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Meilenstein der Botanik – Geschichte eines Buchdruck(er)s

Während draußen das Wetter noch eher unbeständig ist, können Sie sich in unserem Buchmuseum mit botanischen Kostbarkeiten auf den Frühling einstimmen. Noch bis 23. April zeigen wir die Ausstellung „Blühende Bücher" – u.a. mit einem Kräuterbuch aus dem Hause des Buchdruckers Christoph Plantin, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.

Kräuterbuch des flämischen Botanikers Matthias de L‘Obel (Lobelius) (c) SLUB, Deutsche Fotothek

Kräuterbuch des flämischen Botanikers Matthias de L‘Obel (Lobelius) (c) SLUB, Deutsche Fotothek

Johannes Gutenberg gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks und genießt entsprechende Bekanntheit. Ein weniger berühmter, aber durchaus bedeutsamer Vertreter der Buchdruckerkunst im 16. Jahrhundert war der französisch-flämische Drucker und Verleger Christoph Plantin. In diesem Jahr wird sein 500. Geburtstag gefeiert, auch wenn das Geburtsjahr 1520 nicht hundertprozentig gesichert ist und Tag und Monat gänzlich unbekannt sind.

Sicher ist, dass Plantin in Saint-Avertin bei Tours geboren wurde und am 1. Juli 1589 in Antwerpen starb. Dort hatte er nach einer Ausbildung zum Buchdrucker und Buchbinder 1555 eine der seinerzeit größten Druckereien und Verlagsanstalten gegründet. 1577 umfasste der Betrieb 22 Druckerpressen und mehr als 80 Mitarbeiter, darunter humanistisch gebildete Korrektoren. Zu Plantins Lebzeiten wurden hier über 1000 theologische, philologische, juristische und historische Werke, mitunter mit griechischen und hebräischen Typen, Musiknoten und Illustrationen gedruckt. Mit Unterstützung seines geschäftstüchtigen Schwiegersohnes und Nachfolgers Johannes Moretus (1543-1610) verkaufte Plantin seine Druckerzeugnisse in einer eigenen Buchhandlung in Paris ebenso wie auf der Frankfurter Buchmesse. Als Hauptwerk gilt eine 1568-1572 mit finanzieller Unterstützung Philipps II. von Spanien erschienene achtbändige Polyglottenbibel in lateinischer, griechischer, hebräischer, chaldäischer und syrischer Sprache.

Die SLUB bewahrt rund 200 Drucke, die zwischen 1555 bis 1711 in der Druckerei Plantins und seiner Nachfolger hergestellt wurden. In der Ausstellung „Blühende Bücher – Botanische Kostbarkeiten aus der SLUB“ ist noch bis zum 23. April 2020 ein Kräuterbuch des flämischen Botanikers Matthias de L‘Obel (Lobelius) zu sehen, das 1581 bei Plantin gedruckt wurde und einen Meilenstein in der Geschichte der botanischen Systematisierung darstellt. Der typographisch anspruchsvolle Band enthält knapp 1500 kolorierte Holzschnitte. 

Weitere Informationen zu Christoph Plantin

Mehr zur Ausstellung

27. Januar bis 23. April 2020 in der Schatzkammer, Mo.-Fr: 10-17 Uhr

Öffentliche Führung jeden Samstag um 14 Uhr

Öffentlicher Vortrag am 24. März 2020, 19 Uhr, Talleyrand-Zimmer der SLUB
Fr. Victor Lossau OSB, M.A., TU Dresden
»Die Geschöpfe dieser Erde / sind ein Buch und ein Gemälde / und ein Spiegel unsres Seins‘ (Alanus ab Insulis). Pflanzenkunde in den Arzneibüchern und Herbarien der Klostermedizin«

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