lebensmittelhygiene etc. mit ausgewertet. In einem klassischen Bibliothekskatalog hätte es keine Treffer gegeben. Diese Form der automatischen Anreicherung der Metadaten und der Suche hilft auch, um in großen Treffermengen die besonders relevanten oben in der Trefferliste anzuzeigen.

      Sie sprechen noch viele weitere Kritikpunkte an, die sich besser im persönlichen Gespräch klären lassen. Es würde uns freuen mit Ihnen darüber zu sprechen und Ihre Hinweise mit in die Weiterentwicklung der Angebote der SLUB aufzunehmen. Gerne würden wir Sie auch darin unterstützen, die Informationskompetenz Ihrer Studierenden zu verbessern. Wir sehen uns da sehr wohl (auch) in der Pflicht. Ich melde mich telefonisch bei Ihnen.

      Beste Grüße,
      Felix Lohmeier

    • Alexander Kästner
      24.07.2012 13:27
      P.S.

      ... ich hätte wohl besser einen Smiley hinter das P.S. setzen sollen.

  • Albrecht von der Lieth
    23.07.2012 13:38
    Nun...

    ... also, so wollte ich das eigentlich nicht verstanden wissen... Es gibt eine Vielzahl wirklich exzellenter Wikipedia-Artikel (mein persönlicher Favorit: Der Sonderpreisträger der diesjährigen Zedler-Preisverleihung, der Artikel Pizzakarton http://de.wikipedia.org/wiki/Pizzakarton) und auch die Qualitätskontrolle übernimmt und bewältigt die Netzgemeinde m.E. sehr souverän. Ich würde vermuten, dass das Herr Schwerhoff ganz ähnlich sieht.

    Die Frage drehte sich (m.M. nach) vielmehr darum, inwiefern Wikipedia-Links in einem Bibliotheks-Katalog nicht das (zumindest problematische) Signal senden, ein Wiki-Artikel sei in jeder wissenschaftlichen Arbeit problemlos zitierbar - was (da Wikipedia ja "irgendwie allen gehört") sehr oft dazu führt, dass eben am Ende gar nicht zitiert sondern einfach übernommen wird.

    Zumindest - Hinweis an die SLUB-Leute - machen die WP-Links innerhalb der Detailansicht eines Mediums konzeptionell nur teilweisen Sinn: Hier sollte ja aufgelistet sein, was es an relevanten, konkreten Daten zu diesem konkreten Medium im SLUB-Katalog gibt: Erscheinungsdatum, Seitenzahl, Regalstandort usw. Schlagworte zählen auch dazu, insofern sie einen Überblick geben, in welchen Kontext ein Buch eingeordnet ist.

    Die Links zu WP sind jedoch eigentlich ja (in Ihrer Diktion) "go-to"-Links. Allerdings nicht - wie sonst - Links *zu* einem Medium, sondern Links zu Informationen, die thematisch auf das Medium bezogen sind. Da könnte man sicher noch mal drüber nachdenken und (ggf. ja ein angenehmer Nebeneffekt) die Detailansicht wieder etwas verschlanken.

  • darkfire
    22.07.2012 18:49
    Danke..

    ... Herr Schwerhoff, danke Herr von der Lieth - Sie sprechen mir aus dem Herzen.
    Die vollkommen einseitige Orientierung an "digitalen Inhalten" (nur weil das irgendwer fordert, ob Wissenschaftsrat oder DFG - who cares ?) wird verhängnisvolle Folgen für die Literatur- und Informationsversorgung vor allem DER STUDIERENDEN haben, denn schon jetzt sind die elektronischen Versionen diverser Informationsmedien aufgrund von Knebelverträgen (Elsevier z.B.) kaum noch bezahlbar. Die Bibliotheken werden mit der dann entstehenden Finanzlücke umstandslos allein gelassen und kein Mensch will mehr wissen, dass man das mal "gefordert" hat. Helft Euch bitte selbst.
    Die Folge wird sein - es wird weder die Print- noch die Online-Version des entsprechenden Mediums mehr geben und wir können noch mehr Strandkörbe in der Bibliothek aufstellen. Ob das für letztere günstig ist, darf man getrost bezweifeln.
    Zur Wikipedia ist von Professor Schwerhoff und Herrn von der Lieth alles gesagt worden, was zu sagen ist - das bedauernswert naive Argument des SLUB-Direktors, dass die gedruckten Lexika verdrängt worden seien (wahrscheinlich hat er das in der Zeitung gelesen) mag ja auf der Mainstreamschiene liegen, mit Wissenschaft hat es allerdings nichts mehr oder nur wenig zu tun. Von Wissenschaftsforschung oder Wissenschaftsgeschichte ganz zu schweigen.
    Denn was bei WP fehlt ist doch ganz klar - eine ordentliche Qualitätskontrolle. Die kann keine Netz-Community ersetzen und wo es früher ein wissenschaftliches Lektorat für derartige Dinge gab, existieren heute zunehmend nur engstirnige Nerds, die in eigenen kleinen Netz-Zusammenhängen vorgeben, Wissenschaft zu betreiben - da ist das Beispiel Hexenforschung gut illustrierend. Jeder, der inetbib zur Kenntnis nimmt, wird wissen, wen und was ich meine ;-).

  • Stephan Reinert
    19.07.2012 13:50
    @ Replik von Dr. Mittelbach auf "Hohe Trefferzahl ..."

    Lieber Herr Mittelbach,
    haben Sie vielen Dank für Ihre prompte, ausführliche und sachliche Antwort, wie ich sie mir auch auf meinen ersten Blog-Beitrag vom 21.12.10 hin gewünscht hätte! Um Mißverständnissen zu begegnen: Beim ungeheuren Umfang der wissenschaftlichen Literatur wäre es vermessen zu erwarten, daß selbst regional publizierte Aufsätze der Vorkriegszeit digital verfügbar sind und durch Indexierung erschlossen werden. Im konkreten Fall darf freilich eingeschränkt werden, daß es sich bei dem angeführten Beitrag Wolfgang Raudas um ein Saxonicum handelt, weshalb er schon zu SLB-Zeiten verschlagwortet und über die Sächsische Bibliographie sowie vers. Sachkataloge erschlossen wurde. Und die „Betagtheit“ des Titels ist in den Geisteswissenschaften (was ich Ihnen als promoviertem Anglisten ja nicht zu sagen brauche) kein Argument; so sind denn auch Raudas Beobachtungen im bisher letzten Forschungsüberblick zur Dresdner Barockarchitektur von Jarl Kremeier (Frühneuzeit-Info 14, 2003, 1, S. 103–129) erneut in Erinnerung gebracht und diskutiert worden (S. 114 f. und 121).

    Dennoch: Mit meiner genannten Suchanfrage tatsächlich auf Raudas Beitrag zu stoßen, war weder mein Ziel noch meine Erwartung. Ich wollte nur an einem willkürlich ausgewählten Fallbeispiel sine ira et studio die Brauchbarkeit des neuen, von SLUB-Seite so stark propagierten Kataloges testen und muß hier kritisch anmerken, daß die ungeheuer hohe Trefferzahl einem unkundigen Nutzer eine Vollständigkeit suggeriert, die bei weitem nicht eingelöst ist und letztlich auch nie eingelöst werden kann. Dank Ihrer frdl. Replik habe ich jetzt das "Strickmuster" der neuen Katalogsuche immerhin besser verstanden und entnehme dem letzten Absatz, daß der derzeitige Zustand des SLUB-Kataloges ein „work in progress“ widerspiegelt, das im Laufe der Zeit an Treffsicherheit und damit Brauchbarkeit noch deutlich zunehmen soll und hoffentlich wird.

  • Stephan Reinert
    18.07.2012 23:58
    Hohe Trefferzahl, aber geringe Trefferquote

    Den Beiträgen von Konstantin (3.7.12) und Prof. Dr. Schwerhoff (16.7.12) kann ich mich nur anschließen: Der neue SLUB-Katalog versucht Google Konkurrenz zu machen – mit dem Ergebnis, daß der Nutzer mit Tausenden „Suchergebnissen“ geradezu überschwemmt wird, die jedoch bei weitem nicht mit der Quote tatsächlich relevanter Treffer bei der Google-Suche mithalten können.

    Ein willkürlich ausgewähltes Suchbeispiel zum Vergleich: Als Friedrich IV. von Dänemark im Juni 1709 in Dresden weilte, veranstaltete August d.St. ihm zu Ehren im Großen Garten eine sog. Bauernwirtschaft. Gebe ich nun bei Google „bauernwirtschaft 1709“ ein, stoße ich bereits unter den ersten 10 Suchergebnissen auf zwei wissenschaftliche Neuerscheinungen, die das Thema behandeln (B. Marx in G. Melville (Hg.) 2005; V. Czech 2008, S. 29–33). Die andern relevanten Titel, nämlich der Klassiker, J-L. Sponsel 1924, und neuerdings C. Schnitzer im A.-Kat. „Mit Fortuna übers Meer“, Dresden 2009 und die Dissertationen von C. Jöchner 2001 und H. Blanke 2000, waren mir da schon bekannt, finden aber durch die neugefundenen Titel, die beide – erfreulicherweise! – im Buchbestand der SLUB verfügbar sind, eine gute Ergänzung.

    Gebe ich jedoch im neuen SLUB-Katalog die gleiche Suchanfrage ein, werden mir 4.482 Ergebnisse gemeldet; selbst nach weitreichender Präzisierung „bauernwirtschaft dresden großer garten 1709“ bleiben noch 2.814 Meldungen, die „Treffer“ zu nennen nicht unfreiwilliger Komik enträt. Ohne es überprüfen zu können, dürfte aber z.B. der Aufsatz von W. Rauda in den Sb der Flora, NF, 41/42 (1936/37), der neben anderen Themen eben auch J.S. Mocks Gouache der Bauernwirtschaft diskutiert, unter diesen Tausenden von „Ergebnissen“ fehlen – oder aber in ihrer erdrückenden Masse kaum auffindbar sein.

    Wer jetzt einwendet, es sei nicht die Aufgabe eines UB-Gesamtkataloges, über die Schlagwortsuche selbst noch die partielle Behandlung eines Themenaspekts in einem Aufsatz zu erschließen, fände meine Zustimmung. Dies bleibt der „klassischen“ Literaturrecherche vorbehalten, die im Zusammenwirken aus „Regalrecherche“, Sichtung der Quellen- und Schriftumsnachweise in der letzterschienenen Literatur, von Fachbibliographien und v.a. intensiver eigener Lektüre nunmehr durch Google und Online-Datenbanken unterstützt und oftmals sehr erleichtert wird. Die „Super-Ressource“ (Gerd Schwerhoff) des neuen SLUB-Kataloges jedoch trägt momentan mit ihren Unmengen an „semantisch angereicherten“ Suchergebnissen nicht zu einer solchen Arbeitserleichterung bei, vielmehr gehen selbst die relevanten Ergebnisse im Überangebot zahlloser „Treffer“ unter.

    • Jens Mittelbach (SLUB Dresden)
      19.07.2012 09:43
      @Hohe Trefferzahl

      Lieber Herr Reinert, hier muss ich entgegnen, dass wir Google nicht Konkurrenz machen, es gar nicht können und auch nicht wollen: weil es sich beim Google-Ansatz und unserem um zwei verschiedene Dinge handelt. Zunächst einmal indexiert Google Webseiten aus dem gesamten Internet im Volltext, wir hingegen (im Reiter "Bücher, Bilder ...", für den SLUBsemantics, also die semantische Suche, zur Verfügung steht) ausschließlich Metadaten von (wissenschaftlichen) Publikationen wie Monographien, Zeitschriften, Aufsätzen, Dissertationen usw. Metadaten sind z.B. Titel-, Autor-, Verlagsinformationen, Schlagwörter, ggf. Abstracts, nicht mehr. Die Suchräume und die den Suchindizes zugrunde liegenden Daten unterscheiden sich bei Google und einer Bibliothek also wesentlich. Wir verfolgen aber das Konzept des immer spezifischeren Einengens der Suchräume entsprechend des konkreten Erkenntnisinteresses. Insofern messen wir Internetsuchmaschinen wie Google eine hohe Bedeutung bei, weil viele Suchen eben dort beginnen und weil sehr umfassende Volltextindizes tatsächlich auch bei sehr speziellen Suchanfragen Treffer hervorbringen, wie Ihr Beispiel zeigt. Von allgemeinen Suchräumen soll es unseres Erachtens gute, auffindbare Wege in immer engere, spezifischere Suchräume, wie es z.B. ein Online-Warenhaus wie Amazon, wie es Google Books, der Katalog einer wissenschaftlichen Bibliothek oder aber auch eine bibliographische Fachdatenbank sind. Das sind abgegrenzte Domänen, innerhalb derer bestimmte Bedingungen gelten.

      Um zu Ihrem Beispiel zu kommen, so missglückt in unserem engeren, spezifischeren Suchraum Ihre Suchanfrage insofern, als z.B. die Monographie "Das Potsdamer Dreikönigstreffen 1709" von Vinzenz Czech zwar in unserem Bestand ist, aber nicht, wie bei Google, als Treffer für Ihre Suche nach "bauernwirtschaft 1709" angeboten wird. Bei uns ist dieses Buch nämlich nicht im Volltext indexiert und die dort am Rande erwähnte Bauernwirtschaft im Großen Garten von Dresden kann folglich auch kein Match zu Ihrer Anfrage bilden. Aufsätze wie der von Ihnen genannte recht betagte aus einer deutschen Zeitschrift von Wolfgang Rauda sind bei uns, wenn überhaupt einzeln verzeichnet, gleichfalls noch nicht im Volltext indexiert. Dazu müsste der Aufsatz erst einmal digitalisiert werden, was aus Urheberrechtsgründen aber allenfalls zum Zwecke der Indexierung erfolgen dürfte. Bei der schieren Masse an gedruckter wissenschaftlicher Literatur wäre das eine kaum zu bewältigende Aufgabe und wir beschränken uns bei der Digitalisierung vorerst auf das, was wir dann auch als digitales Faksimile frei im Netz anbieten können.

      Gleichwohl werden zu Ihrer für eine Maschine sehr vagen Suchanfrage "bauernwirtschaft AND 1709" in der SLUBsemantics-Facette folgende durchaus einleuchtende Disambiguierungsvorschläge gemacht: 1. Sorben, 2. Großer Garten, 3. Weistropp. Hierin liegt der Zweck unserer Bemühungen um eine semantische Suche: wir benutzen das immense Wissen, das in Wikipedia geflossen ist und fließt, um unseren nach recht strengen wissenschaftlichen Kriterien aufgebauten Bestand so zu erschließen, dass der bibliographische Nachweis jedes einzelnen Buches usw. nicht mehr singulär und quasi unverknüpft sein Dasein in unserem Katalog fristet, sondern dass das, was thematisch zusammengehört, auch zusammen angeboten und noch besser in thematische Kategorien eingeordnet wird. Dabei, das müssen wir zugeben, sind "die Regeln, nach denen diese Informationen eingestellt werden," noch nicht ohne weiteres für unsere Nutzer erkennbar. Daran arbeiten wir, und wir werden in Zukunft die vielen Treffer, die durch SLUBsemantics erzeugt werden und die nach unten eine immer stärker abfallender Relevanz für die jeweilige Suchanfrage aufweisen, besser von denen abgrenzen, die mehr oder weniger exakte Treffer aufgrund der mit den Suchanfragen übereinstimmenden bibliographischen Metadaten darstellen.

  • Gerd Schwerhoff
    18.07.2012 18:28
    Workshop ahoi!

    Lieber Herr Bürger,
    vielen Dank für die Anregung zu einem Workshop, um die strittigen Fragen einmal gemeinsam und intensiv zu diskutieren - ich/wir sind sicher dabei!

  • Thomas Bürger
    18.07.2012 14:05
    Bibliothek als Gatekeeper?

    Lieber Herr Schwerhoff,
    Sie sprechen mit Ihrem konstruktiven Kommentar konkrete und allgemeine Punkte an: einerseits finden Sie das umfangreiche digitale Angebot der SLUB gut, andererseits haben Sie Sorge, dass „die Öffnung zum Internet zur inhaltlichen Verflachung führt“. Tatsächlich handelt das SLUB-Team proaktiv nach der aktuellen DFG-Devise „Die digitale Transformation weiter gestalten“. Wikipedia hat die gedruckten internationalen Lexika längst verdrängt und ist Realität, mit der wir uns auseinandersetzen. Die Verknüpfung mit den deutschen, englischen und polnischen Wikipedia-Versionen ermöglicht uns mehrsprachige semantische Verknüpfungen. Das ist einer unserer Beiträge zur geforderten Internationalisierung von Forschung und Lehre und der dazu notwendigen Bereitstellung von Informationsressourcen. Die Katalog-Suchmaschine ist auf 70 Mio. Medien angewachsen und es ist klar, dass die Trefferpräsentationen in dieser neuen Form weiter verbessert, unsinnige automatische Verknüpfungen und Verweisungen beseitigt werden. Mit der fortschreitenden Konsolidierung der Suchoptionen wird die Transparenz des Angebots und der Recherchemöglichkeiten konsequent erhöht.

    Die Diskussion über den SLUB-Service im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliothek läuft im Hause, in Gremien und via Blog seit längerem. Gerne greifen wir Ihre Anregung auf, diese nun auch mit den Fakultäten zu führen. Dabei sollten die offenkundigen Herausforderungen der Bibliothek diskutiert werden (die m.E. längst über Gatekeeper-Funktionen hinausgehen, indem sie Medien und Informationen vernetzt, elektronisches Publizieren fördert oder die Auswahl von Literatur physisch und virtuell unterstützt). Gleichzeitig sollten dann aber auch Fragen des wissenschaftlichen Umgangs mit Internetressourcen in der Universität reflektiert werden. Warum, so frage ich mich beispielsweise, schreiben nicht mehr Studierende und Hochschulangehörige in Wikipedia, um zu verbessern, was alle faktisch täglich nutzen? Wie lassen sich Vorbehalte der Kulturwissenschaften gegen Nutzung und Zitation elektronischer Publizieren überwinden?

    Aktuell empfiehlt der Wissenschaftsrat den Hochschulen eine intensivere Beschäftigung mit Medienwandel und Informationskomptenz. Wie finden Sie die Idee, gemeinsam in einem offenen Workshop, z.B. im Rahmen von DRESDEN.concept, über Ihre und unsere Fragen zu diskutieren? SLUB-Katalog, das Selbstverständnis von Bibliothek sowie von Studium und Wissenschaft in virtuellen Netzwerken gehören eng zusammen. Wir werden unsere Angebote "konsequent digital" ausbauen, dabei aber auch, Thilo Daniel, die räumlichen Services wie z.B. das Stöbern in den Freihandbereichen weiterhin fördern.

  • Albrecht von der Lieth
    17.07.2012 09:34
    Zum angesprochenen Wikipedia-Problem...

    ... sei nur kurz das Beispiel des kürzlich durch die (zumindest Fach-)Presse gegangenen Arbeitsbuches "Juristische Arbeitsthechniken und Methoden" genannt, welches sich u.a. breit aus Wikipedia-Artikeln bedient hat (http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Jam). Damit ist dann die Wikipedia - vom Plagiatsproblem einmal ganz abgesehen - letztlich in der Wissenschaftsliteratur angekommen, wird implizit als je-zitierfähiger wahrgenommen usw.

    Sicherlich ist die ungekennzeichnete Übernahme von Wikipedia-Texten nochmals ein eigenes Problem, allerdings eben auch (Teil-)Folge der Wahrnehmung von WP als wissenschaftsfähiger Quelle...

  • Thilo Daniel
    17.07.2012 08:12
    Zum Beitrag von Prof. Schwerhoff

    Ich danke für diesen Beitrag. Als Nutzer im Haus verstärkt sich dieser Eindruck noch.Es gibt eine Fülle von Arbeitsgruppen, die am Computer und /oder im Internet arbeiten. Wie viele Bücher des Freihandbereiches werden wohl alleine deshalb nicht genutzt werden, weil sie mit den jetzt gebotenen Recherchemoeglichkeiten fast unauffindbar werden?

    Als Nutzer, der die Bücher nutzen will, weil er sie für seine Arbeit benötigt, findet sich im wörtlichen und übertragenen Sinn fast kein Freiraum mehr.

    Die Verengung, die der Blickwinkel "Wikipedia" mitbringen wird, unterstützt diese Entwicklung zusätzlich.

  • Gerd Schwerhoff, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit
    16.07.2012 23:34
    Die SLUB - kein gatekeeper der Wissenschaft mehr?

    Zu fortgeschrittener Stunde schaue ich nach langer Zeit mal wieder in den slublog und finde die Halbjahresbilanz „konsequent digital“. Dazu ein kurzer Kommentar aus meiner Sicht eines Hochschullehrers im Bereich der Geisteswissenschaften (Geschichtswissenschaft).

    Auch wir sehen natürlich, dass die Bedeutung der Papierbibliothek durch das Internet stark relativiert wird und dass man sich dieser Entwicklung nicht entziehen kann bzw. dass eine Bibliothek sie aktiv mitgestalten muss. Viele Angebote der SLUB sind in dieser Hinsicht sicher vorbildlich und werden auch von mir gerne genutzt. Diese Qualitäten will ich mit meiner Kritik auch gar nicht in Abrede stellen. Aber: Mit großer Sorge sehe nicht nur ich, dass die Öffnung zum Internet zu einer inhaltlichen Verflachung des Angebotes zu führen droht, dass im Zeichen einer gewissen Tonnen-Ideologie qualitative Erwägungen auf der Strecke zu bleiben drohen. Gravierendstes Beispiel: Die Verlinkung mit Wikipedia-Artikeln!

    Was um Himmels willen reitet die SLUB, hierfür Geld und Arbeitskraft zu investieren? Dabei ist die Überflüssigkeit dieser Maßnahme angesichts der Tatsache, dass die betreffenden Artikel vermutlich bereits von einem Grundschüler problemlos und ohne SLUB-Hilfe im Netz gefunden werden können, nur ein Teil des Problems. Schwerer wiegt m. E. die Signalfunktion dieser Maßnahme: Wikipedia wird damit gleichsam zur Ressource einer Universitätsbibliothek geadelt. Dabei versuche ich meinen Studierenden im Proseminar zu beschwören, dass es sich bei Wikipedia NICHT um eine wissenschaftlich seriöse und zitierfähige Quelle handelt. Um nicht missverstanden zu werden: Wohl jeder nutzt und schätzt Wikipedia als ein bequemes und oft sehr informatives Nachschlagewerk, auch ich. Aber zitierfähig ist es nicht, aus Gründen, die vielfach diskutiert sind (vgl. pars pro toto Maren Lorenz http://www.werkstattgeschichte.de/werkstatt_site/archiv/WG43_084-095_LORENZ_WIKIPEDIA.pdf). Die systematische Verlinkung mit Wikipedia verflacht m. E. die Informationslandschaft in einer Weise, die ich für höchst problematisch halte. Notabene: Natürlich birgt auch die Papierbibliothek „unwissenschaftliche“ Bücher, aber dieser bloße Besitz hat nicht die gleiche Signalfunktion wie die Wikipedia-Verlinkung. Um es noch einmal anders zu fassen: M. E. hat die SLUB nicht den Auftrag, möglichst alles verfügbare Wissen bzw. alle Wissensquellen miteinander zu verknüpfen. Ihre Funktion sollte es vielmehr sein, als Gatekeeper der Wissenschaft zu fungieren und vorrangig geprüftes wissenschaftliches Wissen zu erschließen, analog und digital.

    Modifiziert und abgeschwächt wäre diese Kritik auf andere Suchfunktionen zu übertragen. Zum Glück gibt es mittlerweile immerhin eine intuitiv verständlichere Untergliederung der Suchergebnisse („Bücher, Bilder…“, „Aufsätze“, „Webseite“). Aber abgesehen davon, dass die Zuordnung der Ergebnisse zu diesen Kategorien oft nicht stimmt, bleibt aber auch hier oft die Ergebniskategorisierung „flach“: Unter Autorennamen finden sich häufig Titel, die mit den Autoren nur indirekt, über bestimmte, eher beliebige (weil beliebig ausweitbare) thematische Aspekte verknüpft sind.

    Um einen mir gut bekannten Fall zu nehmen („Gerd Schwerhoff“): Es finden sich einige Titel zum Thema „Hexenverfolgung“, an denen ich nicht mitgearbeitet habe. Zugegeben ist das eines meiner Arbeitsgebiete, aber doch eben auch beliebig. Die Nennung dieser Titel folgt keiner irgendwie von mir bestimmbaren Logik. Weiterhin finden sich einige der von mir mitherausgegebenen Sammelbände, bei denen ich nicht als Erstherausgeber im Bibliothekskatalog auftauche. Einerseits finde ich das gut, weil ich armer Mensch mit dem Anfangsbuchstaben „S“ sonst eher unsichtbar bleibe. Andererseits weiß aber ein unkundiger User überhaupt nicht, warum diese Bände unter meinem Namen dort auftauchen. Es sind übrigens auch nicht alle Mitherausgeberschaften aufgeführt, die die SLUB besitzt. Worauf ich mit diesen Beispielen hinauswill: Die SLUB gibt eine Fülle von Informationen, aber die Regeln, nach denen diese Informationen eingestellt werden, sind für den Nutzer nicht durchsichtig. Während ihm früher klar war, dass die im Katalog aufgeführten Bücher in den Regalen der Bibliothek zu finden waren, tritt ihm der SLUB – Katalog nun immer mehr als Super-Ressource entgegen, über die er viel Wissen einsaugen kann, dessen Herkunft aber eher unklarer wird. Um es etwas überpointiert auszudrücken: Ich finde, dass eine Universitätsbibliothek damit ihre Grundfunktion, Gatekeeper der Wissenschaft zu sein, in Frage stellt!

    All dies, um es noch mal zu betonen, sei unbenommen des tollen und von mir und meinen Studenten gerne genutzten Service der SLUB gesagt und zur Diskussion gestellt.


    • bigbug21
      17.07.2012 17:01
      Wikipedia

      Die Kritik an Wikipedia kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Kein Verlag und kein Label kann die sachlich-kritische Auseinandersetzung mit einem Werk ersetzen. Dies gilt auch und gerade für Wikipedia-Artikel. Allein die 1,5 Millionen Artikeln der deutschsprachigen Wikipedia fußen dabei auf vielen Millionen im Text angegebenen Quellen. Und allein das freie Medienarchiv Wikimedia Commons (http://commons.wikimedia.org/), auf dem auch ein Gutteil der deutschsprachigen Wikipedia fußt, enthält im Moment mehr als 13 Millionen Mediendateien. Es ist nur konsequent, Wikipedia-Artikel als zusätzliche Quelle mit anzubieten. Den kritischen Umfang mit solchen Quellen kann niemand ersetzen.

  • M.S.
    12.07.2012 01:11
    Vergleiche

    Guten Tag!

    Nach einem Besuch der Albertina in Leipzig musste ich an diesen Post denken und schildere im Folgenden meine Eindrücke.

    Was mir in Leipzig als erstes auffiel, war das angenehme Arbeitsklima. Allem voran die Temperatur. Im Vergleich zur SLUB herrschten dort angenehm kühle Bedingungen. Ich frage mich jedesmal, wenn ich an Sommertagen in die SLUB komme, wie man bei diesen Temperaturen lernen und arbeiten kann??? Weder in Leipzig noch hier hatte ich ein Thermometer zur Hand, aber dies ist mein subjektiver Eindruck. Nun ja, es ist ja nur einige Monate im Jahr so warm, aber es war schon „erschreckend“, wie uns Leipzig in dieser Kategorie den Rang abläuft. Ganz davon abgesehen, ist es meiner Meinung nach auch im Winter immer sehr gut geheizt.

    Zum allgemeinen Arbeitsklima gehörte auch die ruhigere und entspanntere Atmosphäre, die man in der SLUB zwar auch finden kann, aber der erste Eindruck ist doch immer sehr hektisch. Wenn man die SLUB betritt, hat es doch alles mehr etwas von einem Marktplatz, mit all seinen positiven und negativen Begleiterscheinungen.
    Vielleicht liegt es in Leipzig auch an der altehrwürdigen Architektur, die etwas mehr Ruhe und Respekt einfordert. In einem alten Schloss oder in einer Kirche fangen die meisten Menschen auch an, etwas gedämpfter aufzutreten.

    Und ganz allgemein lassen sich beide Bibliotheken in diesen Dingen nur schwer vergleichen, schon allein von der Gebäudegröße her ist die SLUB gefühlt fast doppelt so groß. Dabei ist es beachtlich, dass hier trotz des bedeutend geringeren Personals, deutlich mehr Entleihungen und Besucher verbucht werden.

    Nun ja, mein Lokalpatriotismus verbietet mir, die Leipziger Unibibliothek noch weiter zu loben. Denn abgesehen von angesprochenen Kritikpunkten, gibt es doch eine ganze Reihe positiver Dinge. Ganz vorn sehe ich die verschiedensten Onlineaktivitäten (bspw. Recherchefunktionen oder kluges Layout der Website), dann die ernsthafte Bereitschaft mit den Nutzern in Kontakt zu treten oder auch die Digitalisierung von Buchbeständen. Schließlich sollte man doch nicht alles Google überlassen.

    Viele Grüße
    M.S.

  • Alex
    06.07.2012 17:55
    Zum Thema digitales Ausleihen

    Ich würde weniger auf ebooks zugreifen, wenn die von mir gewünschten Werke in ausreichender Zahl in der SLUB als Buch zur Verfügung stünden, das sollte bei dem "Trend zum ebook" berücksichtigt werden.
    Die ebooks sind eine guter Alternative, wenn sich das ganze für die SLUB rechnet, aber ansonsten bevorzuge ich persönlich immer noch das gedruckte Buch.

    • Alex
      07.07.2012 15:01
      @Gedruckt oder digital

      Herr Bonte,
      da stimme ich Ihnen auf jeden Fall zu, den Sachverhalt als "Trend zur Digitalisierung" zu beschreiben hat ja auch nicht die SLUB erfunden.
      Als Distributionsmodell ist die Digitalisierung durchaus sehr praktisch. Ich als Student der Naturwissenschaften nutze natürlich auch selber die Publikationszeitschriften. Allerdings sollte man eben nicht verschweigen, dass eigentlich jeder Wissenschaftler das Paper, sollte das Abstract interessant sein, ersteinmal ausdruckt.
      Für 2-4 Seitige Paper ist das natürlich kein Problem, aber für Bücher ist das natürlich eher nicht möglich.
      Deswegen behaupte ich, dass bezüglich Spezialliteratur das digitale Ausleihen zunehmen wird, aber bezüglich grundständiger Lehrbücher sicherlich nicht. Um da eine wirklich gute AUssage treffen zu können, müsste man die Anzahl der Ausleihungen eines bestimmten Lehrbuches der SLUB mit der Anzahl der digitalen Ausleihen vergleichen. Nur so kann man feststellen, ob es wirklich diesen Trend gibt. Oder ob der Trend vielleicht durch den begrenzten Bestand der Bibliothek eingeleitet wird (was kein Vorwurf an die SLUB sein soll)

      Mit freundlichen Grüßen

    • Achim Bonte (SLUB Dresden)
      06.07.2012 18:26
      @Gedruckt oder digital

      Hallo Alex,

      vielen Dank für Ihre Meinung, die ich gut nachvollziehen kann. Da es in der Frage kein schwarz und weiß gibt, werden die meisten von uns Medien sicher noch lange je nach Lage des Falles benutzen. Die digitalen Ausgaben sind unbegrenzt orts- und zeitunabhängig verfügbar, dafür überzeugen Bücher durch überlegene Haptik und Unabhängigkeit (kein Gerät, kein Strom nötig). Für Forschung, Lehre und Studium ist der Trend allerdings eindeutig: Immer mehr Anbieter setzen konsequent auf digitale Medien.