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"Soooo expeeeensive!"

473 Jahre alt wird die Sächsische Staatskapelle Dresden am heutigen Mittwoch – und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, die selbst ja nur acht Jahre jünger ist, gratuliert ihrer Schwester herzlich! Dazu ein Gespräch mit Ehrendirigent Herbert Blomstedt am 21.9.21 zum Orchesteralltag „seiner“ Dresdner Ära.

Vor 52 Jahren gastierte Herbert Blomstedt erstmals bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Von 1975 bis 1985 amtierte er als Chefdirigent – und absolvierte in dieser Zeit auch sämtliche internationalen Tourneen mit seinem Dresdner Orchester. Foto: Martin Morgenstern

Zum Geburtstag ist es erlaubt, in froher Runde zurückzuschauen auf gemeinsam erlebte Abenteuer. Dazu waren Musikerinnen und Musiker und alle Freunde der "Kapelle", wie das Orchester liebevoll genannt wird, zu einem Gesprächsabend in den Klemperer-Saal eingeladen. Musikalische Geburtstagsgrüße überbrachten das Fritz-Busch-Quartett und der Solo-Klarinettist Robert Oberaigner – und dann gehörte die Bühne Herbert Blomstedt, seit fünf Jahren Ehrendirigent des Orchesters. Angeregt durch die Filme des ehemaligen Solobratschers Alfred Schindler, die im Rahmen des Programms "Sicherung des audiovisuellen Erbes in Sachsen" digitalisiert wurden und seit letztem Jahr in der digitalen Mediathek der SLUB abrufbar sind, ließ Blomstedt seine Dresdner Jahre Revue passieren. Wie er gerade einundvierzigjährig an einem verschneiten Märztag erstmals in der Stadt ankam und von einem freudestrahlenden Orchesterdirektor am Bahnhof in Empfang genommen wurde. Und was er später auf den zahlreichen Tourneen mit dem Orchester während seiner Amtszeit als Chefdirigent mit seinen Musikern erlebte. Darunter fällt etwa die erste, noch recht entbehrungsreiche Amerika-Tournee der Kapelle (der Dirigent erinnert sich, wie er nach zwei Wochen im Bus mit den Musikern bei der Tourleitung nachfragte, ob er vielleicht für eigene Ausflüge ein Auto bekommen könne: "Soooo expeeeensive!", barmte die gestrenge Managerin, willigte aber schließlich ein), aber auch gemeinsame Reisen nach Japan, Italien, Spanien und in die Schweiz.

Zahlreiche musikalische Weggefährten Blomstedts waren zu dieser kurzweiligen Gesprächsstunde gekommen – und wollten den Maestro am Ende kaum wieder entlassen. Immer neue Geschichten wurden ausgegraben, Erinnerungsstücke überreicht und Andenken signiert – bis schließlich der Dirigent Peter Gülke seinen Kollegen glücklich zum Abendbrot entführen konnte...

Die gestrige Veranstaltung ist Auftakt einer engeren Zusammenarbeit zwischen Bibliothek und Orchester: Quellen aus fast fünf Jahrhunderten Orchestergeschichte warten in der SLUB auf ihre Erweckung. Tonband-Mitschnitte von jüngeren Ur- und Erstaufführungen der Staatskapelle sollen so in den nächsten Jahren gemeinsam erschlossen und seltene Autographe zum Klingen gebracht werden; wenn es nach dem Dresdner Publikum geht, dann auch gern in solch kurzweiligen Veranstaltungen!

Die Videoaufzeichnung des Gespräches finden Sie hier: 

Seit 2019 sichert der Freistaat im Landesprogramm SAVE Sachsens Film-, Video- und Tonschätze. Seitdem wurden über 2000 Filme, Tondokumente und Lokal-TV-Sendungen mit einer Gesamtlaufzeit von 55.000 Minuten und einem Datenvolumen von 110 Terabyte digitalisiert, katalogisiert, langzeitarchiviert und der Öffentlichkeit, wo möglich, rechtssicher zur Verfügung gestellt. Die SLUB und der Filmverband Sachsen koordinieren das Programm zur Sicherung des audiovisuellen Erbes in Sachsen. Je 380.000 Euro stellt das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus für die Jahre 2021 und 2022 zur Verfügung, damit Sachsens Bild- und Tonschätze ins digitale Zeitalter gerettet werden können.

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