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Wissenschaftlichen Austausch und Entwicklung fördern: Open Access im Wissenschaftsraum Dresden
>> Bonte: Liebe Frau Prof. Rösen-Wolff, wie fast alle wissenschaftlichen Bibliotheken weltweit plädiert die SLUB für eine Publikationsstrategie, die einerseits die Publikationsfreiheit jedes Einzelnen und die rechtlichen Rahmenbedingungen sorgfältig achtet, andererseits auf die Sozialpflichtigkeit von öffentlich finanzierter Wissenschaft hinweist und für eine frei zugängliche, ggf. zusätzliche Publikation auf Plattformen wie dem sächsischen Dokumenten- und Publikationsserver Qucosa wirbt. Als neue Prorektorin für Forschung haben Sie von Ihrem Vorgänger auch das Amt der Open Access-Beauftragten der Universität übernommen. Welche persönlichen Erfahrungen verbinden Sie mit Open Access?
>> Rösen-Wolff: Als bisherige Forschungsdekanin der Medizinischen Fakultät ist mir das Thema schon recht vertraut, jedoch lerne ich in meiner neuen Rolle gerade weitere Aspekte und Details kennen, wie etwa den Transformationsaufwand im Rahmen der nationalen DEAL-Verträge. Die Medizin ist ja früh in die Welt des digitalen Publizierens aufgebrochen, wird zugleich aber auch von teilweise besonders hohen Lizenzgebühren für wichtige Zeitschriften geplagt. Das bietet einen starken Impuls, sich mit alternativen Publikationsstrukturen zu beschäftigen. Ich bin dankbar, dass uns die SLUB als Bibliothek der TU Dresden auf diesem Feld so engagiert unterstützt.
>>Bonte: Wo stehen wir mit Open Access an der TU Dresden aus Ihrer Sicht?
>> Rösen-Wolff: Mit der Etablierung einer Open Access-Strategie und einer Open Access-Beauftragten im Rektorat, der Finanzierung des Open Access-Publikationsfonds und der Verbesserung des Forschungsinformationssystems der TU Dresden haben wir bereits wesentliche Bausteine gelegt. Nun geht es nicht zuletzt darum, den Anteil von Open Access am gesamten Publikationsaufkommen weiter zu steigern, indem wir kontinuierlich mit guten Argumenten für diesen Weg werben. Dazu dient auch die jährliche Open Access Week. Open Access-Publizieren bedeutet für Forschende hohe Aktualität und Prioritätssicherung und eine nachweislich erhöhte Sichtbarkeit und Zitierhäufigkeit. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass Zugang zu unseren Forschungsergebnissen nicht privatisiert wird. Diese starken Gründe für Open Access werden auf dem Campus weitere Veränderung bewirken.
>> Bonte: Das komplexe Thema der DEAL-Verträge hatten Sie bereits erwähnt. Wie beurteilen Sie den erreichten Stand?
>> Rösen-Wolff: Die DEAL-Verträge sollen mit dem Generalziel Open Access den Übergang von einem nutzungsbasierten Kostenmodell mittels Lizenzgebühren zu einem publikationsbasierten mittels Artikelbearbeitungsgebühren schaffen. Die TU Dresden steht grundsätzlich zu diesem Weg und zählt ja zu den vielen Einrichtungen, die nun schon seit längerer Zeit auf Zeitschriften von Elsevier verzichten, um auch diesen größten Verlagskonzern zu einem vernünftigen Angebot zu veranlassen. Als publikationsstarke Einrichtung wollen wir allein aus Mitteln von TUD und SLUB langfristig aber nicht noch mehr Geld aufwenden müssen als vor der Transformation. Eine zweite Herausforderung besteht darin, die Finanzströme innerhalb der Universität so zu ordnen, dass Publikationsgebühren künftig von zentraler Stelle beglichen werden können. Da Sie bislang nur mich befragt haben, möchte ich den Spieß nun aber einmal umdrehen. Wie blicken Sie auf Open Access in Dresden, lieber Herr Dr. Bonte?
>> Bonte: Für mich wird Open Access zunehmend zu einem Puzzleteil im größeren Bild von Open Science. Mit Initiativen für offene Forschungsdaten im Rahmen einer nationalen Dateninfrastruktur (NFDI) oder für offene Lehr- und Lernmaterialien (OER) streben wir an, möglichst viele wissenschaftliche Prozesse offen und nachnutzbar zu gestalten. Ich bin dankbar, dass die SLUB auch auf diesen Feldern in der Universität stets Aufmerksamkeit und verlässliche Kooperationspartner findet. In unseren nun schon mehrfach ausgezeichneten LibraryLabs wie dem SLUBMakerspace oder dem SLUBTextLab können wir gemeinsam gut für die Zukunft vorsorgen.
>> Rösen-Wolff: Wo sehen Sie noch Möglichkeiten, um Open Access und Open Science in Dresden stärker voranzubringen?
>> Bonte: Am 10. Oktober haben wir 10 Jahre DRESDEN-Concept gefeiert, den Wissenschaftsverbund im Großraum Dresden. Inzwischen arbeiten hier neben der TU Dresden und der SLUB 30 Einrichtungen des Freistaats und der großen außeruniversitären Forschungsorganisationen zusammen. Auf der Basis der Open Access Policies, die es auch bei der Max-Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft sowie bei der Leibniz- und der Helmholtz-Gemeinschaft gibt, könnten wir zum Beispiel prüfen, inwiefern sich die gleichgerichteten Bemühungen um Open Access im Rahmen von DRESDEN-Concept künftig noch stärker zusammenführen lassen. Daneben gilt es weiterhin deutlich zu machen, dass Open Access nicht zwingend Qualitätsverlust bedeutet und sich auch nicht zwangsläufig gegen die klassische Vermittlungsfunktion wissenschaftlicher Verlage richtet. Im Gegenteil: Verlage können auch in Open Access-Publikationssystemen weiter eine bedeutende Rolle spielen. Liebe Frau Rösen-Wolff, ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit!
>> Rösen-Wolff: Lieber Herr Bonte, ich ebenfalls. Ich bin sicher, dass uns die Themen Open Science und Open Access weiter intensiv beschäftigen werden.
Morgen im Interview: Prof. Dr. Wolfgang Lehner (TU Dresden, Bereich Ingenieurwissenschaften, Fakultät Informatik).
Unser Tipp: Am 21. Oktober 2020 stellen die Expert:innen des SLUB-Open-Access-Teams in Online-Workshops Serviceangebote rund um den Forschungskreislauf vor und stehen allen Interessierten Rede und Antwort. Die Themen reichen vom Akademischen Identitätsmanagement über Open-Access-Finanzierungsmöglichkeiten für Autor:innen bis hin zu Offenen Forschungsdaten. Dazu laden wir Sie herzlich ein! Wählen Sie einfach im Programm den passenden Workshop aus und klicken sich zur gewünschten Zeit in die Online-Konferenz, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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