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Sachsens Glanz und Preußens Gloria in der SLUB und im Verkehrsmuseum

Die Großartigkeit der Inszenierung entsprach dem Sujet: die teuerste Fernsehserie, die das Fernsehen der DDR produzierte, zeigt in sechs Teilen verschiedene Facetten des seit Jahrhunderten von Annäherung, Bündnis, Konkurrenz, Wettstreit und Auseinandersetzung um Vormächte geprägten Verhältnisses zwischen Brandenburg-Preußen und Sachsen - ein Aneinandermessen, für das neben militärischer Stärke auch Pracht zur Demonstration von Größe genutzt wurde.

Dass die DDR, deren Blick im Allgemeinen auf die Zukunft oder die Klasse der Unterdrückten gerichtet war, sich derart prominent (hochkarätig besetzt, mit hohem filmischem Anspruch und großem szenisschen Aufwand) einem historischen, zumal aristokratischen-royalen, Stoff zuwandte, erzeugte ein großes Echo. In etlichen Haushalten wurde die Fernsehserie intensiv rezipiert und Schaupieler wie Rolf Hoppe, aber auch Ezard Haußmann und sein Sohn Leander Haußmann, werden noch immer oft mit gerade diesen Figuren verbunden.

Dabei hat die Serie neben allen historisch recherchierten Details Klischees nicht nur bedient, sondern durchaus auch geschaffen und geprägt: August, der Schwache, der, statt sich gegen Preußen zu wehren, in Kunst investierte, hat sich als Bild sicher auch durch die kongeniale Verkörperung der Figur durch Rolf Hoppe geformt. Kein Klischee, sondern bitter-komischer Subtext dabei: sein berühmter Satz "Brühl, ich hab doch noch Geld?", der in der wirtschaftlich labilen Zeit der letzten DDR-Jahre vielfältige Assoziationsräume zu entfalten vermochte.

So schreibt und beschreibt die Serie Geschichte und kann als wichtiges Zeitzeugnis der filmischen Auseinandersetzung mit Fragen von Macht und Ohnmacht anhand eines für die Identifikation nicht nur der Sachsen und Preußen vermutlich nach wie vor wesentlichen historischen Stoffes gelten.

Den Film im Begleitprogramm zu unserer Ausstellung zu zeigen, soll deshalb nicht nur anregen, bestimmte Bilder und Klischees, die unsere Vorstellung vom Augusteischen Zeitalter grundieren, zu hinterfragen, sondern auch eine Reminiszenz an die "friedliche Revolution" vor 30 Jahren, sein, indem ein Stück DDR-Filmgeschichte, die im Subtext durchaus quer gegen gesellschaftlich gewollte Bilder gesehen werden konnte, auf die Leinwand gebracht wird.

Gezeigt werden die 3 Teile in sechs Folgen in Kooperation mit dem Verkehrmuseum Dresden an drei aufeinanderfolgenden Abenden:

Mittwoch, den 13.11., 19 Uhr im Klemperersaal der SLUB Zentralbibliothek

Donnerstag, den 14.11., 19 Uhr im Verkehrsmuseum Dresden

Freitag, den 15.11., 19 Uhr im Klemperersaal der SLUB Dresden

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2 Kommentar(e)

  • Christoph Schneider
    11.11.2019 16:14
    August der Schwache - ein Klischee des DDR-Fernsehens?!

    Sehr geehrte Damen und Herren der SLUB,

    wie kommen Sie denn darauf, dass die dargestellten Charakterzüge Augusts des Schwachen ein bloßes Klischee sind, welches obendrein noch vom DDR-Fernsehn geschaffen wurde? Der hat doch seinen Beinamen nicht vom Fernsehen bekommen. Die Zeitgenossen haben ihm nach seinem Tod diesen Namen verliehen, aufgrund seinen "Regierungs"-stiles. Es entspricht aktuell einem unsäglichen Trend, historische Tatsachen als Klischee abzutun und leichtfertig zu meinen, man wüsste es besser und müsste die ganze Geschichte einfach mal komplett umschreiben. Haben Sie sich wissenschaftlich mit diesem Fürsten befasst? Dann wäre ich dankbar, wenn Sie mir belegen würden, dass es nicht stimmt, dass er ein kunstvernarrter Träumer, Schwächling und ignoranter Versager auf dem Feld der Politik war.

    • Katrin Bicher (SLUB)
      12.11.2019 16:17

      Sehr geehrter Christoph Schneider, herzlichen Dank für Ihre Anmerkung! Sie haben Recht, schon im 18. Jahrhundert wurde Kritik am Regierungsstil geübt, v.a. mit Blick auf die Rolle Heinrich von Brühls. Auch der Vergleich zwischen den Persönlichkeiten Friedrich II. und August III. fiel schon zeitgenössisch im Hinblick auf Tugenden wie Virtus zu Ungunsten des sächsisch-polnischen Herrschers aus. Dieses – auch von der Historiographie reproduzierte – Bild von „August dem Schwachen“ wurde nicht zuletzt durch die Filmreihe (bzw. die ihr zu Grunde liegenden Romane) verfestigt und stark popularisiert. Dabei – das konnte die jüngere Forschung gut herausarbeiten – wird diese Reduktion August III. auf eskapistische Schwäche der historischen Gestalt aber nicht gerecht. Auch, wenn sich nicht leugnen lässt, dass August III. an den vielfältigen Herausforderungen letztlich an mehreren Stellen gescheitert ist, liegt das wohl weniger in der Schwäche seiner Persönlichkeit begründet, als in dem engen Handlungsspielraum, den ihm eine wirtschaftliche und politische Krisenzeit nur bieten konnte. Für eine alternative Perspektive auf August III. empfehle ich gern Staszewskis Biographie (https://katalogbeta.slub-dresden.de//id/0-192895346/). Und: vielleicht bietet unsere Veranstaltung ja Gelegenheit, über Geschichtsbilder und ihre Wirkung miteinander ins Gespräch zu kommen?