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Auf den Spuren Dantes in Sachsen

Das Dante-Jubiläumsjahr beschäftigt auch die Studierenden der Romanistik an der TU Dresden. Nachdem in der Vorlesung „Geschichte der Italienischen Sprache“ im Wintersemester 2020/21 bei Prof. Dr. Maria Lieber die Handschrift der Göttlichen Komödie (Mscr.Dresd.Ob.25) behandelt wurde, fragten sich Natalia Bobruk, Wiebke Hellmold, Debora Lerndorfer, Jasmin Dahbia Ould Malek, Claudia Rausch, Nora Stäuble und Tom Weidensdorfer, welche Spuren Dante sonst in Sachsen hinterlassen hat. Aus Exkursionen und einem Interview mit dem Vorsitzenden der Deutschen Dante-Gesellschaft, Prof. Dr. Rainer Stillers, entstand eine Präsentation, die im SLUBlog in Auszügen vorgestellt wird.

Logo und Gründungsurkunde der Deutschen Dante-Gesellschaft.

Dresden: Prinz Johann und das Dante-Kränzchen

Verfasst von Wiebke Hellmold

1801 wurde Johann Nepomuk Maria Joseph Anton Xaver Vincenz Aloys Franz de Paula Stanislaus Bernhard Paul Felix Damasus, genannt Hansy, als Prinz von Sachsen aus dem Haus Wettin in Dresden geboren. 1821/1822 führte ihn eine Bildungsreise nach Italien. In Pavia stieß er auf eine kommentierte Ausgabe der Divina Commedia von Dante Alighieri, welche ihn sehr beeindruckte und nicht mehr losließ. Zurück in Dresden begann er mit der Übersetzung des Werkes ins Deutsche unter dem Pseudonym Philalethes. In dieser Zeit lud er immer wieder Gelehrte und Interessierte nach Dresden ein, um sich über Dante und seine Übersetzungen auszutauschen. Das Dante-Kränzchen gilt als der Ursprung der heutigen Dante-Gesellschaft.

Schloss Weesenstein: Philaletes und die Übersetzung der Divina Commedia

Verfasst von Debora Lerndorfer

Auch das Schloss Weesenstein spielte eine große Rolle in Johanns Leben. Dort verbrachte er viel Zeit, übersetzte die Divina Commedia und erfuhr dort 1854 vom tragischen Tod seines Bruders, des Königs Friedrich August. Das Leben des Grafen von Weesenstein, wie er sich gerne auf Reisen betitelte um möglichst unbekannt zu bleiben, wendete sich radikal. Von nun an war er der König von Sachsen. Schloss Weesenstein, gelegen in der heutigen Gemeinde Müglitztal, zeichnet sich in unserem Kontext als der Ort aus, an dem König Johann von Sachsen unter dem griech. Pseudonym Philalethes (Freund der Wahrheit) seine Übersetzung der Göttlichen Komödie (it. „La Divina Commedia“) von Dante Alighieri anfertigte.

Die 1849 herausgegebene, vollständige Übersetzung schrieb sich in die Literaturgeschichte ein und wird heute in der Originalausgabe auch im Schlossmuseum ausgestellt. Weitere Verweise auf Dantes Werk befinden sich im Empfangssaal des Schlosses. Ein Deckengemälde zeigt die Allegorie der Poetica sowie zu ihren Füßen einen von drei Bänden der Divina Commedia, das „Inferno“.

Dresden: Dante verewigt im Sockel des Reiterstandbildes auf dem Theaterplatz

Verfasst von Claudia Rausch

Das sogenannte König-Johann-Denkmal bildet seit 132 Jahren das Herz des Dresdner Theaterplatzes. Gerahmt von der Galerie Alte Meister, der Semperoper sowie dem italienischen Dörfchen gilt die sechs Meter hohe Bronzestatue als point de vue – im Mittelpunkt einiger der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt.

Es handelt sich um einen Stufenbau aus grünem Syenit, auf einer fast zwei Meter hohen Basis stehend. An dessen Seiten befinden sich Tafeln mit Sprüchen, die des Königs Charakter kennzeichnen sollen. Auf der Rückseite befindet sich – als Erinnerung an König Johanns wissenschaftliche Leistungen – ein Buch mit dem Bildnis Dantes sowie ein Schild mit der Jahreszahl der Errichtung des Denkmals. Das Denkmal überstand sowohl die Zerstörung Dresdens in den Luftangriffen 1945, als auch die Bronzesammelaktionen in der NS-Zeit. Durch die hohe künstlerische Anerkennung Johanns als Dante-Übersetzer wurde das Standbild sogar vor einem Abbau oder gar einer Vernichtung in der DDR-Zeit verschont.

Halle: Karl Witte und die Dante-Forschung

Verfasst von Nora Stäuble

Zum Lebenswerk des 1800 in Lochau bei Halle geborenen Karl Witte zählt eine beachtliche kritische Ausgabe der Göttlichen Komödie Dantes, welche er während seiner Italienreise schätzen lernte. Witte stellte umfassende Vergleiche verschiedener Manuskripte in allen Bibliotheken Europas an. Seine Edition wurde mit dem Ritterkreuz des päpstlichen Pius-Ordens, dem toskanischen Leopold-Zivilverdienst-Orden und dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens geehrt und ausgezeichnet. Zu Lebzeiten veröffentlichte er eine vollständige Übersetzung der Göttlichen Komödie, sowie mehrere Aufsätze zu Dante Alighieri.

Dresden: Die Gründung der gesamtdeutschen Dante-Gesellschaft

Verfasst von Tom Weidensdorfer

Dante-Forschung wird in Deutschland bereits seit den 1820er Jahren betrieben. Der Sachsen-Anhalter Karl L. Kannegießer brachte seine Dante-Forschung sogar bis nach Breslau, wo er einen eigenen Dante-Zirkel ins Leben rief. In den deutschen Landen bildeten Karl Witte und König Johann von Sachsen das Fundament der Dante-Forschung. Von Kannegießer inspiriert betrieb Witte später in Halle einen eigenen Dante-Zirkel, welcher sich über erbrachte Forschungsergebnisse austauschte. Zu Ehren des 600. Geburtstages Dantes im Jahr 1865 hatte Witte die Idee, eine gesamtdeutsche Dante-Gesellschaft zu gründen, um alle Dante-Forscher zusammenzuführen. Er profitierte dabei sehr von seiner Beziehung zu Johann von Sachsen, welcher es ermöglichte, sein Vorhaben unter königlicher Schirmherrschaft in Dresden zu verwirklichen. Auf Einladung des Königs wurde deshalb am 13. September 1865 im Dresdner Hotel de Saxe die weltweit erste Dante-Gesellschaft gegründet.

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