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En Détail – Exponate vorgestellt (1): Ein Gastgeschenk für Erich Honecker

Derzeit findet in der Schatzkammer des Buchmuseums der SLUB die Ausstellung "Prächtiges und Festliches Dresden" statt. In der Reihe "En Détail - Exponate vorgestellt" erklären wir Ihnen die Hintergründe zu einzelnen Ausstellungsstücken.

Derzeit findet in der Schatzkammer des Buchmuseums der SLUB die Ausstellung "Prächtiges und Festliches Dresden" statt. In der Reihe "En Détail - Exponate vorgestellt" erklären wir Ihnen die Hintergründe zu einzelnen Ausstellungsstücken.

 

Ein Gastgeschenk für Erich Honecker: Wie der Cuvilliés-Plan nah Dresden kam

Beim Betreten der neuen Ausstellung fällt der Plan „Project zur Ausfüllung des Grabens bey der Königlichen Residenz Stadt Dresden“ von François de Cuvilliés ins Auge.

Die aquarellierte Federzeichnung des bayrischen Oberhofbaumeisters, entstanden um 1761, kam erst vor reichlich 30 Jahren in die damalige Sächsische Landesbibliothek (SLB). Das von Fachleuten hochgeschätzte Blatt mit dem genialen Entwurf für den Wiederaufbau Dresdens nach dem Siebenjährigen Krieg galt lange als verschollen, bis es durch eine Auktion in den 1930er Jahren in Privathand kam. Von dort konnte es über eine Kunsthandlung an Franz Josef Strauß verkauft werden. Als Erich Honecker im September 1987 den bayrischen Ministerpräsidenten in München besuchte, übergab Strauß seinem Gast den Plan von Cuvilliés als „Ausdruck alter bayerisch-sächsischer Verbindungen“.

 

Der Staatsratsvorsitzende der DDR und SED-Generalsekretär überließ der SLB die Karte „mit dem ausdrücklichen Wunsch, dieses wertvolle Original der Sächsischen Landesbibliothek zu übergeben, um ihre umfangreiche Spezialsammlung alter und neuer Pläne von Dresden zu vervollkommnen.“

 

Parzival kam aus Leipzig

Im Bestand der SLUB befinden sich auch zwei bebilderte Handschriften aus der Werkstatt von Diebold Lauber (vor 1427-nach 1471). Dieser betrieb im elsässischen Hagenau eine Schreiberwerkstatt, die man heute als ein mittelständisches Unternehmen bezeichnen würde; denn er ließ nicht nur Handschriften auf Bestellung  anfertigen, sondern auf Vorrat gleich mehrere Kopien von Werken, von denen er annehmen durfte, dass sie ihren Käufer finden würden. Dazu zählt auch der zwischen 1200 und 1210 entstandene Versroman „Parzival" von Wolfram von Eschenbach.

Die ausgestellte Bilderhandschrift mit 46 kolorierten Federzeichnungen wurde um 1450 hergestellt. Sie befand sich im 18. Jahrhundert  im Besitz des Dichters und Literaturtheoretikers Johann Christoph Gottsched (1700-1766), aus dessen Nachlass sie mit weiteren 85 mittel- und frühneuhochdeutschen Handschriften, darunter auch Meistergesängen von Hans Sachs in die Bibliothek der 1752 gegründeten „Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig“ gelangte. Nach deren Auflösung kaufte die Kurfürstliche Bibliothek in Dresden die Sammlung 1793 für 300 Thaler.

 

Noch bis zum 15. Mai 2018 ist die Ausstellung „Prächtiges und festliches Dresden“ in der Schatzkammer des Buchmuseums zu sehen.
Öffentliche Führungen finden jeden Samstag 14.00 Uhr statt. Treffpunkt ist im Foyer der Zentralbibliothek. Der Eintritt ist kostenfrei.

 

Bildlizenz: CC-BY-SA 4.0

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